Sie haben die Software-Unterstützung angesprochen. Was bietet EBV in dieser Hinsicht?
Wir haben eine duale Rolle. Zum einen haben wir Ressourcen aufgebaut, die sich mit Software auseinandersetzt: etwa wieweit setzen wir auf Linux, offene Plattformen etc. Auf der anderen Seite sind wir als Distributor nicht in der Lage, ein komplettes Software-Produkt zu entwickeln, denn hier hängen Gewährleistungsansprüche usw. daran. Hinzu kommt der Variantenreichtum im Softwareumfeld. Das können wir in diesem Setup als Distributor nicht alles abdecken. Daher sehen wir das in erster Linie bei unserm Partnernetzwerk bzw. nutzen auch das Komplett-Setup des Avnet-Konzerns.
Kommen wir noch mal zurück auf neue Technologien in Verbindung mit dem IoT: Welche Rolle spielen die EBVChips in diesem Zusammenhang?
Wir sehen aus den Diskussionen mit unseren Kunden heraus, dass es noch „White Spots“ gibt, wo noch keine wettbewerbsfähige Lösung zur Verfügung steht. Wir setzen ganz gezielt darauf, diese Lücken mit unserem EBVChips-Programm zu schließen. Die letzten beiden EBVChips Maia und Vesta sind beides Wireless-Module. Wireless ist ein Markt, der extrem schnell wächst. Allerdings ist er durch die Vielzahl der Anbieter und Technologien nicht sehr transparent. Die Kunden suchen aber etwas, was sie zum richtigen Preis und mit der richtigen Qualität möglichst schnell in den Markt bringt. Es wird ein großer Fokus im nächsten Jahr sein, unser EBVChips-Portfolio dahingehend zu erweitern, zum Beispiel durch eine Software-Variante bei ähnlicher Hardware.
Wenn wir von Portfolioerweiterungen sprechen – gilt das auch für Ihre Linecard?
Hier sehen wir eher die umgekehrte Entwicklung, dass Hersteller aufgekauft werden, und dadurch konsolidiert sich die Zahl der Hersteller: Um bei IoT mitspielen zu können, braucht ein Hersteller eine breite Palette an Technologien, genauer gesagt: Controller, Wireless, Security und Low Power. Die Zukäufe der letzten Zeit haben ihren Trigger auch im Thema IoT.
Auf Halbleiterebene wird also kräftig konsolidiert. Wachsen auch Elektronik und IT mehr zusammen? Inwiefern setzen Sie das bei EBV um?
Ich sehe uns sehr stark im Bereich Edge und Gateway, während unsere Kollegen von der Embedded-Seite und der Avnet Technology Solutions von der Cloud in Richtung der Gateways gehen. Hier treffen wir uns dann sozusagen. Aber insgesamt ist das sicher ein Thema, bei dem Avnet als Konzern mit der Expertise in Elektronik und IT eine große Rolle spielen kann.
Welche Rolle spielt Industrie 4.0 für Europa insgesamt?
Das ist sicher ein großes Thema, bei dem Europa punkten und einen Wettbewerbsvorteil ausspielen kann. Industrie 4.0 lebt schließlich von einer entscheidende Kernkompetenz, die wir hier haben: Die Industrie-Elektronik ist ein extrem wichtiger Markt in Europa. Auch die meisten globalen Halbleiter-Hersteller haben realisiert, dass ihre Wachstumsmärkte über die nächsten Jahre Industrie und Automotive sind. Das befeuert die Diskussion um Industrie 4.0 und IoT zusätzlich. Wir sitzen in diesem Fall hier also nicht nur am Receiving-End, sondern übernehmen in Europa in dieser Hinsicht eine Führungsrolle. Das passt übrigens auch sehr schön mit Themen in der Medizintechnik wie Personal Healthcare oder Smart Home zusammen, die für uns als EBV zu den am schnellsten wachsenden Märkten gehören.
Was sagen Sie zum aktuell viel diskutierten Thema Standards?
Wir beobachten das natürlich aus den Segmenten heraus, denn es ist wichtig für uns zu verstehen, wo die Diskussion hingeht. Aber am Ende des Tages werden wir uns auf das einstellen, was kommt, auch auf Technologieseite, zum Beispiel im RF-Bereich Themen wie LoRa und SIgFox. Es gibt viele, die versuchen, Standards zu etablieren, wie z.B. ZigBee, das aber heute etwas an Schwung verloren hat, während BLE und WiFi dabei sind, sich durchzusetzen. Hier ist die Frage: Gibt es noch Platz für ein Langstreckensystem wir LoRa oder Sigfox? Aber man muss sehen, welche Player was unterstützen.
Inwieweit stocken Sie Ihre Personal-Ressourcen für Industrie 4.0 bzw. IoT weiter auf?
In den Bereichen Sicherheit und Connectivity habe wir noch mehr Know-how aufgebaut und zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.
Können Sie Ihre Umsatzerwartungen in Zusammenhang mit Industrie 4.0 und IoT beziffern?
Es handelt sich dabei ja nicht um spezifische Kunden oder Produkte, sondern die Themen greifen vielschichtig ineinander, insofern lässt sich das nicht klar beziffern. Aber allgemein formuliert: Die Segmente, die das Thema betriff, wie RF und Sensorik, wachsen signifikant schneller als der DMASS-Index, und insofern sehen wir, dass wir auf einem richtigen Weg sind.