Was aber zu befürchten ist: Dass der Absatz von Premiumautos, die einen sehr hohen Halbleiteranteil aufweisen, aufgrund der derzeitigen Verunsicherung zurückgehen wird. Dafür könnte aber auch hierzulande der Absatz an Kleinwagen steigen. »Früher war das Auto ein Statussymbol. Mittlerweile sind kleine Autos aber durchaus schick, keiner verbindet damit mehr einen schlechten Sozialstatus«, meint Herbert Sax.
Hier liegt auch eine Chance: »Ein hohes Ausstattungsniveau zu einem guten Preis wird sicherlich im Bereich der Kleinwagen einen Differenzierungsfaktor für die Kaufentscheidung beim Kunden darstellen«, erklärt Osajda. »Auch im mittleren Segment wie zum Beispiel VW Golf, Opel Astra, Renault Megane könnte sich noch einiges tun.« Dagegen will Mies das Luxus-Segment noch nicht verloren geben: »Es ist immer noch viel Geld im Umlauf und fast 60 Prozent der Luxus-Klasse geht ins Ausland – hier sind Russland und China immer noch sehr stark.«
Außerdem glaubt Mies, dass die deutschen Hersteller auch weiterhin vom unzureichenden Produktangebot der amerikanischen Hersteller profitieren werden. Der sinkende Euro gegenüber dem Dollar der letzten Wochen begünstigt ebenfalls die europäischen Hersteller. Darüber hinaus kommt den Halbleiterherstellern die CO2-Problematik zugute, denn die bringt vollkommen neue Systeme – zum Beispiel Start-Stopp – mit vielen Halbleitern hoher Wertigkeit ins Auto.
»Dadurch könnte ein gewisser Kompensationseffekt wenn nicht sogar eine Überkompensation auftreten«, erklärt Sax. Allerdings werden solche Systeme erst 2009 langsam anlaufen, so dass ernsthafte Auswirkungen auf den Halbleiterumsatz erst 2010 zu erwarten sind. Ian Riches von Strategy Analytics fasst die derzeitige Lage so zusammen: »Zweifellos werden die nächsten zwei Jahre schwierig. Langfristig erwarten wir aber immer noch, dass die Automobilelektronik im Durchschnitt um 5 Prozent pro Jahr zwischen 2007 und 2012 wachsen wird.«