Die Blockchain-Technik ist vor allem aus der Finanzwelt bekannt. Was ist erforderlich, um sie für den Energiehandel nutzbar zu machen?
Beim bisherigen Einsatz in der Finanzwelt ging es darum, die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen unabhängig vom Zeitpunkt der Lieferung mit Hilfe einer unabhängigen Währung zu ermöglichen. Zudem waren die zu handelnden Mengen leicht in Übereinstimmung zu bringen.
Beispiel: ein Kunde möchte 1.000 Liter Heizöl kaufen. Unterschiedliche Händler bieten genau die 1.000 Liter zu unterschiedlichen Preisen. Der Kunde entscheidet sich für den günstigsten. Der Handel kommt zustande. Die physikalische Lieferung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.
In einem Energiesystem sind diese Vorgänge wesentlich komplexer. Das System muss zu jedem Zeitpunkt in einer physikalischen Balance sein. Zur Deckung des Strombedarfs eines Kunden kann es erforderlich sein, dass dieser mit mehreren Anbietern einen Vertrag abschließt.
Zudem lassen sich auch Flexibilitätsoptionen in Form negativen Bedarfs (Negawatts) handeln. Hierbei handeln Verbraucher mit der Verschiebung des Einsatzes ihrer Verbraucher oder der Reduzierung der Leistung.
All dies erfordert wesentlich ausgefeiltere und granularere Mechanismen als bislang für Finanztransaktionen notwendig waren. Hierfür kommen bei der von LO3 entwickelten TAG-Plattform sogenannte Smart Contracts zum Einsatz. Die spezielle Implementierung von LO3 ermöglicht es zudem, eine hohe Anzahl an Transaktionen in Sekundenschnelle auszuführen – eine wesentliche Voraussetzung für den Energiehandel.
Das hat LO3 entwickelt?
Ja, LO3 hat Verfahren entwickelt, die hohe Geschwindigkeiten und eine hohe Anzahl von Transaktionen ermöglichen. Wie gesagt, beides Voraussetzungen, die im Energiehandel von sehr großer Bedeutung sind.
Gibt es auch in Deutschland Pilotprojekte für solche Microgrids und den Peer-to-Peer-Handel auf Basis der Blockchain-Technik?
Ja, wir sind auch mit Interessenten in Deutschland im Gespräch, und ich gehe davon aus, dass wir noch im ersten Halbjahr 2017 über Pilotprojekte sprechen können.