Holger Ruban, CEO von Distrelec

»Haben das Poten­zial, einer der Großen zu werden«

26. April 2022, 14:59 Uhr | Karin Zühlke
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Schwerpunkte im Geschäftsmodell

Wo setzen Sie die Schwerpunkte im Geschäftsmodell?

Wir sind vom Geschäftsmodell sehr vergleichbar mit unseren Mitbewerbern: Wir haben Vertriebsingenieure im Feld und Mitarbeiter im Innendienst, die in der Lage sind, technischen Support zu geben. Das wollen wir auch weiter so führen, allerdings stärker den Innendienst ausbauen. Unseres Erachtens ist das der richtige Schritt, weil wir sehen, dass durch die Pandemie die Leute mehr zu Videokonferenzen greifen, also unser Innendienst stärker gefordert ist. Wir gehen nicht weg vom Vertriebsingenieur, aber wir reagieren auf Veränderungen im Kundenverhalten.

Wie weit geht die technische Unterstützung bei Distrelec?

Technische Unterstützung heißt bei uns Hilfe bei der Auswahl der Produkte. Wir sind nicht beim Design-in dabei und machen keine Applikationsunterstützung. Wir können aber natürlich zu den Produkten, die wir verkaufen, technischen Support geben.

Sie sagten vorhin: Distrelec sieht sich als Broadliner. Heißt, Sie wollen auch größere Mengen verkaufen?

Broadliner bezieht sich auf das Sortiment. Wir wollen nicht ins Volumengeschäft, sondern sind mit den kleinen und mittleren Kunden sehr zufrieden. Wir sind stolz auf unsere Kundenbasis, die uns sehr loyal verbunden ist. In diesem Segment fühlen wir uns wohl.

Welche Auswirkungen hatten die Lieferengpässe der letzten zwölf Monate auf Ihr Angebot?

Ich habe das Gefühl, dass viele Kunden größere Sicherheitsbestände aufgebaut haben und deutlich vorsichtiger geworden sind. Sie warten nicht bis zur letzten Sekunde, bis sie ihre Lager wieder auffüllen. Auch für uns gilt: Wir waren und sind in der Planung und Lagerhaltung deutlich konservativer geworden. Dadurch haben wir die Lage derzeit auch gut im Griff. Wir wissen, dass die Lagerbestände deutlich länger reichen müssen als früher.

Inwieweit haben Sie die Abgabe der Ware reglementiert?

Wir haben niemanden bevorzugt. Allerdings wissen wir es zu verhindern, dass ein völlig unbekannter Kunde unseren Lagerbestand aufkauft. Das kam aber nahezu nicht vor.

Ein Wort zur geopolitischen Lage: Welche Auswirkungen sehen Sie bereits auf die Lieferketten weltweit, und mit welchen Auswirkungen rechnen Sie?

Insgesamt betrachtet wird es die Lieferkette treffen; wie genau, können wir derzeit nicht absehen. Wir stehen in engem Austausch mit unseren Herstellern. Aber momentan ist die Situation noch zu unübersichtlich, um sie richtig zu bewerten. Wir sind gut aufgestellt, werden weiter in unsere Bestände investieren, aber ich kann mir schon vorstellen, dass die Lieferkette ein Spannungspunkt bleibt. Glaubt man einigen Aussagen, könnte das sogar bis 2025 weiter der Fall sein. Für uns als im Weltvergleich kleineres Handelsunternehmen bleibt es eine Situation, in der wir die Augen offen halten müssen. Wann immer wir Informationen haben und Hinweise auf Probleme, werden wir das bei uns auf der Website direkt am Produkt kennzeichnen.

Hat Distrelec Zulieferer aus der Krisenregion Ukraine, Russland oder Belarus?

Nein, wir haben keine direkten Lieferanten aus den genannten Gebieten. Wir können aber natürlich nicht ausschließen, dass einer unserer Lieferanten in der Kette Vorprodukte aus den Regionen bezieht. Wir sind dabei das zu eruieren, aber die Sichtbarkeit wird einige Zeit dauern.

Inwieweit bereitet sich Distrelec auf das neue EU-Lieferkettengesetz vor? Als Firma mit unter 500 Mitarbeitern wären Sie voraussichtlich jedenfalls nicht betroffen.

Auch wenn wir von Gesetzes wegen her nicht betroffen wären, uns beschäftigt das Thema Nachhaltigkeit mit allen Facetten. Wir nehmen derzeit unsere Lieferkette sowohl unter Umwelt- als auch unter ethischen und sozialen Gesichtspunkten unter die Lupe. Wir sind dabei, verschiedene Audits aufzusetzen, auch für unsere Vorlieferanten. Damit wollen wir sichergehen, dass es nicht nur schöne Worte sind, die wir von unseren Lieferanten hören, sondern dass wir dies auch mit Fakten untermauern können.

In unserer Branche sehe ich im Großen und Ganzen ein extrem starkes Interesse daran, dass die Lieferketten ethischen Gesichtspunkten genügen.


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