Green IT ist out. Zumindest die Suchanfragen nach dem Begriff bei Google sind in Deutschland seit 2010 stark rückläufig. Zählt in Deutschland für Rechenzentrumsbetreiber also nur noch Leistung und Verfügbarkeit?
Die Gespräche mit unseren Kunden zeigen ganz klar: Nein. Eher ist man dem Hype um den Begriff »Green IT« überdrüssig, aber nicht dem Thema selbst. Unsere Erfahrungen decken sich dabei mit einer Umfrage des Borderstep Instituts, wonach 97 Prozent im letzten Jahr Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz ergriffen haben. Besonders in Europa steigt der Druck auf IT-Administratoren, die Energiekosten der Rechenzentren zu reduzieren, da sie – anders als zum Beispiel in den USA – Teil des IT-Budgets sind. Zwar werden Server und Netzwerktechnik immer stromsparender und energieeffizienter, gleichzeitig heben steigende Leistungsanforderungen und höhere Packungsdichten den Effekt teilweise wieder auf, so dass nach wie vor ein wesentlicher Teil des Energiebedarfs in Rechenzentren auf die Kühlung entfällt. Deshalb stehen Kühlung und Klimatisierung ganz oben auf der Liste der Investitionen, laut Borderstep bei 87 Prozent der befragten Unternehmen.
Die Herausforderung dabei: Es gibt leider keinen Königsweg. Zu unterschiedlich sind Leistungsanforderungen, Budgets, Stellflächen oder die klimatischen Bedingungen des Standorts. Grundsätzlich ist Wasserkühlung deutlich effizienter als Luftkühlung. Allerdings sind dafür auch höhere Investitionen nötig. Aus unserer Sicht ist in den meisten Fällen eine Kombination aus Luft- und Wasserkühlung die effizienteste Lösung, sowohl in den Kosten als auch im Energiebedarf. So reduzierte das Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik des DLR dank einer innovativen Kombilösung den Energieverbrauch für die Kühlung um ein Viertel, trotz einer 2,7-fach höheren Leistung im Vergleich zum Vorgängersystem.
Die effizienteste Kühltechnologie ist die Immersionskühlung, also das Eintauchen von Komponenten in eine hitzeabsorbierende Flüssigkeit. Allerdings ist sie auch mit den höchsten Kosten verbunden, weshalb sie aktuell nur bei einzelnen Komponenten wie der CPU zum Einsatz kommt, die besonders viel Hitze erzeugen. Wir gehen davon aus, dass in drei Jahren das Versenken des gesamten Motherboards selbstverständlich sein wird. Eine neue Form der Technologie nutzt dabei nicht nur Immersion, sondern auch die Kühlung über Verdunstung. Aktuell forschen wir zusammen mit 3M und Intel an einem System mit einer neuartigen Kühlflüssigkeit, das die Wärme der Komponenten direkt aufnimmt, verdampft und über wassergekühlte Wärmetauscher wieder kondensiert. Die Energiekosten für die Kühlung könnten so künftig um bis zu 95 Prozent sinken. Zudem verringert sich der Platzbedarf auf ein Zehntel, da Komponenten enger gepackt werden können und weitere Kühlungs-Infrastrukturen wegfallen. Eine Leistungsdichte von 100 Kilowatt Leistung pro Quadratmeter ist hier ein durchaus realistisches Ziel.
Green IT mag also als Begriff vielleicht out sein, energieeffiziente Kühlsysteme sind es nicht. IT-Abteilungen, denen es gelingt, sich von den Energiekosten unabhängiger zu machen, können ihr Budget in den Ausbau der Hardware investieren – und somit viel gewinnbringender für das Unternehmen anlegen.
Bill Mannel ist General Manager Compute Servers beim Server-Hersteller SGI.