Mit dem OneStep-Selective-Emitter-Verfahren und der voll integrierten Produktionslinie für CIGS-Module hat Manz die Weichen für die Zukunft gestellt. Dass der Maschinenbauer mit der CIGS-Technik auf das richtige Pferd setzt, davon ist Finanzvorstand Martin Hipp überzeugt.
Energie & Technik: Sie haben Ihren Umsatz im ersten Quartal im Vorjahresvergleich von 21,3 Mio Euro auf 62 Mio. Euro nahezu verdreifacht und aktuell einen Auftragsbestand von 150 Mio. Euro. Wie verteilen sich die Aufträge auf die PV-Technologien »kristallines Silizium« und »Dünnschicht« und Ihre weiteren Geschäftsbereiche?
Martin Hipp: Etwa 40 Prozent unseres Auftragsbestands kommen aus dem Solarbereich. Davon entfallen etwa zwei Drittel auf das Segment »kristallines Silizium« und ein Drittel auf das Dünnschicht-Segment.
Weitere 40 Prozent verbucht der Flat-Panel-Display-Bereich (FPD-Bereich) für sich. Fünf Prozent kommen aus unserem noch jungen Geschäftsfeld „Anlagen zur Herstellung von Litium-Ionen-Zellen und -Batterien“, wie sie für die Elektromobilität benötigt werden. Das ist ein sehr interessantes Zukunftsfeld für uns und passt gut zu unserer Geschäftsphilosophie, uns auf nachhaltigen Technologiefeldern zu engagieren.
Der Rest des Auftragsbestandes kommt aus dem Geschäftsbereich »Sonstiges«, in dem Altgeschäft, z. B. Verpackungsmaschinen, und OEM-Geschäft zusammengefasst sind.
Nun steckt die Elektromobilität bekanntlich noch in den Kinderschuhen, was erwarten Sie von diesem Markt?
Wir stehen hier alle noch relativ am Anfang, das ist richtig; vor allem, weil noch nicht entschieden ist, welche Technologie die richtige ist. Ich glaube aber, dass dieses Geschäft in Deutschland für die Maschinenbauer sehr viel Potenzial hat. Ein Selbstläufer ist dieser Bereich allerdings nicht, denn in Asien insbesondere in Korea, gibt es ebenfalls bereits Maschinenbauer, die solche Anlagen entwickelt haben. Wir sind hier auf einem guten Weg und haben bereits erste Anlagen in Deutschland installiert. Auch aus dem Ausland haben wir erste Aufträge erhalten. Ähnlich wie in der PV-Industrie gehe ich davon aus, dass ein Großteil des Geschäfts in diesem Bereich künftig aus Asien kommen wird, weil wir die Batteriefertigung aus Kostengründen kaum in Deutschland halten können.
Aus welchen Regionen kommt das Auftragswachstum?
Für uns ist der asiatische Markt, allen voran China, der Hauptabsatzmarkt. Auch Indien entwickelt sich gut.
Welche Rolle spielt Deutschland und Europa überhaupt noch für die PV-Fertigung?
Es wird zunehmend schwieriger werden für die deutschen Solarhersteller – also Zellen- und Modulhersteller - konkurrenzfähig gegenüber den asiatischen Anbietern zu sein. Die Qualität spielt noch eine Rolle, da haben die deutschen Hersteller oft noch die Nase vorn.
Aber es wird in Deutschland nicht mehr so viel in Fertigungstechnologie investiert, selbst die deutschen Hersteller investieren zunehmend in Asien. Der Fertigungsstandort Deutschland wird für die PV-Fertigung an Bedeutung verlieren. Aber das ist nichts Außergewöhnliches oder PV-Spezifisches. Wenn ein Produkt zum Commodity wird, ist das meist so.
Nachdem Sie ein Großteil Ihres Geschäfts sowohl im PV- als auch im FPD-Bereich in Asien generieren: Rentiert es sich für einen Maschinenbauer wie Manz überhaupt noch, in Deutschland zu produzieren?
Strategisch ist das ein sehr wichtiges Thema. Wir müssen hier wettbewerbsfähig bleiben und deshalb die Kosten senken.
Allein der technische Fortschritt wird künftig nicht mehr ausreichen. Am Ende wird es darum gehen, wer mit seinen Anlagen die niedrigsten Kosten pro Watt bietet. Unsere FPD-Anlagen fertigen wir bereits heute vollständig in Taiwan. Wir haben dort 2008 ein Unternehmen übernommen, daher sitzt dieser Geschäftsbereich komplett in Taiwan.
Für die PV-Industrie bauen wir momentan noch sehr viel Anlagen in Europa: in Deutschland, Ungarn und der Slowakei. Aber alles, was für den chinesischen Markt produzieren, werden wir künftig verstärkt in China produzieren. Wir haben bereits eine Fertigung in China und investieren dieses Jahr noch einmal 10 Mio. Euro in einen neuen Standort in China. Von einer kompletten Verlagerung möchte ich aber nicht sprechen. Neue Technologien und alles was vom IP her kritisch ist, werden wir weiterhin in Deutschland herstellen.
Wohin geht der Trend im PV-Bereich: Richtung Dünnschicht oder kristallines Silizium?
Es wird einen Markt für beide Technologien geben. Der private Anlagenbetreiber wird sich auch weiterhin eine Anlage mit kristallinen Siliziummodulen kaufen. Die gebäudeintegrierte Photovoltaik dagegen wird zu 100 Prozent an die Dünnschichttechnik gehen. Auch bei großen Freiflächenanlagen in der Wüste wird man eher auf Dünnschicht setzen, weil der Wirkungsgrad bei der Dünnschicht-PV auch bei Hitze sehr stabil ist. Bei kristallinem Silizium hingegen sinkt der Wirkungsgrad bei großer Hitze.
Die Dünnschichttechnik hat außerdem durch die Möglichkeit, die Produktion zu skalieren, noch deutliches Kostensenkungspotenzial. Die Dünnschichttechnik hängt sozusagen an der Fertigungstechnologie, während die Siliziumtechnologie an den Siliziumpreis gekoppelt ist. Zwar gibt es auch hier Kostensenkungspotenzial. Jedoch werden rund 70 Prozent der Kosten einer kristallinen Solarzelle vom Material, also in der Hauptsache Silizium, ,bestimmt. Wenn die Preise für Silizium hoch sind, kann ich folglich über die Fertigung nur begrenzt die Kosten beeinflussen. Bei der Dünnschichttechnik haben wir Glas als Basismaterial und das ist kein Kostentreiber. Hier bestimmt vielmehr die Anlagentechnik.
Was sind die größten Herausforderungen für einen deutschen Maschinenhersteller wie Manz?
Die asiatischen Anlagenbauer werden zunehmend besser, bekommen die Technik und die Prozesse immer besser in den Griff. Wir spüren zunehmend die chinesische Konkurrenz. Das ist eine der größten Herausforderungen, die wir als Maschinenbauer haben. Hinzu kommt, dass das hohe Ausstattungsniveau und die vielen Anwendungsoptionen, die ein deutscher Maschinenbauer normalerweise bietet, für den asiatischen Markt teilweise gar nicht erforderlich oder erwünscht sind. Denn beispielsweise chinesische Kunden haben lange nicht so hohe Anforderungen wie ein deutscher Kunde.
Sie haben kürzlich einen Erstauftrag von Sage Electrochromics für Maschinen zur Herstellung elektronisch abblendbarer Fenster erhalten. Ist es für Manz richtungsweisend, dass die Dünnschichttechnik damit nun auf andere Einsatzfelder übertragen wird oder anders ausgedrückt: Trägt die PV alleine die Dünnschichttechnik nicht mehr?
Wir sind ja kein reines PV-Unternehmen, sondern wir sehen uns als Technologie-Unternehmen, das auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Im Wesentlichen sind wir technologie- und nicht branchengetrieben. Wir wollen nicht nur von einer Branche abhängig sein. Für uns ist es wichtig, dass wir mehrere starke Standbeine haben, die sich aber technisch befruchten und ergänzen. Für uns ist das ein Zusatzgeschäft, weil die Maschinen, die wir für Dünnschicht-PV herstellen den Maschinen, die wir Sage liefern, hier sehr ähnlich sind. Es ergeben sich dabei sehr große Synergie-Effekte. Ersetzen wird es den PV-Dünnschicht-Markt für uns aber nicht.
Nichtsdestotrotz könnte sich aus dieser Technologie ein interessanter Zukunftsmarkt entwickeln. Ich denke, dass es hier viele Anwendungsgebiete gibt. Denn solche Fensterscheiben haben viele Vorteile: Sie schotten nicht hermetisch ab, sind also noch transparent und sparen Energiekosten.