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Was bringt 2009?

22. Januar 2009, 10:27 Uhr | Carmen Skupin
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Was bringt 2009?

 

Das Dilemma der großen Zahl: Die großen, Elektronik verbrauchenden Plattformen Mobiltelefone, PCs, Notebooks, Spielkonsolen, Automobile laufen alle in großen Stückzahlen - global in toto jenseits der 10-Millionen-Grenze oder teils sogar deutlich über der 100-Millionen-Grenze. In Europa herrscht das Dilemma der kleinen Zahl - abertausende Anwendungen von großer Innovationskraft, die bestenfalls mittlere Stückzahlen erreichen. Steinberger ist überzeugt: »Die Herausforderung der Zukunft wird nicht sein, dass es diese breite Innovation nicht mehr gibt, sondern dass der Zugang zu Innovation fördernder Technologie und der notwendigen Unterstützung schwieriger wird.«

Eine andere Herausforderung berge Europa selbst: Mit 27 Ländern ist die EU an der Grenze zur Unregierbarkeit angekommen - viele wichtige Struktur- und Zukunftsentscheidungen gehen in lauen Kompromissen unter. Zudem herrsche eine Bürokratie, die es vielen Unternehmen hierzulande unmöglich macht einigermaßen sinnvoll ihrem Geschäft nachzugehen.
Bestes Beispiel seien die Umweltdirektiven. »Ein falsch verstandener Verbraucherschutz führt dazu, dass immer schärfere Regeln für eine immer breitere Produktpalette erlassen werden, die im harmlosesten Fall zu einem massiven unkontrollierbaren Informationswust führt und im schlimmsten Fall die Wettbewerbsfähigkeit der noch verbliebenen produzierenden Elektronikindustrie stark beeinträchtigt«, meint Steinberger.

»Wir erleben im Fall REACH soeben, dass die Elektronikindustrie zum Kollateralschaden der eigentlich für die Großchemieproduzenten gedachten Chemikalienverordnung wird und dass es chinesische Spielzeugproduzenten künftig wohl einfacher haben, ihre Produkte nach Europa einzuführen als für europäische - umwelttechnisch oft schon vorbildliche - High-Tech-Produzenten, ausreichend dokumentierte Vorprodukte für ihre eigene Produktion zu bekommen«.

Es sei zwar nicht zu erwarten, dass Europa als Produktionsstandort für Hightech komplett verschwinden wird: »aber die geringere Bedeutung im globalen Kontext wird Europa uns noch zu schaffen machen«. Was heißt das für 2009 und darüber hinaus? »Der Markt wird auf lange Sicht unter Druck bleiben, mit weiteren Konsolidierungen auf Kunden-, Hersteller- und Distributionsseite. Kosten- und Wettbewerbsdruck werden sich weiter erhöhen, die Notwendigkeit für eine engere Zusammenarbeit zur Optimierung von Abläufen sich weiter verstärken«, ist Steinberger überzeugt.

Trotzdem sieht Steinberger für die Distribution nach wie vor durchweg gute Möglichkeiten: Sie sollte angesichts der veränderten Marktlage ihren Anteil am Gesamtmarkt deutlich erhöhen können, von derzeit 25 Prozent europaweit auf 30 Prozent und mehr.

Der regionale Markt, mit vielen tausend Kunden unterschiedlicher Größe, wird nach wie vor über Distribution bedient, die die Komplexität der Kundenanforderungen im klassischen Industriemittelstand abbilden können.

Broadliner, Spezialbroadliner, Spezialisten und Nischendistributoren - aber auch die Katalogdistributoren - werden langfristig ein gefragtes Geschäftsmodell bleiben, vorausgesetzt, dass sich das Angebot und die Leistungen weiter verbessern und noch stärker die Kundenanforderungen mit berücksichtigen. »Wenn es einen nicht-kommerziellen Aspekt gibt, der das Wesen und die Zukunft der Distribution stark beeinflusst, dann wird es der Umgang mit Informationen sein, die weit über heutige Produktdetails hinausgehen. Eine Distribution in, sagen wir 2015, wird durchaus ein Potential von 50 Prozent des Gesamtmarktes haben, aber nur wenn sie auch den Inhalt ihrer Tätigkeit den Kundenanforderungen in Richtung Informationsmanagement und Problemlösungskompetenz anpasst«, ist Steinberger überzeugt.

 


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