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E10 – Nichts als Widersprüche

15. März 2011, 11:29 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 7

eMobile sind weder umweltfreundlicher noch effizienter

Ich bin voll Ihrer Meinung, dass die derzeitig gehypte Debatte über die eMobilität fernab jeder technischen Realität geführt wird. In den letzten beiden Jahren hatte ich bei einem der vier großen weltweiten Automobilzulieferer die "Chance", am Aufbau einer Abteilung für die Entwicklung und Produktion von Umrichtern für eMobile mitzuwirken.

Hier mal der Stand der Technik:

Ladegeräte haben einen Wirkungsgrad von maximal 92% Netz zu Akku, d.h. verglichen mit dem Tankvorgang beim herkömmlichen Auto wäre das so, als ob je Tankfüllung (50 l) ein ganzer Reservekanister voll daneben ginge und zwar bezahlt aber nicht verwendet werden könnte. Wohlgemerkt schon beim Tankvorgang!

Dass dieser dann statt 3 Minuten bis zu 8 Stunden dauern kann, nur nebenbei erwähnt, weil dies eines der wenigen Mankos ist, die auch in der öffentlichen Diskussion bekannt sind.

Durch Selbstentladung und (je nach Technologie) auch aktive Heizung/Kühlung der Akkus verdunstet die Energie dann binnen Wochenfrist fast zur Hälfte aus den Akkus, auch hier wieder der Vergleich mit dem herkömmlichen Fahrzeug, wo Aktivkohlefilter bei Benzinern Vorschrift sind, um das Verdunsten von ca. 0,5 Promille je (heissem Sommer-)Tag abzufangen resp. zu entgiften. Diesel haben hier fast gar keine Verluste zu vermelden ...

Aber auch der Antriebsinverter hat nur einen Wirkungsgrad von ca. 90 %, zusammen mit dem (zugegebenermaßen guten) Wirkungsgrad des E-Motors von ca. 80 % (bis hin zu 95% in speziellen Lastsituationen und sehr hoch entwickelten Motoren, welche aber wiederum seltene Erden als Rohstoffe in Massen benötigen und somit für eine Serienfertigung vielleicht gar nicht zur Verfügung stehen werden, resp. einfach zu teuer sein werden ...) ergibt sich also allein für die Kette vom Ladevorgang bis hin zur Erzeugung der Energie ein Gesamtwirkungsgrad von vielleicht 65 %, wenn die Akkus zügig wieder entleert werden, bis hinunter zu 40 %, wenn dies erst nach Tagen oder gar Wochen geschieht.

Das eMobil hat somit keinerlei Effizienzvorteil gegenüber einem herkömmlichen, optimierten Verbrennungsmotor wie TDI oder FSI, jedoch kostet Strom je Energieinhalt schon heute mehr als 4x soviel wie fossile Kraftstoffe, TROTZ der dort einseitig sehr hohen Steuerlast! Gewinner einer eMobilität wären ausschließlich die Stromkonzerne und Netzbetreiber, aber weder der e-Mobil-Fahrer, noch gar der private Solar-Kleineinspeiser, noch gar die Umwelt!

Betrachtet man das höhere Eigengewicht und die eingeschränkte Nutzbarkeit des Innenraums durch das Volumen der mitgeführten Akkus sowie die Tatsache, dass akkuelektrische Fahrzeuge als hochentzündliche Gefahrguttransporte gar nicht alle Straßen befahren dürften, ergäbe sich ein nochmal verminderter Anwendernutzen.

Das ist aber nur eine Seite der Wirkungsgrad-Berechnung, denn auch der zum Laden verwendete Strom kommt ja - aller Grünen Veräppelung entgegen - nicht einfach aus der Steckdose, sondern muss erzeugt und transportiert werden. Auch hier fallen teils erhebliche Verluste an und die Erzeugung aus rein regenerativen Quellen ist zumeist nicht möglich, weil die Fahrzeuge - wie ihre Benutzer - ja meist tagsüber unterwegs sein werden und nachts nachgeladen werden sollen, was die Nutzung von Solarenergie für diesen Zweck nur noch sehr eingeschränkt möglich machen wird.

(und abgesehen davon, dass Solarenergie aus Solarzellen ebenso ein entgegen der technischen Realität gehyptes Thema ist, weil zur Herstellung der Solarzellen immer noch fast genausoviel Energie notwendig ist, wie dann später über all die Jahre wieder gewonnen werden kann, von Flächenverschwendung und Alterungsdefekten noch gar nicht zu sprechen ...)

Verwendet man aber hauptsächlich fossile Energieträger wie Kohle oder Gas zur Stromerzeugung für die eMobilität, dann wird klar, dass nur eine Verlagerung der CO2-Produktion stattfindet, bei sehr schlechtem Systemwirkungsgrad und einer für den Nutzer zusätzlich sehr umständlichen Handhabung fern der bisherigen Realität.

Die Anstrengungen des VW-Konzerns, nun plötzlich in kleine, heimische Kraft-Wärme-Kopplungen zu investieren (deren Technik und Vorteile seit Jahrzehnten bekannt sind, aber bislang als Bastler-Lösungen ein Nischendasein fristeten) zeigt auch auf, dass herkömmliche Verbrennungsmotoren nach wie vor das größte Potential aufweisen und auch, dass mit einer Verbreitung der eMobile die Netzinfrastruktur selbst in Deutschland derart überlastet wäre, dass man sich zum eMobil quasi das Kraftwerk gleich mit dazu in den Keller stellen sollte. (mit dem Vorteil immerhin, dass der dann immer noch benötigte fossile Kraftstoff wie Gas oder Dieselöl (auch als Heizöl bekannt) immerhin zu gewissem Teil doppelt genutzt werden könnte, im Winter mehr, im Sommer weniger...

Fazit: eMobile sind weder umweltfreundlicher noch effizienter als herkömmliche Antriebe, sie sind aufgrund der verbauten Chemie und des schlechten Wirkungsgrads der Energiespeicher (Größe, Gewicht, Selbstentladung) sogar deutlich ineffizienter im tagtäglichen Betrieb.

Vielleicht ist es aber gerade diese Unreife, die uns in Zukunft sanft zwingen soll, über alternative Transportmethoden wie Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel nachzudenken, anstatt ins bequeme und dazu noch meist - im Vergleich zum ÖPNV - immer noch günstigere Auto zu steigen!

Darin könnte ein gewisser Nutzen für die Umwelt stecken, aber der ließe sich auch durch weitere Verteuerung der fossilen Energieträger wohl erreichen, zumindest wenn dies - wie von Grünen seit Jahrzehnten gefordert, aber aufgrund der Angst vor Machtverlust nie realisiert - schlagartig erfolgen würde.

Das hätte dann aber zur Folge, dass die Autoindustrie ein wirkliches Problem hätte und nicht sogar einen Boom durch den Absatz der neuen und umweltfreundlichen eMobile!

 

 

 

 


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