Den Preis für die Erzeugung von Strom über Offshore-Windanlagen deutlich zu senken – das ist das Ziel von Siemens. Bis 2020 soll der Preis für 1 kWh auf unter 10 Euro-Cent fallen. Langfristig hält Jesper Moller von Siemens Windpower sogar 4 Euro-Cent für möglich.
Der Offshore-Markt in Europa lockt: In Deutschland sind 6,6 GW installierte Leistung bis 2020 geplant, bis 2030 sind 8,5 GW. Der mögliche weitere Ausbau könnte 23 GW erreichen. Auch Großbritannien plant einen starken Ausbau auf bis zu 51 GW bis 2030. Bis 2017 rechnet Siemens mit einem Umsatzwachstum von 40 Prozent pro Jahr. Schon jetzt verzeichnet die Wind Power Division, die im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 5,2 Mrd. Euro erzielte, einen Auftragseingang von 6,6 Mrd. Euro. Der Auftragsbestand liegt bei 12 Mrd. Euro.
Doch für den künftigen Erfolg hält es Moller für erforderlich, die Preise drastisch zu senken. Spielraum dafür sei vorhanden. Die Rotorblätter beispielsweise werden heute schon über ein spezielles Verfahren mit einer viel höheren Effizienz als noch vor wenigen Jahren gefertigt, doch die Produktivität ließe sich laut Moller noch deutlich verbessern. Das gleiche gilt für die Fundamente und Unterkonstruktionen, die 17 Prozent zu den Gesamtkosten eines Offshore- Windparks beitragen. Wenn die Bestandteile im industriellen Maßstab aus Metall und teilweise auch Beton so gefertigt werden, dass sie auf See einfach montiert werden können, ohne schweißen zu müssen, dann ließe sich hier künftig sehr viel Geld einsparen. Im zweistelligen Prozentbereich liegt das Sparpotenzial durch neue Hochspannungs-Drehstrom- und –Gleichstromtechniken.
Ein Durchbruch ist Siemens kürzlich mit der Entwicklung von gasisolierten 320-kV-Gleichstromschaltanalgen gelungen. Diese DC-Kompaktschaltanlagen reduzieren den Platzbedarf in der Konverter-Plattform von 4000 auf 200 m³. Damit kann die Plattform um 10 Prozent kleiner ausgelegt werden. »Das Ziel besteht darin, die Kosten um 30 bis 40 Prozent bis 2020 zu reduzieren«, sagt Patrick Weber, CEO Business Segment Grid Access von Siemens.
Was außerdem ins Gewicht fällt: über technische und organisatorische Verbesserungen lässt sich Zeit sparen – und damit auch wieder Geld. »Verringert sich die Projektzeit um einen Monat, dann bedeutet dies 1 Prozent geringere Investitionskosten (CAPEX)«, sagt Jesper Moller.
Worüber sich die Effizienz der Windparks weiter steigern lässt, ist die Größe der Windräder selber. In den neusten Windrädern von Siemens arbeiten 6-MW-Turbinen, die Rotoren überstreichen eine Kreisfläche mit einem Durchmesser von 159 m. Moller rechnet damit, dass im Jahr 2023 Windräder mit 10 MW-Turbinen arbeiten, deren Rotoren eine Fläche mit einem Durchmesser von 200 bis 220 m überstreichen und deren Nabenhöhe bei 130 m liegt. »Dann können wir die Kosten gegenüber heute auf 30 Prozent drücke«, sagt Moller.
Insgesamt ist er sich sicher, dass ein Preis von 4 Euro-Cent pro im Offshore-Windpark erzeugter kWh keine Utopie bleiben muss, im Gegenteil: »Wir müssen, wir wollen und wir können das erreichen. Dann sind wir wettbewerbsfähig zur Kohle und anderen Formen der Energieerzeugung – das wird das Bild total ändern.«