Bildverarbeitung: Auf den Branchen-Mix kommt es an

18. September 2009, 9:30 Uhr | Andreas Knoll, Markt&Technik
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Bildverarbeitung: Auf den Branchen-Mix kommt es an


»Der Preiskampf zeigt sich besonders in Asien, wo teilweise ein Viertel des Listenpreises direkt als Angebot zum Kunden geschickt wird.« Hier werde auf Teufel komm raus versucht, Produkte zu verkaufen, nur um sie aus dem Lager herauszubekommen. »Es fragt sich, wie manche das auf die Dauer überleben können, sollte diese Entwicklung mit diesem Jahr noch nicht abgeschlossen sein, wovon wir ausgehen«, ergänzt Eckstein. »Das Ganze könnte einigen noch ziemlich wehtun, die kein dickes Polster haben, mit dem sie sich eine Weile über Wasser halten können.«

Als Kamerahersteller bekommt auch Basler den Preisdruck zu spüren: »Bei einigen Wettbewerbern sehen wir, dass sie extrem hart an den Preis rangehen, dass Unternehmen, die bisher eher etwas über unseren Preisen gelegen haben, sie so stark senken, dass wir sagen: Huch, wo wollen die denn hin?«, legt Linkemann dar. »Um die eigenen Geschäfte zu halten, muss man dann wohl oder übel nachziehen. Das sind ganz gefährliche Entwicklungen, von denen wir hoffen, dass sie nicht weitergehen.«

Der Distributor Rauscher GmbH ist mit dem Preisrutsch ebenfalls konfrontiert: »Es bleibt einem manchmal nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen, obwohl es eigentlich betriebswirtschaftlich nicht vertretbar ist«, betont Rauscher. »Dann stellt sich natürlich auch die Frage: Wie steht das Unternehmen da, hat es einen finanziellen Rückhalt, so dass ich das Geschäft problemlos machen kann, oder ist es am Ende, so dass ich das Geschäft unbedingt machen muss, aber die Sache sofort an die Substanz geht. Firmen, die das betrifft, werden verschwinden, vielleicht noch nicht in diesem Jahr, aber Anfang des nächsten Jahres.«

Verantwortlich für den Preisverfall sind freilich nicht nur große Kunden – einen Teil der Verantwortung sehen die Bildverarbeiter auch in der eigenen Branche: »Wir machen uns den Preisdruck bis zu einem gewissen Grad selbst«, betont Markus Fremmer, General Manager des Produkt-Managements Machine Vision, Sensors, Laser Markers and Automation Control Devices bei Panasonic Electric Works Europe. »Ich denke da vor allem an die Produktkategorie der Vision-Sensoren, in die auch die Sensor-Hersteller hineindrücken. In der Werbung wird viel versprochen, was die Geräte angeblich alles können; es werden teilweise Äpfel mit Birnen verglichen, sprich: Mittelklasse-Bildverarbeitungssysteme mit Vision-Sensoren, deren Preise teilweise unter 1000 Euro liegen.« Dem Preisverfall bei Systemen höherer Leistungsklassen leiste dies Vorschub.

Auch wenn es zunächst nicht danach aussieht - die deutsche und europäische Bildverarbeitungs-Industrie hat durchaus Chancen, den Preisdruck etwas abzumildern: »Weil die Branche Hochleistungs-Produkte anbietet, muss sie Rückgrat beweisen und verdeutlichen, dass ihre Produkte nicht mit Billig-Erzeugnissen aus Asien vergleichbar sind, obwohl sie ähnlich aussehen«, stellt Rauscher klar. Bernhard Mindermann, Geschäftsführer von Mikrotron, pflichtet ihm bei: »Wenn man genügend Rücklagen im Kreuz hat, kann man es sich auch mal leisten, Nein zu sagen«, führt er aus. »Ich glaube, dies ist die einzig sinnvolle Strategie. Dem Preisdruck nachzugeben und Preise zu akzeptieren, die unterhalb der Kosten liegen, hat sich noch nie ausgezahlt.« Bei Noffz stößt er mit dieser Aussage auf Zustimmung: »Es gibt einige Hersteller, die dem Druck nachgeben und fast jeden Preis mitmachen«, sagt der Silicon-Software-Marketingleiter. »Dies ist eine große Gefahr, weil der Preisverfall nicht rückgängig zu machen ist. Wenn die Preise mal unten sind, bleiben sie auch unten.«

Einen interessanten Aspekt bringt Mindermann ins Spiel: »Bei den Hochgeschwindigkeits-Kameras ist der Preisdruck noch nicht angekommen – wahrscheinlich deshalb, weil der Markt dafür recht klein ist«, führt er aus. »Und weil die Kunden«, ergänzt Keppler, »auch noch eher darauf angewiesen sind und verstanden haben, dass sie nach dem Kauf entsprechende Unterstützung brauchen. Die Komponenten müssen bei den Kunden angeschlossen und in Hard- und Software integriert werden, und all das ist ja zu bezahlen.« Wer seine Industriekamera zum Schnäppchenpreis erwerbe, mache oft die Rechnung ohne den Wirt: »Wenn er Support benötigt, muss er möglicherweise zur Kenntnis nehmen, dass die Kamera zwar billig über den Tisch gegangen ist, es aber denjenigen, der sie verkauft hat, schon gar nicht mehr gibt«, fügt Keppler hinzu.


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