Derzeit geht es aber vor allem um den Ausbau des Übertragungsnetzes: 3.600 km zusätzliche Trassen hat die Dena-2-Studie ermittelt, unter Einbezug der Dena-1-Studie wären insgesamt 4.500 km neue Trassen in Deutschland erforderlich. »Pro Jahr müssten also rund 500 km neue Trassen gebaut werden«, erklärt Joswig. »Bisher haben wir pro Jahr gerade einmal 20 km geschafft. Wir stehen also vor einer große Herausforderung.« Zumal in Europa insgesamt rund 42.000 km neue Trassen gebaut werden müssten.
Europa ist das Stichwort. Denn es wäre sinnlos, die Netze in den europäischen Ländern isoliert voneinander ausbauen zu wollen. Das zeige schon die Schwierigkeiten in Deutschland selbst. Denn das Netz in Deutschland passt auch über 20 Jahre nach dem Untergang der DDR immer noch nicht so ganz zusammen. »Die Wiedervereinigung hat netztechnisch noch nicht statt gefunden«, erläutert Kreusel. Also komme es darauf an, den Netzausbau auf europäischer Ebene voran zu treiben. Denn der Aufbau eines Overlay-Netzes kann nur international geschehen, Projekte wie Desertec ließen sich sonst gar nicht einbinden.
Ein wesentlicher Aspekt dabei muss auch sein, die Stromnachfrage an das jeweilige Angebot aus erneuerbarer Erzeugung anzupassen. Mit Strom zu heizen, könnte beispielsweise eine neue Renaissance erleben.
Innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen
Es kommt laut VDE darauf an, das künftige Systemkonzept schnell zu schaffen, wobei der »Plattform« zukunftsfähige Netze eine zentrale Bedeutung zukäme. Kreusel macht auf eine weitere wichtige Komponente aufmerksam: Die Betrachtung dürfe sich nicht ausschließlich auf die Netz beschränken, sondern das Gesamtsystem einschließlich Gas, Wärme, und Verkehr.
Fazit: Die Rahmenbedingungen müssen innovations- und investitionsfreundlicher und die Genehmigungsverfahren für Infrastrukturprojekte müssen beschleunigt werden. Die Bevölkerung sollte in die Gestaltung enger als bisher einbezogen und über die Konsequenzen informiert werden, um die Toleranz gegenüber dem Ausbau zum Smart System zu erhöhen.