Samil Power ist 2010 mit ersten Produkten auf den australischen Markt gekommen. Wie verlief die weitere Entwicklung, und welches Potential sehen Sie heute für das Unternehmen am Weltmarkt?
Weltweit hat das Unternehmen inzwischen mehr als 200.000 Stringwechselrichter installiert. Wir wären in der Lage, derzeit jährlich Solarwechselrichter mit einer Gesamtleistung von 4 GW an unserem Fertigungsstandort Suqian zu produzieren. Etwa 40 Prozent des Umsatzes von 60 Mio. Euro im letzten Jahr erzielte das Unternehmen in Europa, 25 Prozent in Greater China. In Australien sind wir heute die Nummer 2 am Markt, mit einem Anteil von rund 25 Prozent. Ähnlich sieht es in Großbritannien aus. Dort haben wir in unserem Startjahr 2012 einen Marktanteil von 15 Prozent errungen, den wir in diesem Jahr auf 25 Prozent gesteigert haben, sodass wir auch dort aktuell die Nummer 2 sind. Vergleichsweise gering ist aufgrund unserer Exportausrichtung der Anteil in China mit 5 Prozent. Diesen Markt bedienen wir aber auch fast ausschließlich über Zentralwechselrichter. Bezogen auf den Weltmarkt, sehen wir unser Potential derzeit bei 10 Prozent, wenn man den Weltmarkt mit 30 bis 33 GW ansetzt.
Das Geschäft von Samil Power außerhalb Chinas wird von München aus geführt. Ist es diese strukturelle Flexibilität, die den Erfolg des Unternehmens ausmacht?
Deutschland ist nach wie vor der größte Regionalmarkt in der Solarinverter-Welt. Damit verfügen Mitarbeiter, die in diesem Bereich tätig waren, auch über die notwendigen Management-, Vertriebs- und Marketingerfahrungen, um ein Engagement auf diesem als konservativ bekannten Markt zum Erfolg zu führen. Der Versuch, die weltweite Expansion von Samil Power von China aus voranzutreiben, wäre sicherlich deutlich aufwändiger. Es gab ja schon vor knapp zwei Jahren einen Versuch, das Geschäft in Mitteleuropa von China aus aufzubauen, doch man hat schnell eingesehen, dass das kein praktikabler Weg ist.
In den Jahren 2010/11 war die Welt der deutschen Solarbranche noch in Ordnung. Wären Sie damals auf die Idee gekommen, sich für das Jobangebot eines chinesischen Herstellers zu interessieren?
Nein, wir waren damals in der Branche vor allem damit beschäftigt, die enormen Bedarfe zu managen, die der explodierende Solarboom vor allem in Deutschland mit sich brachte. Inzwischen hat sich die Situation am Markt gewandelt, und eine Menge guter Leute sind auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Davon profitieren wir natürlich, wir müssen niemanden abwerben. Die Erfolgsgeschichte von Samil Power, die flachen Hierarchiestrukturen, die klare Fokussierung auf die Kernaufgaben des Solarinverter-Geschäfts und die dynamische Entwicklung des Unternehmens machen es für Know-how-Träger aus der Branche interessant.
Sie sind Anfang des Jahres zu Samil Power gestoßen. Worin sehen Sie die größte Herausforderung, um das Unternehmen erfolgreich im Premium-Segment des deutschen Solarinverter-Marktes zu platzieren?
Technisch sehe ich keine Probleme, da bewegen wir uns auf Augenhöhe und sind mit unseren mehr als 200 Entwicklern in der Lage, schneller auf technische Trends oder Marktentwicklungen zu reagieren als manch etablierter Hersteller. Entscheidend für den Erfolg, nicht nur auf dem konservativen deutschen, sondern auf dem Weltmarkt, ist vielmehr die enge Verknüpfung der technischen Excellence mit einem leistungsfähigen Servicepaket. Um sich im Premium-Segment etablieren zu können, ist das eine Grundvoraussetzung, die uns zu einem absolut ernst zu nehmenden Herausforderer für die etablierten Hersteller macht. In München beschäftigen wir aktuell 11 Mitarbeiter, europaweit sind es rund 25 Leute. Unser Ziel ist es, mittelfristig die Zahl der Beschäftigten in Europa auf etwa 40 Mitarbeiter zu erhöhen.
Wie konkret sieht dieses Serviceangebot aus und ab wann werden Sie es anbieten?
Wir bieten dieses Servicekonzept seit Juli in Europa an und haben es im August bereits auf Australien ausgedehnt, weitere Regionalmärkte werden folgen. Wir haben uns dafür mit Sykes, einem Call-Center-Spezialisten, zusammengetan. Sechs speziell ausgebildete Mitarbeiter stellen nun in Berlin 24 Stunden am Tag, fünf Tage die Woche, sicher, dass Kunden und Installateure bei auftretenden Fragen oder Problemen qualifizierte Antworten und Hilfe bekommen. Das Spektrum der Hilfe reicht dabei von Unterstützung und technischem Support am Telefon oder per Mail über die Einschaltung von lokalen Support-Ingenieuren bis hin zum R&D-Support, wenn wirklich komplizierte technische Angelegenheiten zu klären sind. Natürlich setzt dieses Konzept voraus, dass wir vor Ort lokale Service-Ingenieure zur Verfügung haben. Derzeit ist das in den USA, China, Australien, Großbritannien, Italien, Frankreich und Deutschland der Fall. Ein Teileaustausch im Fall eines Fehlers ist natürlich ein Grundbestandteil eines solchen Servicekonzeptes.