Interview

Avnet Memec: »Wir leben das Prinzip ’weniger ist mehr’«

24. Januar 2013, 17:24 Uhr | Karin Zühlke
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Linecard: Klein, aber fein

Ihre Linecard ist klein, aber oho, wie man so schön sagt. Gehen Sie auch hier konsequent den Weg »nicht Masse, sondern Klasse«?

Unsere sieben vertikalen Märkte bestimmen auch unsere Linecard. Das heißt wir konsolidieren oder erweitern unser Spektrum abhängig von den Anforderungen aus diesen Märkten. Flankiert werden die vertikalen Märkte durch die Technologien Analog & Mixed Signal, Power, HF, Logik, Energy Harvesting, drahtlose und drahtgebundene Kommunikation. Derzeit haben wir immerhin rund 40 Hersteller auf der Linecard, davon aber nur etwa 15 Fokus-Hersteller, mit denen wir in sehr intensivem Austausch stehen und auch das entsprechende Gehör bekommen. Unsere Hersteller kennen unsere Mitarbeiter noch persönlich.        

Was unterscheidet Avnet Memec von anderen Spezialisten?

Durch das starke Rückgrat der Avnet-Gruppe haben wir sicher einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Spezialdistributoren und vereinen sozusagen das Beste aus zwei Welten. Wir können uns auf unser Spezialistentum konzentrieren und haben dabei einen Großkonzern im Rücken. Ob Logistikkonzepte, Flexibilität bei der Kapitalbindung des Kunden oder insgesamt der finanzielle Background unseres Unternehmens: Der Name Avnet steht für eine sehr hohe Reputation im Markt. Davon profitieren wir natürlich.  

Ist es für einen Spezialisten wichtig, international aufgestellt zu sein?

In dem Moment, in dem Sie als Spezialist erfolgreich werden, werden Sie auch damit konfrontiert, dass Sie mit Großkunden zu tun haben, die voraussetzen, dass Sie international agieren können.

Avnet Memec hat in den sieben Jahre seit der Gründung viel erreicht, den Umsatz bis 2011 um 42 Prozent gesteigert. In welche Richtung werden Sie das Geschäft noch ausbauen? 

Wir wollen künftig noch mehr Wertschöpfung beim Kunden abdecken. Wir können uns zum Beispiel vorstellen, künftig auch Software-Plattformen anzubieten. Denn die Anforderungen gehen immer mehr von der Hardware in Richtung Software.
Auch über die Modulentwicklung zusammen mit Herstellern möchten wir den Kunden ein Stück mehr Wertschöpfung aus unserer Hand bieten: Wir haben zum Beispiel mit Renesas und Adeunis RF ein Komplettmodul als »Plug & Play-Lösung« für die Nearfield-Kommunikation entwickelt, das sich beispielsweise gut für Ticketmaschinen oder Getränkeautomaten eignet.      

Sehen Sie einen Trend von diskret aufgebauten Systemen hin zum Modul?

Das kommt auf den Kunden an. Ein klassischer Mittelstandskunde mit mittleren Stückzahlen ist für so eine Lösung sicher dankbar. Ein Kunde mit einer großen Entwicklungsabteilung wird sein System sicher von Grund auf selber entwickeln.  

Zum Schluss noch ein Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung: Was erwarten Sie von 2013?

Wir haben auch im schwierigen letzten Jahr Marktanteile gewonnen und werden etwa bei Minus 5 Prozent Umsatz im Vergleich zu 2011 rauskommen. Für 2013 rechnen wir mit einem niedrigen einstelligen Marktwachstum zwischen 0 und 3 Prozent, wobei Avnet Memec durch weiteren Marktanteilgewinn anstrebt, mehr zu wachsen. Ich würde unseren Ausblick deshalb als verhalten optimistisch bezeichnen. Die globalen Rahmendbedingungen sind nicht vorhersehbar - insofern haben wir alle einige Unbekannte in unserer Rechnung.

Wie sieht das Bild bezogen auf die vertikalen Märkte aus? 

Die Industrieautomation blickt wie wir verhalten optimistisch in die Zukunft, weil die Endkunden in Asien und erfreulicherweise auch in Amerika die Automatisierung weiter vorantreiben. Unter Druck sind nach wie vor die Erneuerbaren Energien. Smart Metering läuft gut, wenn es um Design-in-Aktivitäten geht, auch wenn die Stückzahlen in der Produktion noch nicht immer da sind. Military & Aerospace läuft ebenfalls relativ gut - die beiden Teilbereiche halten sich mehr oder weniger die Waage. Data Processing & Computer profitiert von den immer höheren Datenraten, die vom Endverbraucher gewünscht werden. Building & Home Automation sowie Fire & Security bestätigen ebenfalls einen stabilen Trend aufgrund eines immer höheren Vernetzungsgrades in Smart-Home-Applikationen. 


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