IC Insights hat in seiner letzten Analyse erklärt, der MCU-Markt werde nach drei schlechten Jahren jetzt wieder wachsen, der ASP soll aber trotzdem selbst für 32-Biter weiter sinken. Schaut man sich den Preiskampf im MCU-Markt an und die Tatsache, dass 32-Bit-Controller heute schon für 50 Cents angeboten werden, ist klar, dass die Margen sehr niedrig sind. Für Renesas, ein Unternehmen, das so hochgradig vom MCU-Markt abhängt, ist diese Prognose besonders bitter, insbesondere wenn man noch die Vorgabe von Sakuta dazurechnet, die Bruttomarge innerhalb kurzer Zeit auf 45% erhöhen zu wollen. Ist das zu schaffen?
Wir sind ja heute schon auf einem ganz guten Weg. Wir schreiben insgesamt schwarze Zahlen, und unsere Marge liegt bei 37%. Aber davon ganz abgesehen, glaube ich, dass IC Insights mit seiner Analyse falsch liegt. Der Preis wird nicht weiter sinken. Wir sind der Überzeugung, dass wir eine Sättigung erreicht haben.
Bislang waren alle gewohnt, dass die Preise für MCUs immer weiter sinken und zwar im Wesentlichen aufgrund von zwei Mechanismen: zum einen durch Kostensenkungen, die ein Halbleiterhersteller in seiner Produktion realisieren konnte, und hier hatte die Automobilindustrie immer einen sehr hohen Erwartungsdruck, zum anderen durch Technologiesprünge.
Aber der Technologiesprung von 90 auf 40 nm hat gezeigt, dass Kostenersparnisse nicht mehr zu realisieren sind. Das liegt daran, dass die Entwicklungskosten im Verhältnis zum realisierten Umsatz immer größer werden. Hinzu kommen die Kosten für die Maskensätze, die bei diesen kleinen Technologien ebenfalls überproportional ansteigen.
Das heißt, dass bei einer 1:1-Betrachtung ein 28-nm-Controller mit gleicher Funktionalität sicherlich nicht billiger sein wird als ein 40-nm-Controller.
Wäre es überhaupt möglich, bei 28 nm preislich mit 40 nm gleichzuziehen, oder ist es nicht eher so, dass der 28-nm-Controller teurer wäre?
Er kann wegen der höheren Entwicklungs- und Maskenkosten teurer werden. Klar ist aber auf alle Fälle: Ein Technologiesprung ermöglicht keine Kostensenkung mehr.
Ist das im Markt schon angekommen?
Wir versuchen, momentan allen unseren Kunden diesen Sachverhalt zu erklären.
Aber wozu dann noch 28 nm?
28 nm sind nur da sinnvoll, wo sie benötigt werden. Hier geht es um Themen wie Hochintegration, Anwendungen mit mehr als 12 MByte Flash und sehr hohe Frequenzen, und gegebenenfalls auch niedrigere Stromverbrauchswerte. Das Kostenargument aber gibt es nicht mehr.
28 nm für Mikrocontroller klingt aber dennoch fast absurd, speziell wenn man bedenkt, dass schon darüber diskutiert, ob 90 nm für Mikrocontroller im Automotive-Bereich überhaupt sinnvoll sind?
Technologisch gesehen, haben wir gezeigt, dass 28 nm realisierbar sind; wir haben eine 28-nm-MONOS-Flash-Technologie entwickelt, auf einem Test-Chip implementiert, und es funktioniert. Das haben wir natürlich nur gemacht, weil wir auch glauben, dass es Anwendungsfelder gibt, die 28 nm wirklich brauchen. Im High-End-Bereich wie Radar, Chassis, Powertrain gibt es Applikationen, bei denen diese Strukturen Vorteile bringen. Die Frage wird dann sein, wie hoch unsere Kosten dafür sind und wie wir diese Kosten wieder einspielen können. Jetzt müssen wir aber erst mal mit unseren Kunden gemeinsam klären, wo das Anforderungsprofil hingeht.
Noch einmal zurück zur Prognose von IC Insights. Jeder Halbleiterhersteller hat mit denselben technischen Problemen zu kämpfen: Es ist nicht mehr möglich, mit den Technologiesprüngen Kostenvorteile zu realisieren, und auch die jährlichen Abschläge, die sich durch Produktionsverbesserungen ergeben, sind endlich. Deshalb wird es zu keinem weiteren Preisverfall kommen.
Das Problem mit den schlechten Preisen ist gerade im Automotive-Bereich nicht neu. Bislang gab es aber immer einen Hersteller, der selbst bei den schlechtesten Preisen noch genickt hat. Hat sich hier etwas geändert und wissen die OEMs mittlerweile, wie wichtig die Elektronik für sie ist?
Die Autoindustrie muss ein eigenes Interesse daran haben, gesunde Halbleitehrersteller und gesunde Mikrocontroller-Hersteller an ihrer Seite zu haben. Und das Interesse ist vorhanden, das haben wir ja gerade selbst erfahren.
Das Verständnis bei den OEMs? Hier hat sich durch den Tsunami 2011 doch viel geändert. Damals wurde nicht nur den Zulieferern, sondern auch den OEMs klar, wie viele Mikrocontroller in einem Auto verbaut sind und dass es nicht möglich ist, schnell einen Ersatz für einen Mikrocontroller zu finden. Diese Katastrophe hat das Bewusstsein teilweise geschärft.
Wir sprechen auch mit allen OEMs und versuchen, ihnen die Entwicklungen in der Halbleiterindustrie zu erklären. Wir zeigen ihnen, wo die Technologien hingehen und wo unser Fokus liegt. Aber schlussendlich machen wir unsere Geschäfte mit den Tier-Ones, deshalb kann ich nicht einschätzen, welche Erwartungen bei den OEMs vorherrschen. Aber wir betonen auch im Gespräch mit den OEMs, dass wir uns in einer Sättigungskurve befinden.