Energiewende

Für den Erfolg sind 35 Billionen US-Dollar bis 2030 nötig

3. April 2023, 11:48 Uhr | Kathrin Veigel
© IRENA

In einer aktuellen Vorschau des World Energy Transitions Outlook warnt die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) vor dem derzeitigen dramatischen Fortschrittsstillstand bei der Energiewende und fordert einen strategischen Wandel zugunsten des 1,5°C-Klimaziels.

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Die globale Energiewende ist vom Kurs abgekommen, verschärft durch die Auswirkungen der weltweiten Krisen. Die Vorschau des World Energy Transitions Outlook 2023 der IRENA fordert nun eine grundlegende Kurskorrektur bei der Energiewende. Soll diese erfolgreich sein, seien konsequente, tiefgreifende Maßnahmen nötig, die die Dringlichkeit der aktuellen Situation widerspiegeln. Investitionen und umfassende politische Maßnahmen auf globaler Ebene und in allen Sektoren müssen den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern und strukturelle Veränderungen für die weitgehend auf erneuerbaren Energien basierende Energiewende herbeiführen.

Die Vorschau zeigt, dass Umfang und Ausmaß der aktuellen Bemühungen den Fahrplan zum 1,5°C-Ziel kläglich verfehlen. Fortschritte wurden vor allem im Stromsektor erzielt, wo erneuerbare Energien 40 Prozent der weltweit installierten Leistung ausmachen und 2022 zum Rekordwert von 83 Prozent des weltweiten Stromzuwachses beitragen.

Um 1,5 °C zu halten, muss sich jedoch der Ausbau von aktuell 3.000 Gigawatt (GW) auf über 10.000 GW im Jahr 2030 erhöhen, was einem jährlichen Durchschnitt von 1.000 GW entspricht. Der Ausbau ist zudem auf bestimmte Regionen der Welt beschränkt. 2022 entfielen zwei Drittel des gesamten Zuwachses auf China, die Europäische Union und die USA, während die Entwicklungsländer noch weiter zurückblieben. 

»Es steht soviel wie noch nie auf dem Spiel. Das globale Energiesystem muss in knapp 30 Jahren radikal und systemisch umgestaltet werden und wir brauchen daher neue Wege, um die Energiewende zu beschleunigen. Maßnahmen zur Eindämmung fossiler Brennstoffe sowie sektorale Maßnahmen sind nach wie vor notwendig, reichen aber nicht aus, um den Übergang zu einem von erneuerbaren Energien dominierten Energiesystem zu meistern«, so der Generaldirektor der IRENA Francesco La Camera.

Drei Säulen der Energiewende

In der Vorschau werden drei vorrangige Säulen der Energiewende skizziert: physische Infrastruktur, politische und regulatorische Voraussetzungen sowie qualifizierte Arbeitskräfte. Alle erfordern beträchtliche Investitionen und neue Wege der Zusammenarbeit, damit sich alle Akteure optimal an der Energiewende beteiligen können.

Die Vorschau warnt, dass mangelnde Fortschritte den Investitionsbedarf weiter erhöhen. Sie fordert eine systematische Änderung des Umfangs und der Art der Investitionen, um die Energiewende zu priorisieren. Obwohl die Investitionen in die Energiewende im Jahr 2022 einen neuen Rekordwert von 1,3 Billionen US-Dollar erreicht haben, müssen sich die jährlichen Investitionen mehr als vervierfachen und 5 Billionen US-Dollar übersteigen, um 1,5 °C einhalten zu können. Bis 2030 müssen die kumulierten Investitionen auf 44 Billionen US-Dollar steigen; 80 Prozent, das heißt 35 Billionen US-Dollar, gehen dabei in die Energiewende, wobei Effizienz, Elektrifizierung, Netzausbau und Flexibilität im Vordergrund stehen.

Neue Investitionsentscheidungen sollten sorgfältig geprüft werden, um die Wende voranzutreiben und gleichzeitig das Risiko verlorener Investitionen zu verringern. Etwa 41 Prozent der bis 2050 geplanten Investitionen sind nach wie vor auf fossile Brennstoffe ausgerichtet. Rund 1 Billion US-Dollar der bis 2030 geplanten jährlichen Investitionen in fossile Brennstoffe müssen in Übergangstechnologien und Infrastrukturen umgelenkt werden, damit das 1,5°C-Ziel greifbar bleibt.

Darüber hinaus sind Interventionen des öffentlichen Sektors erforderlich, um einen gerechteren Investitionsfluss in alle Länder sicherzustellen. Im Jahr 2022 kamen 85 Prozent der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien weniger als 50 Prozent der Weltbevölkerung zugute. Im Jahr 2022 entfiel auf Afrika lediglich 1 Prozent des Kapazitätsausbaus. Der von der IRENA veröffentlichte Bericht »Global Landscape of Renewable Energy Finance 2023« bestätigt, dass die Regionen, in denen rund 120 Entwicklungs- und Schwellenländer liegen, nach wie vor vergleichsweise wenig Investitionen erhalten. 

IRENAs World Energy Transitions Outlook (WETO) skizziert einen Fahrplan für die Energiewende im Einklang mit dem Pariser Abkommen, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 °C zu begrenzen. Die demnächst erscheinende Ausgabe 2023 wird einen Beitrag zur ersten globalen Bestandsaufnahme im Rahmen der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten leisten und schlägt effektive Methoden zur Beschleunigung des Fortschritts in den nächsten fünf Jahren für die Klimaschutzziele 2030 vor.  


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