Sigfox expandiert kräftig

»Dieses Jahr gehen viele große Projekte in den Rollout«

24. Mai 2018, 15:41 Uhr | Heinz Arnold
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Vieles ist im verborgenen passiert - jetzt kommt es zum Tragen

Wie viele Partner sind es denn?

Rund 400. Dazu gehören bekannte große Unternehmen wie Airbus, Bosch und Total, aber auch sehr viele Mittelständler. Im Bereich der Elektromobilität hat sich schon viel getan.

Was zum Beispiel?

Bosch etwa setzt auf Sigfox auf, um Elek­tro­scooter lokalisieren zu können.

Auch sonst dürften der Automobilsektor und Mobilitätskonzepte doch ein interessanter Markt sein.

Ja, auf jeden Fall, wir werden schon demnächst etwas sehr Interessantes zum Thema Logistik in der Automobilbranche veröffentlichen. Und noch ein Beispiel aus dem Bereich Landwirtschaft fällt mir ein: Fliegl hat ein Monitoring-System entwickelt, das überwacht, ob Anhänger vorschriftsmäßig an die Zugmaschine angekoppelt sind und wo sie sich befinden. Damit hat das Unternehmen sogar zwei Preise gewonnen.

Können Sie ein weiteres Beispiel dafür geben, wie ein typischer Mittelständler das System einsetzt?

Da fällt mir unter den vielen Beispielen spontan Bergische Achsen ein, ein Unternehmen, das LKW-Achsen herstellt. Es ist ein typischer deutscher Mittelständler, der sein Smart-Logistik-System auf Basis von Sigfox aufgebaut hat und dies jetzt auch an weitere Interessenten vermarktet. Dieses Beispiel zeigt auch sehr gut, wie sich das Geschäftsmodell über Sigfox erweitern lässt.

Da ist also sehr viel über die letzten Jahre im Verborgenen passiert?

Genau. Denn gerade im Industriebereich dauert es recht lange, bis ein System auf Basis von Sigfox umgesetzt werden kann. Bei Louis Vuitton hat dies 18 Monate gedauert, das ging sogar sehr glatt und relativ schnell. Das Lokalisierungssystem von Bosch für die Elektroscouter hat auch 18 Monate erfordert, bis es soweit war. Das lässt mich aber auch recht sicher sein, dass die Prognosen für dieses Jahr nicht übertrieben sind. Denn viele Firmen haben in ihren Projekten bereits gezeigt, dass die Systeme funktionieren, und rollen die Geräte jetzt aus.

Alles spricht derzeit von China. Ist Sigfox dort aktiv?

Wir haben in China angefangen und werden die 20 größten Städte abdecken. Auch Indien entwickelt sich jetzt.

Auf der technischen Ebene ist jetzt NB-IoT stark im Kommen. Könnte dies Sigfox das Wasser abgraben?

Die Techniken unterscheiden sich und zielen auf unterschiedliche Anwendungen ab. Wird eine hohe Bandbreite gefordert, wie in manchen Smart-City-Projekten, dann eignet sich NB-IoT. Dafür ist die Abdeckung nicht so gut. Aber nicht alle Telekommunikationsanbieter setzen auf NB-IoT. Manche haben es nicht im Angebot wie etwa Orange. Es gibt Länder und Regionen, die kein Netz haben. Damit wäre diese Möglichkeit beispielsweise für Louis Vuitton nicht in Frage gekommen. Wir bieten dagegen den kompletten End-to-End-Service, garantieren also, dass die Daten auch wirklich ankommen. Das macht eine Telekommunikationsfirma nicht.

Die Systeme würden sich also ergänzen?

Das sehe ich so, das sehen auch Telekommunikationsunternehmen wie beispielsweise Telefonica so. Andere wie die Deutsche Telekom sind bislang aber noch nicht davon überzeugt. Hier haben wir wohl noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Aber es gibt auch noch einige andere Telekommunikationsanbieter, mit denen wir in regem Kontakt stehen.

Sie sehen sich grundsätzlich nicht im Wettbewerb mit diesen Anbietern?

Wir sehen uns als IoT-Service-Provider, der ein eigenes Funknetzwerk aufbaut, um selbst einfachste Dinge anzubinden. Wir wollen die Firmen in die Lage versetzen, auf Basis unserer Technik genau das System aufzubauen, das ihnen hilft, ihre Probleme zu lösen und in neue Geschäftsbereiche vorzudringen. Ein wichtiger Punkt dabei: Die Unternehmen behalten die volle Kontrolle über ihre Daten, die Datenhoheit liegt bei ihnen. Weil es so viele IoT-Cloud-Anbieter in Europa nicht gibt, sehen wir uns in einer sehr guten Position.

Ein wesentlicher Punkt ist der Preis, den die Anwender dafür bezahlen müssen, verbunden zu sein. Wie hoch liegt er im Moment?

Das kann man schwer sagen, je nach System dürfte er zwischen 50 Cent und 7 Euro liegen. Wir arbeiten aber auch mit Hochdruck daran, die Preise für die Module weiter zu senken. In Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Deggendorf wird es möglich, abgespeckte Module herzustellen, über die sich Objekte für 20 Cent bis 1 Euro vernetzen lassen. Selbst Einweggegenstände, Verpackungen und Briefumschläge ließen sich so vernetzen.


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