Darüber hinaus gibt es auch das Angebot der Arrow-Cloud – wie fügt sich das in den Gesamtkontext?
Das Angebot der Arrow-Cloud richtet sich an die Channel-Partner und kommt aus dem ECS Business; hier werden die Cloud-Lösungen von den klassischen Channel-Partnern vermarktet.
In unserem letzten Interview hatten wir darüber gesprochen, dass die Kombination aus On- und Offline-Welt für Arrow wichtig ist – hat sich inzwischen das Gleichgewicht in Richtung Online-Handel verschoben?
Natürlich versuchen wir kontinuierlich, den Online-Anteil auszubauen, aber das ist auch der Gang der Zeit. Das geht dann nicht zu Lasten der Offline-Betreuung. Wir investieren dazu sowohl in den Design-orientierten Teil als auch in den Einkaufs-orientierten Teil unserer Plattform myarrow.com. Wir haben hier eine entscheidende Erweiterung angestoßen: Wir bauen ein Team auf, das einen ausschließlichen Fokus auf das digitale Geschäft hat. Einige dieser Team-Mitglieder sind auch direkt beim Kunden vor Ort und unterstützen ihn dabei, die Plattform effizient zu nutzen. Das Team rekrutiert sich aus den Schwerpunkten Website-Operations, Digital Services, Kundenservice und Marketing.
Der Online-Handel ist nur ein Element. Wir haben ein digitales Ökosystem aufgebaut, das weit darüber hinausgeht und viele andere Features mit einbindet, wie Collaborative Design, digitale Medien, das Thema Crowd-Funding mit unserem Partner Indiegogo usw. Vieles davon haben wir selbst entwickelt und das ist nahtlos mit unserem Distributions-Kernbereich verknüpft. Unsere Vertriebsmitarbieter können dieses Services nutzen, um den Kunden zu unterstützen, etwa mit der Collaborative-Design-Plattform. Früher hat man Files hin und her geschickt, jetzt haben sie die Möglichkeit, gemeinsam über die Plattform an einem Projekt zu arbeiten. Das Nutzen von Online-Ressourcen hilft uns dabei, unser Geschäft vorwärts zu bringen.
„Back to the Roots“ gibt es aber auch ganz klassische Offline-Services, wie die kundenspezifischen Stromversorgungen, die Sie gemeinsam mit Artesyn anbieten…
Für unsere Kunden ist es ohne Frage sehr hilfreich, wenn wir ihnen helfen können, ihre Time-to-Market zu reduzieren. Zusammen mit Artesyn haben wir einen Service aufgebaut, indem wir konfigurierbare AC/DC-Netzgeräte anbieten, die auch bei mittleren Volumenanforderungen flexibel aufgebaut werden können. Dazu haben wir in Swindon, England, die Konfigurationslinie und die Testverfahren von Artesyn nachgebildet und können somit Netzteile von Artesyn dort fertigen. Die Konfiguriervielfalt ist enorm. Es bieten sich mehr als zwei Millionen Optionen und wir können ein solches Netzteil in 48 Stunden produzieren, selbst bei sehr kleinen Chargen mit bis zu zehn Einheiten.
[Neue Projekte und Kunden
über Indiegogo
Neukunden aus der Start-up- und Maker-Szene gehören bei Arrow zur Unternehmensstrategie – bringen die Bemühungen um Start-ups die erhofften Erfolge?
Hier hat sich einiges getan. Viele Start-ups kommen über die digitalen Plattformen wie Indiegogo zu uns. Wir haben global mehr als 2000 Neukunden ins Kerngeschäft überführt, die sich aus dem Kontakt über digitale Plattformen heraus entwickelt haben. Ein Projektbeispiel ist der selbstlernende Roboter-Assistent Q.bo One, den die Firma Theocorpora aus Barcelona entwickelt hat. Wir sehen, dass Indiegogo und das Thema IoT sehr gut zusammenspielen.
Die Roboter-Kampagne von Theocorpora auf Indiegogo wurde von Arrow zertifiziert. Was muss ein Start-up erfüllen, um ein solches Zertifikat zu erhalten?
Jeder, der möchte, kann seine Kampagne online stellen und kann sich um ein Arrow-Zertifikat bewerben. Es gibt einen Anforderungskatalog, aus dem wir erkennen können, dass es einen Ansatz der technischen Umsetzbarkeit gibt. Die Machbarkeit und die Geschäftsmöglichkeit müssen für uns erkennbar sein. Wenn das der Fall ist, erhält die Kampagne das Zertifikat und wir helfen beim Design, Produktauswahl, Lösungsansätzen bis hin zur Vermittlung von Fertigungsdienstleistern.
Die Zertifizierung ist gleichzeitig die Eintrittskarte für Start-ups in die IBM-Watson-Welt?
Richtig – wir sind Anfang des Jahres mit IBM Watson und Indiegogo eine Kooperation zu diesem Thema eingegangen. Zertifizierte Start-ups können über IBM Bluemix kostenlosen Zugang zur Watson-IoT-Plattform von IBM haben und können zahlreiche Cloud-Dienste wie KI, erweiterte Datenanalyse, Blockchain in ihre IoT-Erfindungen integiereren. Darüber erhalten diese Start-ups auch Zugang zum internationalen Netzwerk von IBM.
Flankierend zur Partnerschaft mit Indiegogo hat Arrow seine Start-up-Aktivitäten weiter ausgebaut – und sogar einen eigenen Start-up-Award ins Leben gerufen…
Korrekt. In Deutschland haben wir zu Beginn des Jahres den Innovators Award ins Leben gerufen. Hier können die Start-ups parallel zu Indiegogo ihre Ideen im Technologie-Bereich präsentieren. Die Bewerbungsphase lief bis Mai 2017. Wir haben 35 Teilnehmer aus Zentraleuropa, die in der Projektphase von uns unterstützt werden. Im Oktober findet das Finale statt: Dann stellen die Teilnehmer Arrow und den Sponsoren ihre Ideen vor. Diese werden von uns bewertet und anschließend wird der Sieger prämiert.
Wir waren in diesem Jahr außerdem auf der Maker Fair in Berlin und Hannover und haben hauptsächlich fertige Systeme präsentiert, die auf Basis von Community-Boards entwickelt wurden, um den Makern zu zeigen, dass wir auf Basis der Community-Boards an ihren Lösungen ansetzen. Zudem hatten wir einen Programmierworkshop mit dem ST32.
Wir setzen aber auch schon bei den Universitäten an und unterstützen die Formula Student, ein europäischer Wettbewerb für Automotive Engineering. Aus ganz Europa nehmen dort 3500 Studenten teil, die mehr als 100 individuelle Formel-E-Fahrzeuge bauen. Wir unterstützen ein Team der Universität Stuttgart und eines der Universität Oslo. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, Rennen zu gewinnen, sondern den Studenten zu zeigen, wie technische Herausforderungen mit der Unterstützung von Arrow effizient umgesetzt werden können.