Energie 2.0

Die Profitabilität deutscher Energieversorger sinkt

3. August 2015, 12:40 Uhr | Hagen Lang
Die Energiewende ordnet die Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft neu. Die Komplexität der neuen Energiewelt nagt (noch) an der Profitabilität der Unternehmen.
© Siemens AG

Die Beratungsgesellschaft Kienbaum hat in einer Untersuchung der Kapitalstruktur und Performance 220 deutscher Energieversorger festgestellt, dass deren Umsatzrendite um 0,4 Prozent sank. Erstmals gingen inflationsbereinigt auch die Umsätze der EVU zurück.

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Die Umsatzrendite war bereits von 2010 auf 2011 um 0,7 Prozent gesunken. 2013 betrug die durchschnittliche Umsatzrendite mittlerer und großer EVU noch 5,5 Prozent, die kleinerer Versorger noch 8,5 Prozent.

»Die Gründe für den Rückgang der Profitabilität sind vielfältig: Dazu gehören der schwierige Erzeugungsmarkt, Margendruck durch zunehmenden Wettbewerb um Kunden und Konzessionen, Effizienzvorgaben im Netzbereich und neue Geschäftsmodelle mit geringeren oder noch keinen Margen«, sagt Olaf Geyer, Energy-Experte bei Kienbaum.

Die nominal noch gewachsenen Umsätze sanken inflationsbereinigt um 1,3 Prozent, wobei die einzelnen Entwicklungen sehr unterschiedlich ausfielen. Der Anteil profitabel wachsender Versorger sank auf 29 Prozent, die Hälfte der 79 Prozent noch nominal wachsenden EVU wuchs auf Kosten der Marge. »Die Umsätze sind inflationsbereinigt rückläufig, weil auf der anderen Seite die Preise deutlich gestiegen sind. Die immer höheren Umlagen spielen hier eine bedeutende Rolle. Echtes Wachstum konnten einzelne Energieversorger etwa durch Konzessionserwerb und den Ausbau der erneuerbaren Energien, von Kraft-Wärme-Kopplung und von Energiedienstleistungen realisieren«, sagt Kienbaum-Berater Geyer.

Die Rohmarge, die Differenz aus Umsatz und Materialeinsatz, wurde leicht um 1,6 Prozent auf 38,4 Prozent verbessert, wobei 18 der Unternehmen trotz überdurchschnittlicher Rohmarge unterhalb der Branchenprofitabilität blieben. »Die Energieversorger konnten ihre Beschaffung aufgrund von sinkenden Großhandelspreisen verbessern. Allerdings können sie dies nicht in eine höhere Profitabilität ummünzen«, sagt Studienautor Olaf Geyer.

Die Personalaufwandsquote sank auf 11,3 Prozent, während der Anteil der eingekauften Fremdleistungen stieg. »Der Trend geht also hin zu weniger Personal. Dafür kaufen die Energieversorger verstärkt Fremdleistungen ein. Energieversorger reagieren damit auf die steigende Komplexität und realisieren Effizienzpotenziale durch Kooperationen und Outsourcing«, sagt Olaf Geyer.

Die Eigenkapitalquote der Unternehmen liegt durchschnittlich bei 34,9 Prozent, wobei nur 13 Prozent unterhalb der kritischen 20-Prozent-Marke liegen. »Angesichts des geringen Zinsniveaus sind hohe Eigenkapitalquoten zwischen 60 und 85 Prozent kritisch zu hinterfragen«, so Kienbaum-Experte Geyer. Positiv ist zu bewerten, dass die Investitionen in Sachanlagen die Abschreibungen übersteigen, die Unternehmen also immer noch Substanz aufbauen.


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