Welche Bereiche sorgen nach Ihrer Erfahrung für die hohen Zuwachsraten - um die 50 Prozent allein über den Vertriebskanal der Distribution -, die die Analogtechnik im letzten Jahr verzeichnet hat?
Sowohl die Stromversorgung als auch die Signalaufbereitung sind und werden immer notwendig bleiben. Durch die extrem zunehmende Integrationstiefe der Module verschwimmen jedoch die Grenzen zwischen analogen und digitalen ICs. Systeme lassen sich nicht ausschließlich der klassischen Analogtechnik zuordnen. Diese hoch integrierten Produkte, die inzwischen in einem Preisniveau angesiedelt sind, das früher undenkbar war, fördern die Entwicklung derzeit ganz klar und sind damit auch Wachstumstreiber. Sie eröffnen vor allem Sensoren eine Vielzahl neuer Märkte und Anwendungen.
Betrachtet man die klassischen vertikalen Märkte, zählt allen voran die Medizintechnik zu den Treibern.
Ja, der Trend zur Telemedizin mit Fernüberwachung und -diagnose leistet hier einen enormen Beitrag. Für diese Anwendungen bieten wir in Zusammenarbeit mit Epson so genannte »Activity Chip«-Produkte: Das sind Mikrocontroller, an die direkt verschiedenste Sensoren, etwa MEMS-, Gyro- oder Drucksensoren, angeschlossen werden können. Eingebettet in den Mikrocontroller ist ein Algorithmus, der Bewegungsabläufe von Menschen oder mobilen Systemen analysiert. Damit lassen sich Bewegungsabläufe bzw. Bewegungsprofile komplett überwachen und die Daten über einen Bluetooth-Chip an einen WLAN-Server in einer medizinischen Basisstation übertragen. Diese kann dann aus der Ferne erkennen, ob der Mensch gestürzt ist oder leblos am Boden liegt. Hier liegt das Know-how in der Beschreibung der mathematischen Algorithmen, deren Entwicklung bislang eine klassische Kundenkompetenz war. Epson zählt hier zu den Vorreitern, der eine solches System aus Hard und Software anbietet, in die das Kunden-Know-how zur Applikation einfließt.
Ein weiterer Wachstumsmarkt ist aber auch die Automobiltechnik durch die zunehmende Anzahl an Fahrerassistenz-Systemen, die alle mit analogen Sensoren arbeiten und eine analoge Signalaufbereitung benötigen. Hinzu kommen die recht stabilen Analog-Märkte »Industrieelektronnik« und »Automatisierung«.
Auch die erneuerbaren Energien und die Elektromobilität gelten als viel versprechend.
Das Potenzial der Analogtechnik sowohl bei den erneuerbaren Energien wie auch in der Elektromobilität ist sehr groß, speziell das Batteriemanagement. Sowohl bei den erneuerbaren Energien als auch bei Hybridantrieben spielen Inverter eine große Rolle, und die Anforderungen sind in beiden Segmenten letztlich gleich. Die Effizienzsteigerung der Inverter und auch des Gesamtsystems ist dabei das Hauptziel, durch die mehr und mehr Analogtechnik integriert wird. Hier liegt noch viel Potenzial brach, das durch ausgefeilte analoge Signalverarbeitung und mit neuen, präziseren A/D-Wandlern ausgeschöpft werden wird. Hinzu kommt das Marktwachstum in diesen Segmenten an sich.
Wo gibt es technisch noch Potenzial für die Analog-ICs?
Die größten Entwicklungsmöglichkeiten liegen im Integrationsgrad. Der wächst allerdings nicht mit derselben Geschwindigkeit wie bei den Prozessoren, weil es im Analogbereich physikalische Grenzen gibt, die man nicht überlisten kann - z.B. das Rauschen. Es werden meiner Meinung nach auch nur wenige Foundries die Technologie bestimmen, weil nur wenige die Analogprozesse in Perfektion bieten können.