Interview mit IoTOS und Smart Factory

Geschäftsmodelle aus Daten kreieren, aber sicher!

10. April 2019, 12:30 Uhr | Karin Zühlke
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IoTOS ist inzwischen auch Mitglied des SEF

IoTOS ist inzwischen auch Mitglied des SEF. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem SEF?

Meuser: Sowohl IoTOS als Anbieter von industriellen Hybrid-Cloud-Anwendungen als auch der SEF Smart Electronic Factory als Konsortium von Unternehmen zur Evaluierung von I4.0-Anwendungen sehen sich als Enabler für den Mittelstand, wenn es um die wirtschaftliche Umsetzung von Digitalisierungsprojekten geht. Insofern ergeben sich wertvolle Synergien zwischen IoTOS und den anderen Mitgliedern des Vereins.

Im Zuge der Entwicklung eines Showcases für die Hannover-Messe 2019 ist IoTOS neben SupplyOn und German Edge Cloud dem Smart Electronic Factory beigetreten. Bereits bestehende Mitglieder des Vereins wie z.B. Bosch Rexroth haben sich mit den SEF-Neumitgliedern zusammengetan, um den beschriebenen Messe-Showcase zu entwickeln.

Auch auf dem Messestand von AWS – Amazon Web Services – wird ein Showcase von IoTOS zu sehen sein?

Bienek: Ja richtig. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller von Spektralsensoren, Trios, und dem Fraunhofer ISOB wird die erste Ausprägung eines Water-Quality-Portals auf Basis der IoTOS Suite auf dem AWS-Messestand in Halle 6 zu sehen sein.

Ein sicherer Zugang zu sauberem Wasser wird weltweit immer wichtiger und Wasser eine immer wichtigere Ressource. Um passende Lösungen für diese Zukunftsmärkte zu entwickeln, spielen Informationen und deren Austausch eine entscheidende Rolle. Aktuell realisiert das genannte Konsortium auf Basis der OGC-SensorThings-API mit dem FROST-Server des Fraunhofer ISOB und der IoTOS ­Suite ein Hybrid-Cloud-fähiges Water-Quality-Portal. Der FROST-Server ist ein Ergebnis der Fraunhofer-Beiträge zu den internationalen Organisationen wie z.B. dem Open Geospatial Consortium und dem GEOSS – Global Earth Observation System of Systems.

Die initiale Ausprägung des Water-Quality-Portal beinhaltet Datenvisualisierung, basierend auf einer regelmäßigen oder permanenten Erfassung von Messwerten z.B. Nitrat, Nitrit bzw. organischen Inhaltsstoffen, mit Trios-Spektralsensoren über ein IoT-Gateway. Die erfassten Daten können einer Zustandsüberwachung der Wasserqualität in Flüssen, Seen und Meeren zugeführt werden. Zukünftig sollen auch Hybrid-Cloud-fähige Applikationen zur Steuerung von Trinkwasser- bzw. Abwasseraufbereitungsanlagen angeboten werden. Das Water Quality Portal wird auf dem AWS-Stand als Public-Cloud-Applikation auf der IoT-Plattform AWS gezeigt.

SEF
Dieter Meuser, SEF »Unter einer IoT-Applikation versteht man eine industrielle Software-Anwendung, die möglichst als Hybrid-Cloud-Anwendung auf allen führenden IIoT-Plattformen zu betreiben ist.«
© SEF

Im Kreise der SEF wird derzeit intensiv an dem Plattform-Ansatz gearbeitet. Worin besteht der Unterschied zwischen IoT-Plattform und IoT-Applikationen? Der Begriff „IoT- oder IIoT-Plattform“ wird wohl oft missverständlich gebraucht.

Meuser: Unter horizontalen IoT-Plattformen versteht man die Cloud-Plattformen der sogenannten Hyperscaler wie Amazon, Microsoft, Google, IBM. De facto nehmen die Produkte von Google Cloud Platform, Microsoft Azure und Amazon Web Services aktuell circa 75 Prozent des gesamten Marktes in Bezug auf die Public-Cloud-Angebote ein. Mittlerweile basieren fast alle führenden IIoT-Plattformen wie Mind­Sphere, Predix, Adamos und EcoStruxure auf den IaaS- und PaaS-Layern der aufgeführten Hyperscaler. Unter einer IoT-Applikation versteht man eine industrielle Software-Anwendung, die möglichst als Hybrid-Cloud-Anwendung auf allen führenden IIoT-Plattformen zu betreiben ist. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass sich aktuell nur IIoT-Applikationen im Markt abverkaufen lassen, welche auch in Edge-Cloud-Infrastrukturen lauffähig sind.

Was genau verbirgt sich hinter der Smart Electronic Factory Platform der SEF?

Meuser: Industrielle B2B-Plattformen haben eine große Bedeutung, wenn es um die Umsetzung neuer digitaler Geschäftsmodelle in der Industrie geht. Im ersten Schritt ist es jedoch die Aufgabe, die fabrikinternen Daten zu analysieren und nutzbar zu machen. Hierfür ist ein allumfassenden industrielles sowie IT-, KI-, IoT-Know-how erforderlich. Daher hat der SEF-Vorstand es sich zur Aufgabe gemacht, ein Ökosystem zu formieren, welches die notwendigen Kompetenzen über die größtenteils mittelständischen Mitgliedsfirmen als „Smart Electronic Factory Platform“ der mittelständischen Industrie zur Verfügung stellt.

Das heißt, die SEF entwickelt selbst eine IoT-Plattform?

Meuser: Nein, um Gottes Willen! Die deutsche Industrie braucht wahrlich keine weitere industrielle IoT-Plattform. Unter der Smart Electronic Factory Platform kann man, wie bereits erläutert, ein Ökosystem aus mehreren mittelstandsorientierten Softwareanbietern, Anlagenherstellern, Rechenzentrumsbetreibern usw. verstehen, welche ganzheitliche, mittelstandsorientierte Smart-Factory-Anwendungen auf den etablierten IoT- bzw. IIoT-Plattformen anbieten können.

Auf welchen IoT-Plattformen könnten die Smart-Factory-Anwendungen der Smart Electronic Factory Platform angeboten werden?

Meuser: Wir arbeiten innerhalb des SEF mit der AWS und nun auch mit der German Edge Cloud zusammen. Allerdings haben viele Produktionsleiter ein Problem damit, dass ihre Daten, wie bei AWS der Fall, in die amerikanische Public Cloud gehen. Sie möchten, dass die Daten in fabrikinternen Rechenzentren bleiben und maximal in einem Private-Cloud-Ansatz, idealerweise eines deutschen Anbieters, übergreifend verarbeitet werden. Der Public-Cloud-Ansatz der amerikanischen Anbieter wird in der deutschen Industrie nicht angenommen. Nun geht es darum, lokale Edge-Minirechenzentren oder auch Private-Cloud-Szenarien aufzubauen, bei denen die Datenbestände der Fabriken entweder im Werk oder selbst auf Cloud-Ebene privat bleiben. Die neue German Edge Cloud GmbH widmet sich genau diesem Ziel. Aber auch AWS hat die Problematik erkannt und will mit seinem neuen Produkt AWS Outposts zumindest ein Hybrides Cloud-Modell anbieten.

Wie könnte ein Hybrid-Cloud-Szenario am Beispiel einer Kombination der jeweiligen Ansätze beider genannten Firmen aussehen?

Meuser: Die Daten werden in unternehmenseigenen lokalen Edge-Rechenzentren vorprozessiert, dann an den nächsten Layer – den Edge-Cloud-Layer der GEC – zwecks übergreifender Realtime-Analyse übermittelt und, falls gewünscht, an klassische globale Rechenzentren von AWS zwecks kostengünstiger Langzeitarchivierung durchgeroutet. Die jeweilige Datenübermittlung geschieht entweder über private 5G-Kommunikation oder spezifische Glasfaserverbindungen privat oder public.

Flankierend dazu wird die IDS-Technologie des International Data Space Einzug halten. Der erste konkrete Pilot dieser Architektur wird bei Limtronik zur Hannover-Messe laufen und auch auf dem SEF-Messestand zu sehen sein – in der vorher beschriebenen Kombination mit der SupplyOn-Plattform.


  1. Geschäftsmodelle aus Daten kreieren, aber sicher!
  2. IoTOS Product Protection Service
  3. IoTOS ist inzwischen auch Mitglied des SEF

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