In Algerien soll das erste Turmkraftwerk in Nordafrika gebaut werden. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die Technologie für das Gas-Sonnenwärme-Kraftwerk am Rande der Sahara maßgeblich mitentwickelt.
Damit liefert sich Algerien ein Wettrennen um das erste Turmkraftwerk Nordafrikas mit Tunesien, wo NUR Energie im Rahmes des Desertec-Projekts ebenfalls ein neues Turmkraftwerk errichtet.
Das algerische Turmkraftwerk soll in Boughezoul am nördlichen Rand der Sahara entstehen und in erster Linie als Pilot- und Forschungskraftwerk dienen. Es kann eine Leistung von bis zu 7 MW erzielen und dazu sowohl ausschließlich mit Sonnenenergie oder auch als Hybridkraftwerk noch zusätzlich mit Gas betrieben werden. Diese Kombination soll dem Land, das über große Gasvorkommen verfügt, einen weichen, kostengünstigen und versorgungssicheren Übergang von einer fossilen hin zu einer solaren Stromerzeugung ermöglichen.
Wesentliche Teile der Technologie des Turmkraftwerks, darunter der Strahlungsempfänger HITREC (High Temperature Receiver), hat das DLR entwickelt. »Wir freuen uns sehr, dass ein Turmkraftwerk mit der im DLR entwickelten Receivertechnologie nun erstmals im Sonnengürtel gebaut wird. Dies ist ein großer Erfolg, der durch das Pilot-Turmkraftwerk in Jülich erst ermöglicht wurde. Gemeinsam mit den algerischen Forschern können wir zukünftig wertvolle Erfahrungen zur weiteren Verbesserung der Technologie unter realen Wüstenbedingungen sammeln«, sagt Prof. Bernhard Hoffschmidt, Co-Direktor des DLR-Instituts für Solarforschung.
Von ersten Laborarbeiten in Köln bis zum Kraftwerk in Algerien
Für das Projekt haben das Ministerium für Hochschulwesen und wissenschaftliche Forschung der Demokratischen Volksrepublik Algerien und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit der Bundesrepublik Deutschland (BMU) ihre Zusammenarbeit vereinbart. »Wir freuen uns, in diesem Projekt die Beziehungen zwischen Algerien und Deutschland im Bereich der Umwelttechnologien und erneuerbaren Energien weiter vertiefen zu können«, sagte der deutsche Botschafter in Algerien, Götz Lingenthal. Algerien will die notwendigen Mittel zur Umsetzung des Projektes zur Verfügung stellen. Das BMU beabsichtigt mit einem Höchstbetrag von sieben Millionen Euro zum Bau des Kraftwerks und der Errichtung eines regenerativen Testzentrums beizutragen.
Funktionsweise eines Turmkraftwerks
Bei einem Turmkraftwerk reflektieren viele einzelne Spiegel das Sonnenlicht an die Spitze des Turms. Dort werden die konzentrierten Sonnenstrahlen in Wärme umgewandelt, es entstehen Temperaturen bis zu 1000 Grad Celsius. Mit dieser Energie wird Wasserdampf erzeugt, der eine Turbine antreibt.
Turmkraftwerke arbeiten mit höheren Temperaturen als andere solarthermische Kraftwerke, wie zum Beispiel Parabolrinnen-Kraftwerke. Durch die hohen Betriebstemperaturen ist der Wirkungsgrad dieser Kraftwerke bei der Stromerzeugung besonders hoch. Es werden weniger Kollektoren pro erzeugte Kilowattstunde benötigt, wodurch die Stromgewinnungskosten sinken.
Während Parabolrinnen-Kraftwerke bereits seit 30 Jahren im Einsatz sind, ist die Turmtechnologie eine relativ neue Technologie. Der Vorteil aller Sonnenwärmekraftwerke ist, dass sie die Sonnenenergie in Form von Wärme kostengünstig über mehrere Stunden speichern können. Sie liefern damit regelbaren erneuerbaren Strom.