IRES: Ohne Speicher keine Energiewende

Gesetzlicher Rahmen für Speicher dringend erforderlich

13. Dezember 2011, 11:47 Uhr | Heinz Arnold
Prof. Dr. Dirk Uwe Sauer, RWTH Aachen: »Leider wurde der Ausbau der Energieerzeugung aus Wind und Photovoltaik vorangetrieben, ohne das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass dazu Speicher unbedingt erforderlich sind. Deshalb hinken die Speicher zehn Jahre hinterher.«

Um die Energiewende umzusetzen, hält es Umweltminister Norbert Röttgen für vordringlich, Lastmanagement zu realisieren, also intelligente Zähler flächendeckend einzusetzen. »Dieser Weg ist wesentlich kostengünstiger als neue Speicher und entlastet die Stromnetze«, so Röttgen in einem F.A.Z.-Beitrag vom 12.12.2011.

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»Reines Einspeise-Management reicht niemals aus, um das Netz bei schnell steigenden Einspeisungen aus fluktuierenden Quellen stabil zu halten«, sagte dagegen kürzlich Dr. Martin Altrock, Rechtsanwalt und Experte zum Energie-Einspeisegesetz, auf der International Renewable Energy Storage Conference (IRES) in Berlin. »Wir brauchen hier vor Ort zentrale und dezentrale Speicher.« Auch, weil sich dadurch der Ausbau der Netze ein wenig verzögern ließe. 

»Leider wurde der Ausbau der Energieerzeugung aus Wind und Photovoltaik vorangetrieben, ohne das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass dazu Speicher unbedingt erforderlich sind. Deshalb hinken die Speicher zehn Jahre hinterher«, erklärte Prof. Dr. Dirk Uwe Sauer vom Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) an der RWTH Aachen, der wissenschaftliche Leiter der IRES in Berlin. Er bemängelt, dass Rahmenbedingungen für die Integration von Speichern fehlen, Geschäftsmodelle können deshalb nicht umgesetzt werden, und wer kein Geld verdienen kann, wenn er Speicher betreibt, der werde nicht investieren. Deshalb sollten Speicher ähnlich gefördert werden wie Erneuerbaren Energien.

Das sehen offenbar nicht alle so, denn Norbert Röttgen schreibt in der F.A.Z. in seinem Beitrag „Der Masterplan für die deutsche Energiewende“, dass das Lastmanagement vorrangig sei, danach käme das leistungsfähige Stromnetz und erst dann die Speicher, die im Moment ja noch gar nicht erforderlich seien.

Dem gegenüber geht Prof. Sauer davon aus, dass der Bedarf an Speichern schnell steigen werde und für die sichere Energieversorgung dringend nötig wäre.

Die Fachleute auf der IRES waren sich weitgehend einig, dass im Speichersektor dringend Handlungsbedarf bestünde, um die Energiewende wie geplant umsetzen zu können. Das Problem auf die lange Bank zu schieben, sei kontraproduktiv. Pumpspeicherwerke bieten nur begrenzt Kapazität. Und die Wasserkraft in Norwegen ins Spiel zu bringen, ist angesichts der Verhältnisse dort und der dafür erforderlichen neuen Stromtrassen eher als Witz zu verstehen.

Es wäre also sinnvoll, auf die Entwicklung der Speicher genauso großen Wert zu legen, wie auf die Erzeugung der Energie aus erneuerbaren Quellen. Dazu müssten große Projekte realisiert werden. »In der Forschung können wir nur einen geringen Teil dazu beitragen, die Kosten zu reduzieren, der größte Teil der Kostenreduzierung ergibt sich aus der Produktion in großen Stückzahlen. Um die Massenproduktion anzustoßen, benötigen wir einen gesetzlichen Rahmen«, so Sauer

Norbert Röttgen hat übrigens den Absatz in seinem Beitrag in der F.A.Z., der sich mit Speichern beschäftigt, mit folgenden Satz eingeleitet: »Grundlegende Missverständnisse gibt es beim Thema Speicher.« So ist es, leider!


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