Wenn aber jeder die Software kostenfrei nutzen darf, wo liegen für Sie als Hersteller denn die Vorteile dieses Konzepts?
Schmidt: Dass wir unsere Software-Lösung freigeben, verbessert die Situation für Kunden und Hersteller. Jeder kann jetzt einfach den Powerlink-Stack herunterladen, unverbindlich testen und nach Belieben verwenden. Wenn er es wünscht und eigene Entwicklungsressourcen zur Verfügung hat, kann er den Stack selbst an seine Bedürfnisse anpassen.
Er genießt im Umgang damit volle Freiheit und Unabhängigkeit. Wir dagegen erzeugen unseren Umsatz mit der Einrichtung, der Anpassung und allen anderen Dienstleistungen rund um die spezifischen Ansprüche der Kunden. Und natürlich verkaufen wir Hardware-Entwicklungen und Produktlösungen. Die Serienfertigung gehört ebenfalls zu unserem Geschäft.
Was genau waren Ihre Beweggründe für die Offenlegung?
Schmidt: Triebkraft dieser Entwicklung waren die Garantien für Unabhängigkeit und Flexibilität und nicht zuletzt die Sicherheit. Um ein Beispiel aus der Linux-Welt zu nennen: Hier waren gerade die Offenheit und Verständlichkeit die Grundlage dafür, dass die Community Sicherheitslücken in kürzester Zeit schließen konnte und auch schloss. Dort zeigen sich die Vorzüge dieses Modells ganz klar.
Abgesehen davon: Die Nutzer sind trotz aller Offenheit auch bereit, für ein gutes und sicheres Produkt Geld zu bezahlen. Denn die professionellen Anwender brauchen unter dem »Time-to-Market«-Druck zusätzliche Software, Dienstleistungen bei der Implementierung sowie die Pflege neuer Produkte. Und für Linux haben sich die Anwender gerade auch deshalb entschieden, weil sie sich nicht mit aufwändigen und sperrigen Lizenzsystemen herumärgern müssen. Der Motor für die Verbreitung war und ist die Offenheit. Und die Dienstleister verkaufen gerade deshalb ihre Produkte.
Könnte es sein, dass Sie damit den Kunden von einem Produkt abhängig machen, um ihm dann ein anderes verkaufen zu können?
Schmidt: Nein. Das Gegenteil ist der Fall. Für den Kunden bedeutet dies in jedem Fall viel mehr Unabhängigkeit, ganz im Sinne der Open-Source-Community. Evaluierung und Eignungstest des Powerlink-Stacks werden mit geringen Kosten möglich. Sie bilden die Basis für eine solide Entwicklung und Investition.
Und wenn Ihr Kunde nun selbst vom Open-Source-Produkt abgeleitete Produkte weiterverkauft …
Schmidt: Weil unser Powerlink-Stack unter die BSD-Lizenz fällt, kann jeder andere Dienstleister auf dieser Grundlage eigene Produkte entwickeln und anbieten, mit denen er Geld verdienen darf. Das Ergebnis ist eine schnellere Verbreitung von Powerlink, was auch das Umsatzpotential für Sys Tec electronic steigert.