Dr. Winfried Hoffmann, Applied Materials (links) im Gespräch mit Markt&Technik-Chefreporter Engelbert Hopf: »Bereits im Laufe des nächsten Jahrzehnts dürften Dünnschichtzellen Wirkungsgrade von 12 bis 14 Prozent erreichen, bei multikristallinen Modulen rechne ich mit Werten zwischen 18 und 20 Prozent.«
Markt&Technik: Gerade der Dünnschichtbereich scheint derzeit auch markt- und technologieferne Investoren anzuziehen. Liegt das daran, das der Markteinstieg über den Kauf kompletter Fertigungen einfacher ist als im Bereich kristalliner Photovoltaik?
Komplette Fertigungen sind auch im Bereich kristalliner Photovoltaik inzwischen am Markt erhältlich. Die Präferenz der Investoren für Dünnschicht dürfte wohl vor allem damit zu tun haben, dass sich dieses Thema am Kapitalmarkt gut darstellen lässt. Die verschiedenen Wertschöpfungsstufen der kristallinen Silizium-Technologie – poly Si, Kristall, Wafer, Zell- und Modulproduktion – sind in einer Dünnschicht SunFab integriert zusammengefasst: großflächige Abscheidung des Front- und Rückkontaktes sowie der Absorbierschichten und integrierte Modulverschaltung durch Laserstrukturierung.
Als einer der großen Zukunftsmärkte der Dünnschichttechnik wird immer wieder die Gebäude integrierte Photovoltaik genannt. Wie bewerten Sie das Potenzial dieses Anwendungsbereichs?
In den letzten 20 Jahren war die Gebäude integrierte Photovoltaik so etwas wie mein privates Steckenpferd. Ja, das Potenzial ist riesig, allerdings ist es bisher nicht gelungen, die Wünsche von Bauherren, Planern und Architekten zu erfüllen, die keine Standardmaße kennen. Da es darum geht, geringste Quadratmeterkosten mit Ästhetik zu verbinden, wären einfache amorphe Dünnschichtzellen hier das Mittel der Wahl.
Es geht darum, aus einem möglichst großen Mutterglas mit so geringem Verschnitt wie möglich die verschieden großen Fassadenmodule zu gewinnen. Das spricht für unsere PECVD-Anlagen der 8. Generation, die mit 5,7 m2 großen Mutterglas arbeiten. Mit der ab dem nächsten Jahr für die Display-Hersteller zur Verfügung stehenden Geräte der 10. Generation wären es dann 9,5 m2. Diese Technologie werden wir aber erst in einigen Jahren in den Photovoltaik-Bereich einführen.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Stellung der deutschen Photovoltaik vor allem im Vergleich zu Japan und den USA? Wir sich Deutschland in Zukunft als führender Forschungs- und Produktionsstandort behaupten können?
Noch vor fünf Jahren war Japan auf dem Gebiet der Photovoltaik weltweit führend. Das Gesetz über die Erneuerbaren Energien hat mit dazu beigetragen, dass sich Deutschland zum ersten GW-Markt entwickelt hat. Der größte Hersteller von Solarzellen, Q-Cells, kommt heute aus Deutschland. Institute, aber auch die R&D-Abteilungen der Unternehmen, haben Deutschland zum führenden Forschungsstandort der Photovoltaik gemacht.
Das war auch mit einer der Gründe, warum wir unser SunFab-Technology Center in Alzenau angesiedelt haben. Damit ziehen wir nicht nur hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Inland, sondern als globales Exzellenz-Zentrum auch Solar-Experten aus dem Ausland an. Im Zuge der weiteren Branchenentwicklung, werden aber ähnlich wie im Industrieglasbereich die etablierten Hersteller weltweit Produktionsstätten errichten, um regionale Bedarfe vor Ort abdecken zu können.
Getrieben vom EEG kurbelt Deutschland seit über drei Jahren das Wachstum des weltweiten Photovoltaikmarkt an. Wo wächst der Markt derzeit besonders schnell, und welche Regionen könnten sich in Zukunft zu Wachstumstreibern entwickeln?
Die höchsten Wachstumsraten verzeichnen derzeit Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland. Auch in Korea, gibt es eine ähnliche Regelung wie das EEG, das wirkt sich auch dort spürbar auf den Markt aus. Während in Indien bereits ein Energie-Einspeise-Gesetz auf regionaler Ebene existiert, hat man sich in China und Taiwan noch nicht entschieden. Das Potenzial in beiden Länden ist aber sehr hoch. In den USA gibt es seit einigen Jahren einen liberalisierten Strommarkt. Das heißt der Strompreis ist im Sommer und zu den Nachmittagszeiten um Faktoren höher.
Hier haben wir bereits heute „grid parity“ erreicht. Dass heißt die Photovoltaik Stromgestehungskosten sind gleich oder kleiner als die an das Energieversorgungsunternehmen zu zahlenden Strompreise. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass in Bundesstaaten wie Arizona und Kalifornien schon bald die ersten, nicht staatlich geförderten, netzgekoppelten Anlagen profitabel sein werden.