Alexander Wallner, Plusserver

»Wir schließen eine Marktlücke in Deutschland«

13. Januar 2022, 14:26 Uhr | Ute Häußler
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Eine zentrale Datenstrategie ist elementar

Was bedeuten diese drei Punkte für einen Kunden konkret?

Wir modernisieren die Bestandsplattformen nachhaltig Richtung Cloud. Und, da bin ich jetzt einfach mal ganz frech: Wir können die Daten der Kunden in unseren Rechenzentren besser schützen, als diese selbst. Das ist unsere Expertise, unser Kerngeschäft. Der relevanteste Punkt dabei ist, dass wir dem Mittelstand helfen, die Brücke zu Innovation aus der Cloud zu bauen. Die Cloud an sich ist ‚nur‘ ein Technologie-Stack. Um Innovation daraus zu ziehen, braucht es Ressourcen und Knowhow. Ein typischer mittelständischer Fertiger hat nicht unbedingt Zugriff auf zehn AWS-Spezialisten, DevOps-Experten und Data Scientists. Wir dagegen können helfen, neue Ideen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit zu entwickeln und diese auf den Weg zu bringen. Einer der größten Fehler, auch der Hyperscaler, ist anzunehmen, der Kunde wisse exakt, was er will und kennt alle Optionen. Das tut er meist nicht.

Das Edge, der Shopfloor bleibt zunächst weiter die Basis der Wertschöpfung für Fertiger.

Wir sind bereits mit unseren Cloud-Architekturen bei vielen Kunden die Landeplattform für das Edge. Unser Versprechen dabei ist, dass sie die Kontrolle über ihre Daten haben, unabhängig davon, wo diese residieren – egal ob im Rechenzentren, beim User, Hyperscaler oder in einem Edge-Device. Die Daten mit einer standardisierten Architektur einzusammeln und daraus Werte zu generieren, ist genau unser Angebot als elastische Plattform. Darauf können dann über Partner Analytics-Stacks etc. laufen.

Wohin geht der Trend bei Managed-Cloud-Services und was empfehlen Sie dahingehend?

Ich persönlich glaube, dass die meisten Kunden nicht mehr als zwei Cloud-Plattformen gleichzeitig betreiben können; die Komplexität und Architektur sind ansonsten nicht handhabbar. Dazu wird die DSGVO weiter an Bedeutung gewinnen. Zum einen ist die rechtliche Situation klar und muss umgesetzt werden. Zum zweiten hören wir von Kunden vermehrt die Sorge, dass die US-Hyperscaler zur Konkurrenz für das eigene Geschäft werden können, weil sie über die Daten am Ende besser Bescheid wissen, als der Kunde selbst. Deshalb ist das Thema Datenhaltung in Deutschland, im europäischen Rechtsraum wahnsinnig heiß und sehr wichtig. Die Awareness zum Thema lokale Datenhaltung wird parallel dazu steigen, im Gegensatz zur globalen Cloud-Welt tickt die politische Welt gerade wieder regionaler.

Sie nennen Datensicherheit als Hauptargument, wie räumen Sie derartige Bedenken in der Praxis aus?

Zunächst bieten wir meist einen Datenklassifizierungs-Workshop an. Dabei wird konkret geschaut: wo müssten welche Daten heute liegen? Welche Daten sind businesskritisch, welche sind personenbezogen und damit datenschutzrecht kritisch? Welche Daten sollen eventuell gar nicht in die Cloud, etwa Kronjuwelen wie Konstruktionsdaten. Wir bauen mit den Kunden Datenhierachien und Klassifizierungen. Erst dann macht es Sinn, über Hyperscaler, die Plus-Cloud und unsere Rechenzentren in Deutschland sprechen – je nachdem an welcher Stelle DSGVO-Konformität rechtlich entscheidend ist. Wir setzen auf den Beratungsansatz und gehen mit den Kunden gemeinsam durch „Wie habe ich als Kunde die Daten im Zugriff, wie sicher sind sie, kann ich diese von A nach B schieben ohne dass die Kosten explodieren? Wie verhindere ich Abhängigkeiten oder einen Vendor-Lock?“. Das sind die wichtigen Dialoge, das Thema Daten muss sauber durchdefiniert sein.

Wie kann die digitale Transformation für Fertiger im deutschen Mittelstand schneller gelingen?

Die digitale Transformation ist für deutsche Unternehmen eine Chance, aber auch ein hohes Risiko. Plötzlich kommen Wettbewerber aus Ecken, die man vorher nicht kannte und die technologisch teilweise weiter sind als wir in Deutschland. Alles, worum es sich bei der digitalen Transformation dreht, sind Daten. Wie bekomme ich als Unternehmen den bestmöglichen Wert aus meinen Daten, um Prozesse oder Kundenbeziehungen zu optimieren? Das können im Maschinenbau Predictive Maintenance, intelligente Servicekonzepte oder die Optimierung der eigenen Lagerhaltung sein. Die Art der Datenablage ist plötzlich businesskritisch. Monolithische Strukturen oder Datensilos etwa können die Datenauswertung über Wochen verzögern und damit einen Nachteil gegenüber dem Wettbewerb bedeuten.

Wir verstecken uns in Deutschland oft noch zu sehr hinter dem Siegel der Qualität. Das mag in manchen Fällen richtig sein, dennoch sind wir zwei bis drei Jahre hintendran – das muss „ratzfatz“ nachgeholt werden. Und es beginnt mit den Daten. Der CIO eines Kunden hat mal zu mir gesagt,»Ich brauche keine IT-Strategie und keine Infrastrukturstrategie – ich brauche eine Datenstrategie.« Es geht darum, zu wissen, welche Daten der Firma zu jedem Zeitpunkt wo „rumfliegen“. Ich muss wissen, wie ich sie einsortiere und zurückhole. Das Datenwachstum, welches mit IIoT und Analytics einhergeht, ist unfassbar. Eine zentrale Datenstrategie ist für die digitale Transformation elementar.
 


  1. »Wir schließen eine Marktlücke in Deutschland«
  2. Eine zentrale Datenstrategie ist elementar

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