Während das ABS-Steuergerät durch die Vorgaben aufgrund einer analytischen Methode nicht zum Blockieren gebracht werden konnte, haben evolutionäre Tests zuverlässig nach spätestens 30 Generationen (Ausführungszeit je Generation ca. fünf Minuten) ein Blockieren der Räder hervorgerufen.
Eine genauere Betrachtung der Testergebnisse verdeutlicht, warum die analytische Methode keine befriedigenden Testergebnisse liefert: Die Eingangsdaten, die zum Blockieren der Räder führen, liegen nicht im Grenzbereich. Ferner beeinflussen kleine Veränderungen einzelner Parameter eines Testfalls das Testergebnis sehr stark. Ohne Kenntnisse der inneren Strukturen des Steuergerätes (z.B. der Regelkreise und deren Schwingungsverhalten) scheint eine erfolgreiche analytische Suche nach den gewünschten Testfällen ausgeschlossen zu sein.
Je größer die Menge der Eingangsparameter ist und je komplexer die Zusammenhänge sind, desto schwieriger ist es, mit analytischen Verfahren die relevanten Testfälle zu finden. Evolutionäre Tests bieten aufgrund ihres hohen Automatisierungsgrades eine kostengünstige Möglichkeit, die Testabdeckung stark zu erhöhen. Da die evolutionäre Vorgehensweise keine Kenntnisse über den inneren Aufbau des zu testenden Systems erfordert, ist eine Anpassung an eine Vielzahl von Anwendungsfällen möglich. Insbesondere für den zunehmend komplexen Bereich der Fahrerassistenzsysteme lassen sich mit Hilfe evolutionärer Tests wertvolle Erkenntnisse über das Verhalten der Systeme in schwierigen Betriebssituationen bereits in Testlabors finden.