Interview mit it´s OWL

Im Netzwerk gemeinsam die Chancen von Industrie 4.0 nutzen

18. April 2016, 11:56 Uhr | Karin Zühlke
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Der Mittelstand und it's OWL

Wie viel an Fördermitteln steht Ihnen als Spitzencluster zur Verfügung?

Insgesamt 100 Millionen Euro. 40 Millionen Förderung haben wir durch den Bund erhalten und 60 Millionen kommen von den Unternehmen im Cluster. Davon werden 46 Projekte umgesetzt.

Um welche Art von Projekten handelt es sich dabei?

Das ist ganz unterschiedlich - von der automatischen Maschinenkonfiguration zu bis hin zu nichttechnischen Projekte, z. B. "Wie sehen Geschäftsprozesse in der digitalen Welt aus?" - oder "Wie sieht die Arbeit in der digitalen Welt aus?" Unser Fokus lag von Anfang an darauf, wie eingangs schon erwähnt, dass die Unternehmen die Lösungen, die sie entwickeln, auch konkret umsetzen können. Und wir wollen aus aktuellen Forschungsergebnisse praxisnahe Basistechnologien entwickeln, die wir vielen Unternehmen zur Verfügung stellen.

Inwieweit hat der Mittelstand die Möglichkeit, sich an it´s OWL zu beteiligen?

Wir sind fast nur mittelständisch geprägt. Selbst die großen Unternehmen im Cluster wie Miele und Claas sind mittelständisch geführt. Wir haben eine große KMU-Quote unter 500 Mitarbeitern, etwa 1.500 im produzierenden Gewerbe in der Region und im Cluster aktiv etwa 150. KMUs investieren ja offiziell kein Geld in F&E sondern machen das eher so "nebenbei". Hier genau setzt unser Mehrwert an, den wir den Mittelständlern bieten, z. B. über unser Technologietransfer-Konzept.

Technologietransfers sollen mittelständisch geprägten Produktionsunternehmen den Zugang zu Industrie 4.0 erleichtern - wie läuft so ein Technologietransfer im Rahmen von it´s OWL genau ab?

Von den 100 Mio Euro setzen wir alleine 16 Mio Euro im Technologietransfer-Projekt um. Wir wollen intensive Sensibilisierungsarbeit zum Thema "Industrie 4.0" leisten - aber dafür brauchen wir natürlich Best Practise Beispiele, um zeigen zu können, wie andere Unternehmen zu einer erfolgsversprechenden Lösung gekommen sind.

Das Volumen eines Technologietransfer-Projektes hat etwa 100.000 Euro und geht über 6 Monate. Die Hälfte davon wird gefördert, indem wir die KMUs mit Experten von Hochschulen zusammenbringen, die mit den Unternehmen anhand bestehender Basistechnologienaus dem Cluster wie z. B. in den Bereichen Selbstoptimierung, Mensch Maschine Interaktion oder Systems Engineeringeine konkrete Lösung erarbeiten. Die andere Hälfte, also 50.000 Euro sind die Aufwände, die das Unternehmen selbst tragen muss. Wir haben eine sehr hohe Resonanz auf diesen Wettbewerb. Wir fördern ca. 150 solcher Projekte, haben aber weit mehr Bewerbungen in den letzten drei Jahren dazu erhalten. Im Sommer 2015 haben wir die ersten 40 Projekte abgeschlossen.

Wie wählen Sie die förderungswürdigen Bewerbungen aus?

Das wird jährlich von Gutachtern bewertet. Die besten Projekte bekommen schließlich den Zuschlag.

Was veranlasst große Unternehmen und Marktführer, ihre Technologie einem KMU oder Start-Up zur Verfügung zu stellen?

Es geht nicht darum, dass große Unternehmen ihre Technologien verscherbeln, aber sie haben natürlich Interesse daran, dass auch das kleine Unternehmen ihre Technologien einsetzt. Das kann es aber nur, wenn es innovativ ist. Daher haben große Unternehmen ein reges Interesse daran, kleinere Unternehmen zu befähigen, die neuesten Technologien einzusetzen.

Der zweite Grund ist, dass wir sehr viele Wertschöpfungsketten in der Region haben. Der Grundgedanke von Industrie 4.0 ist ja die Vernetzung und das heißt, auch die Zulieferer müssen in der Lage sein, Industrie-4.0-tauglich zusammenzuspielen. Die großen Firmen möchten die Partner, mit denen sie jahrelang zusammengearbeitet haben, nicht verlieren, sondern befähigen auch im Digitalzeitalter weiter ein Teil ihrer Wertschöpfungskette zu sein. Außerdem haben sie ein reges Interesse daran, dass sich ihr Markt nicht verkleinert. Und nicht zu vergessen, kleinere Unternehmen sind oft hochinnovativ. Wenn man das noch in Einklang bringt mit ihrer IT-Kompetenz, dann sind diese Unternehmen für die Zukunft gerüstet.

Einer der Erfolgsfaktoren von Industrie 4.0 ist die Kombination von IT- und Produktionswissen - wie tragen Sie dieser Interdisziplinarität Rechnung?
Sehr viele unserer Projekte beschäftigen sich damit, IT-Technologien einzusetzen. In der Anwendung birgt das komplexe Fragestellungen: Wie werte ich Daten aus? Welche Daten benötige ich? Welchen Sensor setze ich ein? Wie muss der selbstlernende Algorithmus aussehen? usw?.

Wir fördern also das interdisziplinäre Zusammenarbeiten und den Austausch. Wir haben zudem direkt über it´s OWL Schulungs- und Weiterbildungsprogramme. So bieten wir beispielsweise für Maschinenbauer Schulungen an, in denen sie kennenlernen, wie man ein komplexes IT-System entwickeln kann, damit der Maschinenbauer versteht, wie er seine Maschine intelligent machen kann. Er muss selbst aber keine Algorithmen entwickeln, sondern er muss sie anwenden können.

Mit der IG Metall und sechs Unternehmen haben wir kürzlich ein Projekt aufgesetzt zum Thema "Mensch im Industrie 4.0 Arbeitsprozess". Dabei geht es nicht nur um den Maschinenbediener, sondern auch um den Maschinen-Entwickler.


  1. Im Netzwerk gemeinsam die Chancen von Industrie 4.0 nutzen
  2. Der Mittelstand und it's OWL
  3. Internationale Kooperationen

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!