Als Stimmungsindikator spielt die IAA eine wichtige Rolle für die Elektronikbranche: Wird es mit dem neuen Messekonzept gelingen, trotz der aktuellen Katerstimmung in der Automotive-Welt so etwas wie Aufbruchstimmung zu erzeugen?
Wie es um die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt steht, lässt sich leicht an den Schlagzeilen ablesen: „IAA unter Druck: Auslaufmodell Messe?“, „Auto-Messe in der Krise“ oder „IAA-Absagen: Ohne uns!“ – so lautet der Tenor in der Berichterstattung. Noch mehr als die Headlines selbst müsste den IAA-Veranstalter VDA jedoch die Tatsache beunruhigen, dass diese Überschriften alle bereits aus dem Jahr 2017 stammen. Denn damals hielt sich die Zahl der Absagen mit zwölf bekannten Automarken durchaus noch in Grenzen – zumindest aus heutiger Sicht.
2019 konzentrieren sich die automobilen Neuheiten in Frankfurt auf gerade einmal vier Hallen. Bis auf Honda fehlen alle japanischen Marken ebenso wie die meisten US-Unternehmen und führende Hersteller aus Frankreich und Italien. Zu den Ursachen für diese Zurückhaltung gehört sicherlich die aktuelle Katerstimmung in der Autobranche – um rund 5 Millionen Fahrzeuge soll der weltweite Absatz von PKW 2019 im Vergleich zum Vorjahr schrumpfen. Doch neben der konjunkturellen Eintrübung setzen auch noch tiefergehende Veränderungen der IAA zu: Sowohl das Auto selbst als auch klassische Großveranstaltungen werden mehr und mehr hinterfragt.
Ein gewachsenes Klimabewusstsein, der durch die Dieselkrise ausgelöste Vertrauensverlust der Kunden und der grundsätzliche Wandel hin zu neuen Mobilitätskonzepten haben dem gerade in Deutschland über Jahrzehnte so innig geliebten Statussymbol Auto mächtig zugesetzt. Gleichzeitig graben die Hersteller mit eigenen Events den klassischen Auto-Messen das Wasser ab. Hinzu kommt, dass ursprünglich branchenfremde Veranstaltungen wie die CES in Las Vegas oder der Innovationskongress South by Southwest in Austin mit der zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung des Autos als alternative Bühnen für die Hersteller interessant werden.
Auch dem VDA sind diese Entwicklungen nicht verborgen geblieben. Mit einem neuen Konzept soll die IAA auch unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen zukunftsfähig bleiben: »Wir gehen weg von der klassischen Ausstellung und hin zu einem dynamischen Event«, verspricht VDA-Präsident Bernhard Mattes. »Die IAA transformiert sich, so wie die Branche auch.« Konkret sollen u.a. mehr Diskussionen auf insgesamt vier Bühnen sowie eine engere Zusammenarbeit mit Digital- und IT-Unternehmen das Messegeschehen beleben. Für Nostalgiker ist zudem eine große Oldtimer-Show geplant.
Ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um für positivere Schlagzeilen als vor zwei Jahren zu sorgen, wird sich vom 12. bis 22. September in Frankfurt zeigen. Die Elektronikbranche dürfte das Geschehen rund um die IAA aufmerksam verfolgen: Als Stimmungsindikator für den immer wichtigeren Automotive-Markt haben solche Großereignisse weiterhin Relevanz. So ist allen Beteiligten nur zu wünschen, dass in Frankfurt trotz Krise auch so etwas wie Aufbruchstimmung spürbar sein wird. Rein von den technologischen Möglichkeiten her waren die Voraussetzungen dafür nie besser.