Low-Power-WAN in der Industrie

LPWAN: Schon verbreitet oder noch am Anfang?

8. November 2017, 15:28 Uhr | Andreas Knoll
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Vergleich technischer Details

Klaus-Dieter Walter, SSV Software Systems: Ich möchte hier den Vergleich technischer Details der einzelnen MAC-Protokolle unberücksichtigt lassen. So etwas sollte man mit wissenschaftlichen Methoden angehen, um objektive Vor- und Nachteile herauszuarbeiten. Für mich sind bei einem solchen Vergleich die Unternehmen und Organisationen viel wichtiger, die hinter der jeweiligen Technologie stehen. Davon hängt es meines Erachtens ab, ob industrielle Anwender eine Technologie erfolgreich einsetzen können oder nicht. In Bezug auf die Frage ist das zwar eine recht subjektive Einschätzung. Aber es ist aus meiner Sicht nun einmal vorteilhaft, wenn beispielsweise hinter NarrowBand-IoT zum einen etablierte Branchenstandards und zum anderen ein Provider wie die Deutsche Telekom stehen. Dagegen ist es meines Erachtens ein Nachteil, wenn eine proprietäre Funktechnik mit Vendor-Lock-in-Middleware – wie z.B. Sigfox – praktisch nur von einem einzigen Unternehmen mit einem recht jungen Geschäftsmodell vorangetrieben wird.

Bei den in der Frage genannten Protokollen sollte man aber unbedingt beachten und bewerten, dass einige davon lizenzfreie ISM-Frequenzen und andere lizenzpflichtige Mobilfunkfrequenzen nutzen. Im ersten Fall gibt es niemanden, der dafür sorgen wird, dass sich verschiedene Funkanwendungen nicht gegenseitig behindern – LoRa, Sigfox und Co. konkurrieren im 868-MHz-Bereich nun einmal mit vielen anderen Technologien. Im zweiten Fall wird der Lizenznehmer einer Frequenz schon darauf achten, dass die zahlenden Anwender störungsfrei funken können. Das ist im Hinblick auf industrielle Anwendungen ein ganz entscheidender Aspekt. Schließlich wollen die Anwender ihre Investition in die Funktechnik teilweise für zehn Jahre oder länger nutzen.

comtac
Stefan Zimmermann, comtac: »LPWAN ist preisgünstig, zuverlässig und wirtschaftlich – in der Einrichtung wie im Betrieb.«
© comtac

Werner Niehaus, Unitronic: Auch hier muss ich wieder auf den Anwendungsfall verweisen. Will ich mein privates Netz aufbauen und betreiben, weil dies wirtschaftlich sinnvoll ist? Oder setze ich lieber auf eine öffentliche Infrastruktur, weil ich sie verfügbar habe und meine Ressourcen somit voll auf meine Anwendung konzentrieren kann? Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Aspekte wie die vorhandene Ausleuchtung und geforderte Verfügbarkeit (Duty Cycle) neben den eingesetzten Mitteln.

Stefan Zimmermann, comtac: Wir von comtac möchten uns nicht an einem „Krieg der Standards oder Protokolle“ beteiligen – wir verfolgen stattdessen einen pragmatischen Ansatz und spezialisieren uns auf LPWAN-basierte Lösungen, die wir derzeit für LoRa und Sigfox anbieten. Diese beiden Standards haben besonders einen Vorteil: Sie sind hier und heute verfügbar. LoRa ist in der Schweiz als öffentliches Netz verfügbar und zudem in Deutschland (und letztlich im Rest der Welt) gut geeignet für Unternehmen, die ein privates Netz betreiben möchten. Sigfox hat den Vorteil, in großen Teilen der Welt – auch in Deutschland und anderen Ländern der EU – als öffentliches Netz schon heute verfügbar zu sein. Sobald andere LPWAN-Protokolle in für uns relevanten Märkten breit verfügbar sind und nachgefragt werden, werden wir unsere Lösungen entsprechend anpassen.

Dr. Erik Lins, m2m Germany: LoRaWAN: (+) hohe Reichweite, (+) geringer Stromverbrauch, (+) geringe Kosten pro Device, (+) Aufbau eigener Infrastruktur möglich, (+) keine laufenden Betriebskosten, (–) niedrige Datenrate, (–) keine flächendeckenden, öffentlichen Netze vorhanden.

Sigfox: wie LoRaWAN, (–) kein Rückkanal, d.h. keine Quittierung der gesendeten Informationen, (–) keine eigene Infrastruktur möglich.

Weightless-P: (–) gibt es fast noch nicht, ansonsten vergleichbar mit LoRaWAN.

NB-IoT, LTE-CatM1: wie LoRaWAN, (+) flächendeckende, öffentliche Infrastruktur vorhanden, (+) Ortungsfunktion im nächsten Release vorgesehen, (–) laufende Kosten für Datenübertragung, (–) keine eigene Infrastruktur möglich.


  1. LPWAN: Schon verbreitet oder noch am Anfang?
  2. Vergleich technischer Details
  3. Eigenen Vorzüge und Nachteile
  4. Situations- und Bedarfsanalyse

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