Analyse und Bewertung von Testprozessen #####

7. Februar 2008, 14:52 Uhr | Thomas Bäro, Dr. Jochen Hagel und Dr. Eric Sax
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Analyse und Bewertung von Testprozessen

Daraus ergeben sich folgende Anforderungen an ein Vorgehensmodell zur Analyse und Bewertung von Prozessen der Validierung und Verifikation (V&V-Prozesse):

  • Beschreibung: Das Modell soll die Prozesse beschreiben, die benötigt werden, um die korrekte Funktionsweise von Steuergeräten und Steuergeräteverbünden im Fahrzeug zu überprüfen.
  • Bewertung: Das Modell soll die Leistungsfähigkeit und die organisatorische Verankerung von V&V-Prozessen im Automobilbereich bestimmen können und Lücken in bestehenden Prozessen aufzeigen.
  • Wirksamkeit: Das Modell soll die Leistungsfähigkeit der verwendeten Hilfsmittel zur Durchführung von V&V-Prozessen bestimmen können und Vorschläge zu einem optimalen Einsatz der Hilfsmittel bezüglich der Effizienz machen können.
  • Überdeckung: Das Modell soll Überdeckungen zu bestehenden und angewendeten Software- und System-Entwicklungsprozessmodellen aufzeigen.
  • Skalierung: Das Modell soll an die individuellen Ziele beziehungsweise an die normativen Vorgaben einer Organisation anpassbar sein.

Ein Modell zur Analyse und Bewertung

Basierend auf den genannten Anforderungen, wird in diesem Abschnitt die Struktur des Modells PROVEtech:TP5 – einem Testprozess bestehend aus fünf Hauptphasen, in Bild 1 blau dargestellt – zur Analyse und Bewertung des Testprozesses vorgestellt [5].

Es werden die Modelltypen Tätigkeitsmodell (MDB und PRM) und Beurteilungsmodell (PBM und PUM) verwendet. Ein Tätigkeitsmodell definiert einen Rahmen zur Durchführung von Tätigkeiten entweder im Testprozess oder aber bei der Analyse und Bewertung des Testprozesses. Ein Beurteilungsmodell bewertet verschiedene Aspekte des Testprozesses. Es gibt jeweils zwei Instanzen dieser beiden Modelltypen:

  • das Modell zur Durchführung von Bewertungen (MDB),
  • das Prozessreferenzmodell (PRM),
  • das Prozessbewertungsmodell (PBM),
  • das Prozessumsetzungsmodell (PUM).

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Bild 1. Struktur des Prozessreferenzmodells.

Die Modelle MDB und PBM folgen strukturell dem Standard ISO 15504, sind jedoch inhaltlich auf die Erfordernisse von Testprozessen angepasst. Sie werden nur kurz beschrieben. Im MDB werden Rollen, relevante Tätigkeiten und Ergebnisse beschrieben, mit deren Hilfe die Vorgehensweise bei der Analyse und Bewertung von Testprozessen definiert wird. Im PBM werden Basis-Tätigkeiten, Arbeitsprodukte, generische Praktiken und Ressourcen beschrieben, mit deren Hilfe die Ausführung von Prozessen und die organisatorische Verankerung der Prozesse im Unternehmen bewertet werden.

Das Prozessreferenzmodell (PRM) definiert den Rahmen zur Durchführung des Testprozesses und beschreibt, was zu tun ist. Das Modell besteht aus den fünf Phasen Teststrategie, Testplanung, Testspezifikation, Testrealisierung und Testauswertung (Bild 1) [4], in denen ein oder mehrere Prozesse enthalten sind. Ein Prozess beschreibt Tätigkeiten, die einen gemeinsamen Zweck und gemeinsame Ergebnisse aufweisen und die sich klar von anderen Tätigkeiten abgrenzen lassen. Ein Ergebnis beschreibt dabei die Erstellung eines Prüfgegenstands, einen wesentlichen Zustandswechsel im Prozess oder die Erfüllung von Vorgaben.

Das Prozessumsetzungsmodell (PUM) ermöglicht eine Aussage über die Effizienz und die technische Ausgereiftheit (engl.: sophistication) der verwendeten Hilfsmittel. Es beschreibt, womit Prozessergebnisse erzeugt werden. Hierfür werden zwei Bewertungsskalen definiert. Beide Skalen haben Ebenen und Merkmale, mit denen Hilfsmittel klassifiziert werden, und Indikatoren, um die klassifizierten Hilfsmittel zu bewerten. Effizienzstufen werden zur Klassifikation von Hilfsmitteln bezüglich ihrer Wirksamkeit verwendet. Ausgereiftheitsstufen werden zur Klassifikation von Hilfsmitteln bezüglich ihrer technischen Reife verwendet.

Überdeckung und Skalierung

Das hier vorgestellte Modell ist auch vor dem Hintergrund konzipiert worden, Überdeckungen zu existierenden Prozessmodellen aufzuzeigen, um sich in bestehende Entwicklungsprozesse integrieren zu lassen. Für Prozesse, Ergebnisse und Basis-Tätigkeiten besteht hierbei die Möglichkeit, Überdeckungsgrade zu bestehenden Informationen weiterer betrachteter Prozessmodelle zu bestimmen. Damit lässt sich festlegen, zu welchem Teil Prozesse weiterer betrachteter Prozessmodelle abgedeckt werden. Außerdem kann das Analyseergebnis eines weiteren bekannten Prozessmodells, beispielsweise Automotive SPICE, herangezogen werden, um mit Hilfe des hier vorgestellten Modells Lücken im Testprozess aufzudecken.

Die konsequente Zuordnung von Prozessen, Ergebnissen, Zielen oder Anforderungen anderer Prozessmodelle auf PROVEtech:TP5 ermöglicht eine Skalierung des Modells. Es können also genau die Prozesse, Ergebnisse und Basistätigkeiten von PROVEtech: TP5 ausgewählt und angewendet werden, die zur Erfüllung relevanter weiterer Prozessmodelle benötigt werden, etwa IEC 61508 oder firmenspezifische Vorgehensmodelle (Bild 2).

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Bild 2. PROVEtech:TP5 erlaubt es, genau die Prozesse auszuwählen, die zur Einhaltung spezifischer Vorgaben nötig sind.

  1. Analyse und Bewertung von Testprozessen #####
  2. PROVEtech:TP5 in der Praxis
  3. Analyse und Bewertung von Testprozessen

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