Saft-Manager Schuh verweist in diesem Zusammenhang auf ein massives Informationsbedürfnis nicht nur bei den Anwendern, sondern auch im Fahrradfachhandel, für den der Umgang mit leistungsfähiger Elektronik bislang nicht zum täglichen Handwerk gehörte. »Wir hatten im Großraum Nürnberg in den letzten Wochen einen Brand bei einem Fahrradhändler, der den gesamten Laden zerstörte«, so Schuh, »es steht zu Befürchten, dass das kein Einzelfall bleiben wird«. Das gefährliche an den Pedelec-Akkus liegt für Schuh vor allem darin, »dass dem Kunden suggeriert wird, dass es sich um eine sichere Batterie handle, und der Kunde dann damit extrem sorglos umgeht, indem er sie etwa in der prallen Sonne liegen lässt«. In Wirklichkeit haben einige 100 Wh jedoch einen sehr hohen Energiegehalt und damit verbunden im Negativfall auch eine beträchtliche Brandlast.
Dr. Praas macht sich vor allem Sorgen im Zusammenhang mit alternden Systemen: »Je nach System und Zellenanbieter, können die Pedelec-Akkus dann zu tickenden Bomben werden«! Vor allem die Packer haben nach seiner Einschätzung häufig keine Ahnung davon was sie wirklich verbauen und können auch, wenn es sich nicht um die TIR 1 Zellenhersteller handelt, oft nur nach gutem Glauben handeln.
Für Achim Lösch, General Manager Power Packs Solution bei Varta Microbattery, lässt sich dieses Problem nur durch eine vollständige Prozesskontrolle innerhalb eines bewährten und ständig verbesserten Qualitätssystems in den Griff bekommen. »Nur auf diese Weise lässt sich die Sicherheit maximieren«, stellt er kategorisch fest, »wir können dabei auf unsere ISO, Automobil und FDA auditierten Verfahren zurückgreifen«. Lösch argumentiert auch dagegen, für mehr Leistung immer größere Batterien einzusetzen. »Entscheidend für den Anwender ist das Gesamtsystem bezüglich Dauerstrom, Spitzenstrom und Kapazität«, betont er, »die größte Batterie bringt dem Kunden nichts, wenn nicht auch Thermomanagement und Gesamtauslegung der Batterie sowie ihre Langlebigkeit eine dem Pedelec-Betrieb angepasste Performance bietet«.
Sichere Pedelec-Packs setzen für Bauer ein Design mit Spacern zwischen den Zellen, ein effizientes Temperaturmanagement, aktives Balancing, kontinuierliche Zellenüberwachung, sowie umfangreiche Crash-, Überlade- und Kurzschlussversuche im Vorfeld der Markteinführung voraus. Ein Aufwand, der sich lohnt: »Von den von uns bisher ausgelieferten E-Bike- und Pedelec-Akkus ist bislang noch kein einziger in Rauch, oder gar Flammen aufgegangen«! Wenn es darum geht, einen zuverlässigen Lieferanten für ein Pedelec-Akku-Pack auszuwählen, können nach Ansicht von Lösch auch Kleinigkeiten wichtige Indizien liefern: »Kommt die Batterie einfach so daher, oder gibt es einen passenden Karton, in dem ich die Batterie sicher unterbringen kann, wenn ich sie im Auto oder Wohnmobil transportiere«? Ob es sich um ein wirklich durchdachtes System und nicht nur einen marktorientierten Schnellschuss handelt, zeigt sich für ihn aber auch daran, ob der Hersteller auch Diagnose und Service für die Batterie anbieten kann, und in der Lage ist, Lebensdaten der Batterie zu analysieren.
Unterschwellig, das zeigen die Statements der Branche, könnte es mittelfristig wohl auf spezielle Zulassungen für Pedelec- und E-Bike-Akkus hinauslaufen, speziell wenn sich ihr Gebrauch in den nächsten Jahren wie Eingangs aufgezeigt, noch deutlich erhöhen dürfte. Wie attraktiv das Geschäftsfeld Pedelecs und E-Bikes geworden ist, lässt sich auch daran ablesen, meint Helmut Siegmann, Sales & Marketing Director beim Industry & Devices Department von Panasonic Industrial Europe, dass in diesem Jahr mit Ansmann und Bosch auf der Akku-Pack-Seite neue Marktteilnehmer hinzugekommen sind. Zudem ist Derby Cycle ein Joint Venture mit dem Elektromotorenentwickler Daum Forschung und Entwicklung eingegangen. Panasonic Industrial Europe seinerseits profitiert vom Pedelec-Boom seinerseits durch die Lieferung von Li-Ione-Einzelzellen an die Batterie-Pack-Hersteller (die Zelle bietet 3,1 Ah) und in Form von Panasonic Cycle Tec als Anbieter kompletter Antriebssysteme und Batteriepacks für europäische Fahrradhersteller. Dr. Praas vermutet in diesem Zusammenhang, dass in Zukunft noch mehr Zellenhersteller ihre eigenen Packlinien für Pedelec-Akkus einrichten dürften, »denn der Batteriepack bringt in diesem Bereich den Preis, nicht die Einzelzellen«.
Abschließend noch ein Rat für alle aktuellen und zukünftigen Benutzer von Pedelecs und E-Bikes: Sowenig wie die Akku-Packs pralles Sonnenlicht mögen, so wenig bringt es, die Packs bei Temperaturen unter +10 °C zu laden. Und im Winter sollte man den Akku nach der Fahrt in die Arbeit mit ins Büro nehmen. Sünden in der einen, oder anderen Richtung bestraft der Akku mit einer deutlich kürzeren Lebensdauer. (eg) n