Editorial

Es besteht Anlass zur Zuversicht

26. Januar 2023, 9:31 Uhr | Andreas Knoll
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»Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen« – in dieser turbulenten Zeit ist das Sprichwort hochaktuell. In den vergangenen Jahrzehnten war es selten so schwierig, zuverlässige Vorhersagen abzugeben.

Die Unbekannten sind einfach zu groß: Wie lange dauert Russlands Krieg in der Ukraine noch? Wie wirkt sich die Situation in China nach der Aufhebung der strikten Zero-Covid-Politik international aus? Wie entwickeln sich die Energiepreise, welchen Weg nimmt die Inflation?

Die in ungeahnter Geschwindigkeit installierten schwimmenden LNG-Terminals an der Nord- und Ostseeküste stehen symbolisch dafür, dass die Versorgung mit Energie wieder in geordnete Bahnen einschwenkt. Insofern dürften sich die Energiepreise stabilisieren, wenn auch auf höherem Niveau als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Und insofern dürfte die Inflation, die im vergangenen Jahr ihren höchsten Stand seit gut 70 Jahren erreicht hat, wieder sinken, allerdings bis auf Weiteres nicht auf die Zielmarke der EZB von jährlich zwei Prozent.

Dass die Lockerung der chinesischen Zero-Covid-Politik die aktuellen Lieferkettenprobleme weiter entschärfen dürfte, davon ist trotz der derzeit volatilen Situation in China auszugehen. Zugleich scheint sich die Stimmung in der chinesischen Wirtschaft wegen der schwierig einzuschätzenden Corona-Lage vor Ort einzutrüben. Was die aktuellen politischen Entwicklungen im »Reich der Mitte« für die Strategie der hiesigen Industrie im Allgemeinen und der Elektronikindustrie im Besonderen bedeuten, darüber kann momentan nur spekuliert werden. Es ist also auf jeden Fall wichtig, die nach außen dringenden Informationen möglichst genau zu verfolgen und Hinweise auf ein etwaiges generelles Umsteuern der chinesischen Politik zu suchen.

Bleibt der vieldiskutierte »Inflation Reduction Act«, mit dem die US-Administration unter Präsident Joe Biden den heimischen Greentech-Sektor fördern will. Hier sieht es momentan so aus, als ob manches nicht ganz so heiß gegessen werde wie gekocht: Gerade für die europäische Elektronikbranche sollten sich die Auswirkungen in Grenzen halten. Wichtiger für sie dürfte die US-Embargopolitik gegenüber China in puncto ICs und Chipfertigungstechnik werden: Europa und die europäische Industrie werden sich darauf einstellen müssen. Mit ihrem »Chips Act«, der neben anderen Maßnahmen vor allem die Produktion von ICs mit geringer Strukturbreite in Europa fördern soll, hat die EU einen ersten Schritt getan.

Die Herausforderungen sind und bleiben also groß, aber dank ihrer Innovationskraft und globalen Orientierung wird die deutsche und europäische Elektronikindustrie sie auch in diesem Jahr meistern. Über neue technische Entwicklungen aus aller Welt werden wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch in diesem Jahr umfassend informieren. Seien Sie gespannt!

Ihr

Andreas Knoll

Leitender Redakteur
E-Mail:aknoll@weka-fachmedien.de

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