In Ihrem letzten Newsletter hatten Sie die Leser gebeten, Beispiele zu schicken, welche den Gegensatz zwischen Disskussion und Realität in Bezug auf Biokraftstoffe aufzeigen.
In meinem Beitrag beziehe ich mich nicht direkt auf E10, sondern den Dieselmotor.
Rein technisch gesehen wurde der Dieselmotor bereits bei seiner Entwicklung für den Betrieb mit unterschiedlichsten ölartigen Kraftstoffen entwickelt. Lediglich die Kraftstoffleitungen, Dichtungen und Einspritzverhalten müssen angepasst sein. So verhält es sich auch beim Benziner. Immerhin fahren in Argentinien gebaute VWs seit Jahrzehnten mit ca. 90%igem Ethanol. Die Motoren sind die gleichen wie hierzulande.
Seit nunmehr fünf Jahren und nunmehr 100.000 km fahre ich einen Golf Diesel, den ich auf reinen Pflanzenölbetrieb (nicht Biodiesel) umrüsten ließ. Lediglich in den Wintermonaten muss ich etwas Diesel beimischen, um die Startfähigkeit zu verbessern, den Rest des Jahres fahre ich reines kaltgepresstes Rapsöl. Dieses beziehe ich von einem Landwirt aus meiner Region. Einen Teil des Rapses baut er selbst an, den Rest kauft er zu.
Zu Beginn lag der Preis pro Liter bei € 0,75. Dank der Politik wurden aber im Laufe der Jahre regelmäßig die Steuern für das Rapsöl erhöht, bemerkenswerterweise auch Mineralölsteuer. Meiner Ansicht nach widersprechen andauernde Steuererhöhungen für Pflanzenöl den erklärten Zielen der Regierung, den CO2-Ausstoß zu senken. Anstatt kleine regionale Anbieter alternativer Kraftstoffe zu unterstützen und damit den Wettbewerb zu fördern, wird dieser Markt zu Gunsten der großen Mineralölkonzerne systematisch ausgetrocknet.
Auch wird mein Fahrzeug keine Umweltplakette bekommen, weil für CO2- und Rußausstoß ausschließlich die Werte des zugrunde liegenden Standard-Fahrzeuges gelten, nicht die tatsächlichen. Der Rußausstoß ist im Pflanzenölbetrieb wesentlich geringer.
Letztendlich bin ich der Überzeugung, dass auch hinter E10 keine Umweltpolitik, sondern Wirtschaftspolitik steht. Laut eines Radiobeitrages eines Greenpeace-Mitgliedes im Tagesgespräch vom 07.03.2011 (Der Super-Flop - 07.03.2011) im Radiosender BR2
(http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern2/mp3-download-podcast-tagesgespraech.shtml)
werden gerade einmal 3% CO2 eingespart, darin ist der Transport noch nicht einmal eingerechnet. Unter dem Strich steigt der Ausstoß sogar an.
Falls Sie sich nun fragen, wieso ich dann Pflanzenöl fahre: Es waren auch wirtschaftliche Überlegungen, weil in der Zeit der Umrüstung meines Fahrzeuges die Dieselpreise bereits schon einmal bei ca. € 1,40 lagen. Ich finde es aber einen Unterschied, ob einige regionale Landwirte einen Teil ihrer vorhandenen brachliegenden Ackerfläche als Rapsacker nutzen und das Öl selbst vermarkten oder ob dies im großen Stil zwangsweise erfolgt und dadurch zusätzliche Anbauflächen in erheblichem Maße benötigt werden.
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