Studie untersucht Investitionen in Erneuerbare und Haltung der Verbraucher

Potenziale von Ökostrom nicht ausgeschöpft

29. Februar 2012, 9:43 Uhr | Carola Tesche
Cordelia Müller von ENTEGA: »Der Großteil der Verbraucher misst der Senkung von CO2-Emissionen und den Investitionen in Erneuerbare große Bedeutung bei, statt allein auf Preisaspekte zu achten«
© ENTEGA

Laut einer Studie, die DIW econ im Auftrag des Energieversorgers ENTEGA durchgeführt hat, beziehen nur 20 Prozent der Konsumenten tatsächlich Ökostrom, obwohl die Mehrheit der Verbraucher die Investitionen ihres Stromanbieters in erneuerbare Energien und die Energiewende als wichtig bewertet.

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Zudem entspricht die grundsätzlich positive Einstellung und Erwartung der Verbraucher hinsichtlich des ökologischen Engagements ihres Energieversorgers nicht immer der Realität. Das Investitionsverhalten deutscher Energieversorger in erneuerbare Energien weist der Studie zufolge deutliche Unterschiede auf. Regional verwurzelte Versorger zeigen in Relation zu ihren Gesamtkapazitäten stärkeres Engagement als die großen Energiekonzerne und in absoluten Mengen gesehen mehr Investitionskraft als die ausschließlichen Ökostromanbieter.

Verbraucher legen Wert auf Investitionen in Ökostrom

Für die Mehrheit der Befragten sind ökologische Merkmale ihres Stromproduktes relevant. Von größter Bedeutung ist demnach die Investition in den Ausbau erneuerbarer Energien durch den eigenen Energieversorger selbst; 83 Prozent der Verbraucher beurteilen dies als wichtig oder sehr wichtig. »Der Großteil der Verbraucher misst der Senkung von CO2-Emissionen und den Investitionen in Erneuerbare große Bedeutung bei, statt allein auf Preisaspekte zu achten«, sagt Cordelia Müller, Geschäftsführerin von ENTEGA Privatkunden. »Es zeigt sich aber eine deutliche Diskrepanz zwischen dem theoretischen Bewusstsein und der eigentlichen Umsetzung.« Von allen Befragten, die Handlungsbedarf bei der Senkung von CO2-Emmissionen sehen, sind nur 20 Prozent tatsächlich Ökostromkunden. Zudem ist es den Konsumenten wichtiger, dass ihr Versorger in erneuerbare Energien investiert, als dass sie selbst Strom beziehen, der ausschließlich aus regenerativen Quellen gewonnen wird.

»Unterm Strich wollen die Kunden die Energiewende, setzen sich aber nicht aktiv dafür ein«, bewertet Müller die Ergebnisse. »Um die Energiewende mitzugestalten, müssen Verbraucher Qualität, Herkunft und Umweltnutzen ihres Stromangebots hinterfragen.« Deutlich wird auch, nur einer Minderheit der Befragten ist das Ökostrom-Gütesiegel bekannt. »Zertifikate, die dem Tarif einen zusätzlichen Umweltnutzen bescheinigen, bieten nur dann Orientierung, wenn die Verbraucher sie auch erkennen und verstehen«, sagt Müller. »Hier besteht offensichtlich Handlungsbedarf.«

Große Unterschiede im Investitionsverhalten der Versorger

Die Investitionen der deutschen Energieversorgungsunternehmen (EVU) in den Ausbau erneuerbarer Energien weisen große Unterschiede auf. Die Studie analysierte die Entwicklung Erzeugungskapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien (EE-Kapazitäten) ausgewählter EVU von 2005 bis 2010. Verglichen wurden dabei die vier großen Energieversorger E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW, die vier Ökostromanbieter EWS, Greenpeace Energy, Lichtblick und Naturstrom sowie fünf regionale Energieversorger, u.a. ENTEGA mit ihrer Muttergesellschaft HEAG Südhessische Energie (HSE). »Das unterschiedliche Engagement ist insbesondere im Hinblick auf die Wirtschaftskraft oder aber die ökologische Ausrichtung einiger Unternehmen überraschend«, sagt Müller.
Zum Stand 2010 haben die vier großen Energiekonzerne zwar die größten EE-Kapazitäten, anteilig an den Gesamtkapazitäten liegen sie jedoch deutlich unter dem Engagement der Ökostromanbieter (100 Prozent) und dem erneuerbaren Anteil von ENTEGA/HSE (56 Prozent). »Auch die Entwicklung der Kraftwerksparks zeigt, einige der großen EVU haben sogar EE-Kapazitäten in Deutschland abgebaut, sofern man Abgänge durch Verkäufe oder Stilllegungen berücksichtigt«, sagt Müller. Die regionalen Versorger bauten in diesem Zeitraum zwischen 20 und 188 MW zu, die reinen Ökostromanbieter zwischen 0,1 und 29 MW. »Hier fällt die geringe Größe der Ökostromanbieter auf und damit einhergehend auch die geringere Investitionskraft«, sagt Müller.

Qualität und Investitionen als Maßstab für Ökostrom

»Um die Energiewende umzusetzen, reicht das zum Teil geringe Engagement der Versorger nicht aus«, fasst Müller zusammen. »Der Umbau der deutschen Energiewirtschaft stellt uns vor große Aufgaben. Die Ziele sind nicht realisierbar, wenn die Unternehmen nicht genügend in den Ausbau der Anlagen investieren. Die Energieversorger dürfen nicht länger auf fehlende Rahmenbedingungen warten, sie müssen bei sich selbst mit der Energiewende anfangen.«


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