Totgesagte leben länger, so könnte man nach der fast ein Jahrzehnt dauernden deutschen Zitterpartie um die Smart-Meter-Infrastruktur schließen. Als Vorteil für die Hersteller zertifizierter SMGWs könnten sich jetzt gerade der von Kritikern des deutschen Verfahrens bemängelte Formalismus und seine angeblich überhöhten Sicherheitsstandards erweisen.
Schönberg verweist darauf, dass die Common-Criteria-Zertifizierung gemäß ISO/IEC 15408 erfolgt, einem international anerkannten Standard. Hiernach sicherheitstechnisch zertifizierte Geräte könnten insofern auch in anderen Ländern verwendet werden. Auch die EU zieht in Sachen Security die Zügel an, weiß Schönberg: »In der EU wird im ersten Quartal der Cybersecurity-Act verabschiedet, der den Trend zur verpflichtenden Zertifizierung sicherheitskritischer technischer Systeme festschreibt. Hierfür sind wir sehr gut aufgestellt.«
Schönberg möchte zudem die Debatte um Smart-Meter-Gateways nicht auf die Themen Messwerte und Zählerstandsübertragung reduzieren. Die SMGWs seien eine sichere Hardware-Grundlage, mit der die Energiewende mit ihrem Umbau »der zentralen Top-Down-Struktur des Energieversorgungssystems zu einem dezentralen, kommunikationsintensiven Energieversorgungssystem gelingen kann«.
Und damit nicht genug: »Smart-Meter-Gateways sind der Sicherheitsanker, das Fundament für smarte Dienste in Immobilien, der Integration von Elektromobilität, erneuerbarer Energien und der Sektorkopplung.«
CEO Schönberg denkt dabei einerseits an das Submetering von Wärme-, Wasser- und sonstigen Medienverbräuchen, das laut Bundeskartellamt derzeit in einem Oligopol erstarrt ist, das es abzulösen gilt. Dabei helfen örtliche Messstellenbetreiber mithilfe von Smart-Meter-Gateways sicher gerne mit. Ferner denkt er an betreutes Wohnen von Senioren, das eine sichere Datenübertragung benötigt, aber auch die herkömmliche (Fern-)Überwachung von Immobilien, die auf sicherer Datenübertragungsgrundlage stehen muss.
Um etwa mit der Integration von IPv6 so viel Flexibilität wie möglich in die SMGWs zu packen, hat PPC in den letzten Jahren stark mit Mobilfunknetzbetreibern und Messstellenbetreibern kooperiert. Ergebnis ist etwa die sogenannte Controllable-Local-Systems- (CLS) Schnittstelle der Gateways, die, so Schönberg, »den Fernzugriff auf steuerbare Energie-Erzeuger wie BHKW, PV-Anlagen oder Verbraucher wie Ladesäulen für Elektromobile ermöglicht. Dabei handelt es sich um nichts anderes als eine klassische, transparente Ethernet-Schnittstelle, über die Ende-zu-Ende-verschlüsselt Daten übertragen werden.«
Mit solch einer flexiblen Schnittstelle ausgerüstet, sind die SMGWs mehr als Hubs für Zählerdaten und sogar Enabler der Energiewende. Vielleicht mit Ausnahme datenintensiver Audio- und Video-Anwendungen könnte der Großteil aller Daten, die über das Internet-Protokoll übertragen werden, künftig auch hochsicher über die CLS-Schnittstelle der SMGWs laufen. Insofern hat das Nachdenken über weitere Anwendungen der Smart-Meter-Gateways gerade erst begonnen.