Zum Thema Speichermanagement haben wir gefragt, ob wir uns Ihrer Meinung nach zurücklehnen und abwarten können, bis genügend Elektroautos als dezentrale Speicher zur Verfügung stehen. Auf diese Frage erhielten wir zum Teil sehr ausführliche Antworten, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten.
Der distributiven Energieversorgung gehört die Zukunft
Zu der Reihenfolge der "Prioritäten" unserer Politiker, gleich welcher Couleur, fällt mir eigentlich nur leider immer wieder der Spruch ein »wes Brot ich ess, des Lied ich sing…«. Wo, bitteschön, blieben denn die Argumente, wir würden gigantische »Terawatt-Back-Bone«-Stromtrassen durch die Gärten und Wohngebiete in ganz Deutschland benötigen, um den Windkraftstrom von der Nordsee nach Süddeutschland leiten zu können, oder noch mehr Wasserkraft Speicherwerke in Deutschland bauen zu müssen, da ja bekannter Maßen die Norweger so überaus begeistert sind, für die Deutschen ihre ohnehin schon überlasteten Netze zur Verfügung zu stellen. Irgendwo ist mir mal untergekommen, welchen Landschaftsverbrauch solche Wasserkraftwerke erzeugen, aber sicherlich gehöre ich zu den ewigen Neinsagern, die weder Megawatt Solaranlagen auf nutzbarem Ackerboden noch die Mecklenburgische Seenplatte auf ganz Deutschland erweitern wollen.
Mit meiner eigenen PV-Anlage auf dem Wohnhaus erzeuge ich im Jahresschnitt rein rechnerisch etwa doppelt so viel Strom wie mein Eigenverbrauch ist. Dumm nur, dass immer dann, wenn ich besonders viel von diesem eigenerzeugten Strom benötigen würde, die Sonne nicht scheint. Leider ist keiner der bis heute kommerziell verfüg- und bezahlbaren Akkus wirklich eine Alternative zur Einspeisung. Die verhagelt ja auch bekannterweise gerade in der Mittagszeit an der Strombörse in Leipzig unseren »Energie-Oligarchen« so richtig die Gewinne. Kein Wunder, dass der Verbraucher diese Gewinnverluste mit höheren Strompreisen bezahlt.
Technisch gesehen, behaupte ich mal frech, sind bahnbrechende Erfindungen nicht mehr wirklich nötig. Es gilt, Energiespeicher für den Privathaushalt zu realisieren, die auch für mehrere Tage elektrischen Strom in ausreichender Menge speichern. Es gibt sogar Firmen, die so etwas anbieten, aber zu Preisen, die eine Amortisation schlicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschiebt, genauso übrigens wie Klein-KKW-Geräte für den »Otto Normalbewohner«. Die Regelungswut gewisser Technokraten, wie u. a. Geräte auszusehen haben, ist übrigens als eine der Ursachen solcher Mondpreise nicht zu unterschätzen.
Kommen wir zu den Elektroautos, womit dann ja wohl ausschließlich Batterie- oder besser Akku-betriebene Fahrzeuge gemeint sein dürften. Tut mir leid, aber mit dieser Annäherung ist man dermaßen auf dem Holzweg, dass es mir schon wehtut, wie hier das Geld sinnlos verbraten wird. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer sich JEDE Industrie mit einzuführenden Normen tut, weil jeder gerne sein eigenes Süppchen kocht und einen vom Wettbewerb vorgeschlagen Standard nicht akzeptieren kann. Bis sich weltweit ein Standard für ein einheitliches Steckersystem und/oder Batterie-Pack herauskristallisiert hat, bin ich sicher nicht mehr Bewohner dieser Erde. Mal abgesehen davon, dass Unfallfahrzeuge, wenn das diffizile Akku-Management nicht mehr vorhanden ist, vor allem durch das Problem der ausgefallenen thermischen Kontrolle doch zu Bränden führen können (wie schon mehrfach berichtet wurde).
Und wenn ich mir mal das Leistungsgewicht der fahrbaren »Akku-Packs« anschaue, wohlgemerkt bei Reichweiten, die einer heutigen Tankfüllung entsprechen würden, da warte ich doch lieber auf Fahrzeuge, die mit Brennstoffzellen oder auch mit reinem Wasserstoff betrieben werden. Es gibt diese Fahrzeuge schon, aber leider nicht zu kaufen, weil wir ja erst einen kleinen Umweg über Akkus als einzige Energiequelle machen müssen.
Ach so, jetzt hatte ich ja fast vergessen, dass wir den Strom aus der Mittagszeit speichern müssen, damit der Preisdruck an der Strombörse nicht zu groß wird. Dass batteriebetriebene Elektroautos in Megametropolen vielleicht Sinn machen, will ich ja nicht abstreiten, aber wir leben nun mal nicht alle in Megalopolis.
Mein Fazit: Hören wir doch bitteschön endlich auf, uns vor den Karren der Energie-Oligarchen spannen zu lassen, und kapieren endlich, dass der distributiven Energieversorgung die Zukunft gehört. Die Zeiten für »ein Kraftwerk für Deutschland« sind wirklich vorbei, auch wenn es Einige noch nicht wahrhaben wollen.