Die Automobilzulieferer wie beispielsweise Edscha oder TDM Friction, die in den vergangenen Wochen Insolvenz anmelden mussten, zählen zu den Besten ihrer Klasse und waren strategisch gut positioniert. Sie wuchsen kontinuierlich in den vergangenen Jahren, und ihre Ergebnisse vor Zinsen und Steuern (EBIT) waren über Jahre hinweg positiv. In der Absatzkrise wurden ihnen aber eine ungesunde Kapitalstruktur und eine starke Verschuldung zusammen mit hohen Zinslasten zum Verhängnis.
Die Bankenkrise als Wurzel allen Übels
Der ausschlaggebende Punkt für die aktuelle Lage der Automobilzulieferer ist die US-Immobilienkrise mit anschließender Bankenkrise, die sich mehrfach auf die Zulieferer auswirkt. Potentielle Neuwagenkäufer halten sich mit einem Autokauf zurück - seit Mitte September 2008 sind die Absatzzahlen für Neufahrzeuge weltweit stark rückläufig. Diese Zurückhaltung wurde durch die Verunsicherung bezüglich neuer – aber noch nicht verabschiedeter – Emissionsgesetze und die anhaltende Forderung nach alternativen Antrieben verstärkt. Und selbst wenn Autos gekauft werden, sind dies kleine beziehungsweise Modelle mit kleineren Motoren. All dies hat bei den Zulieferern zu einem Umsatzeinbruch von bis zu 60 Prozent geführt.
Hinzu kommt, dass der Automobilbau aus Sicht der Banken und Kreditversicherer derzeit als »sehr riskant« eingestuft wird. Dies hat die Konditionen für Zulieferer und Hersteller zusätzlich verschlechtert. Die Fremdkapitalzinsen gehen massiv nach oben und Kreditlinien werden gekürzt oder sogar gekündigt. Obendrein hat die Zahlungsmoral einzelner OEMs gegenüber ihren Lieferanten und die Verlässlichkeit bei den Prognosen der zu produzierenden Fahrzeugstückzahlen nachgelassen.
Nächster Minuspunkt für die Zulieferer: Im zweiten Halbjahr 2008 hatten sie auch mit hohen Material- und Energiepreisen zu kämpfen. So ist allein der Einkaufspreis für Aluminium innerhalb von fünf Jahren um 112 Prozent auf 3300 Dollar je Tonne im Juni 2008 gestiegen. Rohstoff-abhängige Lieferanten wie Wagon Automotive und Edscha (Stahl), Stankiewicz (Kunststoff) oder Intermet Neunkirchen/Sakthi Germany (Guss) stehen daher schon seit drei Jahren unter Druck. In Verbindung mit den fortwährenden Preisreduzierungen der OEMs und den Lohnabschlüssen der Metallergewerkschaft (zirka vier Prozent plus) ergibt sich für die Automobilzulieferer eine schwierige Situation.
»In den vergangenen sechs Monaten ist die Zahl der Sanierungs- und Restrukturierungsprojekte bei Oliver Wyman sprunghaft angestiegen«, so Lutz Jäde, Partner und Restrukturierungsexperte von Oliver Wyman.