Die jetzige Krise hat sich Zeit gelassen. Dass sie kommen wird, war klar: Nach dem Einbruch im Jahr 2000 wurde sie von Analysten und Halbleiterherstellern immer wieder vorhergesagt. Zuerst für 2005, dann für 2006 und für 2007 - bis sie 2008 dann letztlich eingetroffenist. »So eine lange Phase des Aufschwungs - zwischen 2000 und 2008 - hat es in 30 Jahren Halbleiterindustrie noch nie gegeben«, erläutert Johann Weber, Zollner Elektronik. Der große Unterschied zum Jahr 2000: Der damalige Downturn wurde durch die Industrie und die massiv gewachsene EMS-Industrie geradezu vorprogrammiert. Die Internetblase platzte, die Telekomindustrie ging nach unten. Und ein schlechtes Planungsverhalten, gekoppelt mit Drei- und Vierfach-Bestellungen, führte dazu, dass nach dem Zusammenbruch des Marktes Lagerbestände in Milliardenhöhe im Umlauf waren. Das ist dieses Mal nicht der Fall: »Es gibt derzeit keine verfügbaren Läger«, stellt Weber fest. Im Gegensatz zum Jahr 2000 ist der Markt in 2008/2009 in unglaublich kurzer Zeit - nämlich in drei bis vier Monaten - auf das jetzige Niveau abgestürzt. Im letzten Zyklus hat sich dieser Prozess noch über acht Monate erstreckt. »Ich hoffe deswegen, dass der Markt diesmal sehr viel schneller wieder anlaufen wird als im Jahr 2000, wo es teils bis zu vier Jahre gedauert hat, um wieder auf das alte Niveau zu kommen«, so Weber.
Ein entscheidender Lerneffekt aus dem Jahr 2000 ist, dass die EMSund OEM-Firmen gemeinsam mit Distributoren und Herstellern massiv an der Optimierung der Supply-Chain gearbeitet haben. Logistische Anbindungen sind heute - anders als noch 2000 - selbstverständlich. Mit Konsequenzen: Die logistische Verknüpfung von Lieferanten und Kunden hat nach Ansicht von Weber dafür gesorgt, dass der Rückgang wesentlich schneller vonstatten ging als in vorangegangenen Krisen. Und sie beeinflusst die Aussagekraft der Book-to-Bill-Rate: »Die Book-to-Bill hatte in Zeiten von Forecasts und Rahmenverträgen als Kennzahl eine weitaus höhere Bedeutung als heute.«