Mit dem Product Protection Service gab es den ersten Use-Case von IoTOS. Was kann dieser Service?
Bienek: Über den IoTOS Product Protection Service lässt sich eine „intelligente“ Elektronik eindeutig im Feld identifizieren. Wenn sich das intelligente Device über die IoTOS Suite authentifiziert, kann über eine API abgefragt werden, wann die Komponente gebaut und wo sie verbaut wurde. So kann über die IoT-Plattform des OEM sichergestellt werden, dass es sich nicht um einen Nachbau des Devices handelt. Der Limburger EMS-Dienstleister Limtronik bietet den IoTOS Product Protection Service seinen Kunden zur Integration in ihre eigenen IoT- bzw. IIoT-Plattformen an. Dieser IIoT-Service kann um einen weiteren IoTOS-Service – den Track & Trace Service – ergänzt werden. Mit dieser Applikation kann eine automatische Fehlerursachenanalyse der bereits im Feld verbauten Komponenten auf Basis der fabriknahen Produkt-, Prozess- und Qualitätsdaten durchgeführt werden. Für die bei Limtronik gefertigten Produkte steht auch der IoTOS Track & Trace Service ab der Hannover-Messe 2019 zur Verfügung.
Inwieweit lässt sich dies als Plagiatschutz einsetzen?
Bienek: Ein Device authentifiziert sich nach der Inbetriebnahme beim Endkunden beim IoTOS Product Protection Service des Elektronikproduzenten über die IIoT-Plattform des Herstellers. Sollte sich ein Device mit einer nicht registrierten oder bereits registrierten Seriennummer identifizieren wollen, um die Services des Herstellers über seine IIoT-Plattform in Anspruch nehmen zu können, so wird dieses als Plagiat identifiziert, wird nicht beim Endkunden aktiviert und wird der IIoT-Plattform des Herstellers als Plagiat gemeldet. Das ist bei immer mehr „intelligenten“ Produkten eine wichtige Funktion, um am Mehrwert der Produkte verdienen zu können. Der Elektronikzulieferer Limtronik schafft somit mit der Bereitstellung eines Product Protection Service auf Basis seiner Produktionsdaten einen erheblichen Mehrwert für seine Kunden.
Worin bestehen die Herausforderungen für mittelständische Firmen im Hinblick auf ihre – wie Sie es nennen – „Datenschätze“?
Bienek: Unsere Praxiserfahrungen zeigen, dass Unternehmen oft über wertvolle Daten verfügen. Die Herausforderung ist es, diese Informationen so aufzubereiten, dass sie verwertbar sind. Denn für jedes I4.0/IoT-Anwendungsszenario bedarf es erst einmal eines werthaltigen Datenraumes, welcher dann durch Analyse-Tools und AI-Services aufbereitet werden kann. Sprich: Aus Big Data werden Smart Data.
Welche Rolle spielt IoTOS genau dabei?
Bienek: Die Aufgabe ist es, diese Supply-Chain-übergreifenden Informationen so aufzubereiten und auszuwerten, dass sie zur Optimierung der bestehenden Wertschöpfungskette sowie zum Aufbau neuer Geschäftsmodelle verwertbar sind. Dazu verbindet IoTOS die elementaren Informationen aus bestehenden Systemen wie ERP, PLM, MES, Prozess- und Anlagenleitsystemen usw., um diese für die weitere Informationskette bereitstellen zu können.
Eine derartige Digitalisierungsstrategie und die damit verbundene Entwicklung neuer Geschäftsmodelle besteht aus unterschiedlichen Bausteinen. Diese gilt es sinnvoll zusammenzuführen. Die Hybrid-Cloud-Applikationen von IoTOS basieren auf einer hochmodernen Microservice-Architektur, welche auf Container as a Service – CaaS – Container-Anwendungsplattformen wie Red Hat OpenShift oder der German Edge Cloud betrieben werden.
An welchen Stellen der Lieferkette lässt sich IoTOS einsetzen?
Bienek: Die Hybrid-Cloud-Anwendungen von IoTOS zielen auf die horizontale als auch vertikale Vernetzung bzw. Integration über die gesamte Lieferkette ab. In Kooperationen mit etablierten Industrieunternehmen arbeitet IoTOS daran, mit seinen Applikationen einen Mehrwert auf Basis der Supply-Chain-übergreifenden Informationsflüsse zu schaffen.
Wo ist dann dabei die Datenhoheit verortet?
Bienek: Das Augenmerk liegt dabei darauf, dass der Produzent der Daten die Datenhoheit behält. Aus diesem Grund arbeiten wir sehr eng mit der nun live-geschalteten German Edge Cloud – GEC – zusammen …
... die welche Funktion erfüllt?
Bienek: Die German Edge Cloud ist die erste flächendeckende KI-Edge-Cloud für echtzeitfähige Industrie-4.0-Anwendungen und eine gemeinsame Initiative von Experten wie Rittal und iNNOVO Cloud sowie des gemeinnützigen Forschungsinstitutes Fraunhofer-Gesellschaft. Die deutsche Industrie profitiert von einer leicht konsumierbaren und gleichzeitig skalierbaren KI-Edge-Cloud, welche die digitale Innovationskraft multipliziert und gleichzeitig die größtmögliche Datenhoheit für jeden Kunden garantiert. Die GEC bietet private Edge-Rechenzentren sowie Edge-Cloud-Infrastrukturen, fertige Plattformen zur Daten-Aufbereitung/Management sowie industriespezifische KI-/Big-to-Smart-Data-Services an.
Die German Edge Cloud setzt die Best-Practice-Sicherheitsarchitektur des International Data Space auf pragmatische Weise um. Die Initiative zum International Data Space (IDS) zielt darauf ab, einen sicheren Datenraum zu schaffen, der Unternehmen verschiedener Branchen und aller Größen die souveräne Bewirtschaftung ihrer Datengüter ermöglicht. Der IDS ist eine Initiative fast aller namhaften deutschen Industriefirmen und wird durch eine Best-Practice-Architektur von vielen Fraunhofer-Instituten spezifiziert sowie von der German Edge Cloud mittels eines Software Connectors umgesetzt.
Die Daten, die die eigene Private Cloud, z.B via der German Edge Cloud, verlassen, sollten, wenn möglich, durch den Dateneigentümer weiterhin kontrolliert werden. So wird durch den IDS Connector der German Edge Cloud die Datenweitergabe an eine Dauer, einen bestätigten Daten-Nutznießer sowie eine spezifische Bereitstellung geknüpft.