Im Sommer 2012 reichte das Aktionsbündnis ProSun eine Anti-Dumping-Klage gegen China bei der Europäischen Kommission ein - offenbar mit Erfolg. Ab Juni sollen Importe chinesischer PV-Panel-Hersteller mit Strafzöllen belegt werden.
Das zumindest geht aus diversen Meldungen der Nachrichtenagenturen und –dienste hervor. Eine offizielle Bestätigung der EU Kommission steht nach der entsprechenden Sitzung aber noch aus. Bis 5. Juni müssen die EU-Mitgliedsstaaten informiert werden. Laut Experten gelten die Strafzölle aber jetzt als so gut wie sicher.
China ist mittlerweile der weltgrößte Hersteller von Solar-Panels und Europa macht die Hälfte des Weltmarktes aus. Rund 80 Prozent der Panels für den europäischen Markt kommen aus China. Dass die chinesischen Hersteller ihre Panels zuletzt zu kaum wettbewerbsfähigen Preisen verkauft haben, führte zu Unmut der verbliebenen europäischen Hersteller und nicht zuletzt war das auch mitursächlich für die deutsche und europäische Solar-Pleitewelle im letzten Jahr.
Die Nachfrage nach chinesischen Billigpanels könnte durch die Anti-Dumping-Zölle deutlich abflauen. Denn der europäische Kunde kauft bei gleichen Preisen lieber einheimische Produkte, zum Beispiel wegen der Garantieansprüche. Schon vor dem Beschluss der EU fragten Großhändler und Projektierer in Deutschland verstärkt Solarmodule europäischer Herkunft nach, um rückwirkend keine Strafzölle für den Einkauf chinesischer Module bezahlen zu müssen. So verzeichnet der Hersteller Innotech Solar (ITS) bereits seit längerem eine erhöhte Nachfrage nach seinen europäischen Solarmodulen.
„Am Markt herrschtegroße Verunsicherung, da der Importeur die Zölle bezahlen muss. Nur wer europäische Solarmodule einkauft, geht kein Risiko ein“, erklärt Dr. Thomas Hillig, Vice President Module Sales & Marketing bei Innotech Solar, einem deutsch-skandinavischen Hersteller. „Chinesische Hersteller versuchen vermehrt, das Risiko auf ihre Kunden zu übertragen, indem sie als Ort der Eigentumsübergabe China festlegen. Außerdem sehen sie sich aufgrund der Strafzollproblematik häufig nicht mehr in der Lage, über mehrere Monate Preise zu garantieren.“ Das erschwere die Planbarkeit von Projekten erheblich. Einige chinesische Hersteller würden daher bereits vorausschauend die Preise erhöhen.
Auch die Kunden von europäischen Modulherstellern seien verunsichert. „Immer häufiger äußern Händler und Installateure ihre Bedenken, dass das Angebot an europäischen Modulen knapp werden könnte, sie keine Module mehr erhalten oder dass die europäischen Hersteller die Preise erhöhen“, so Hillig. „Wir spüren das deutlich bei der Nachfrage nach unseren Modulen.“