Was ist denn das schwächste Glied in der Kette einer LED-Beleuchtungslösung von heute und morgen? Ist es die Stromversorgung oder die Wärmeabfuhr?
Rosa: Verbesserungen lassen sich an allen Stellen einer Komplettlösung realisieren. Bei manchen Applikationen spielt das Gewicht eine große Rolle oder das Volumen, das eine LED samt Reflektor und Stromversorgung benötigt. Bisweilen muss die komplette LED-Leuchte so konzipiert sein, dass sie jeder Monteur vor Ort installieren kann. Und die LEDs werden immer effizienter und erreichen irgendwann 200 Lumen pro Watt. Dann wird es umso wichtiger sein, dass man mit Streuoptiken zum Beispiel das Licht möglichst gleichmäßig verteilen oder gezielt auf ein Objekt ausrichten kann. Jede Applikation hat ihr eigenes Anforderungsprofil und Standardkomponenten sind in vielen Fällen dafür ungeeignet. Das schwächste Glied ist also dort zu finden, wo Fachwissen fehlt, also zum Beispiel nicht für ausreichende Wärmeabfuhr gesorgt wird.
Inwieweit können Sie als Distributor hier Ihren Kunden, also einem Lichtdesigner, Architekten oder Leuchtenhersteller, beratend zur Seite stehen?
Rosa: Wir bei Arrow haben europaweit rund 30 Mitarbeiter, die sich täglich ausschließlich mit Lighting-Applikationen unserer Kunden auseinandersetzen. Wir können den Entwicklern also nicht nur Vorschläge unterbreiten, welche LEDs sie verwenden sollen, sondern auch, welche Kühlkörper und Gel-Pads sich für die Wärmeabfuhr vielleicht am besten eignen. Ich persönlich empfehle unseren Kunden, dass sie für die Wärmeabfuhr möglichst eine passive Lösung wählen und nur dann eine aktive Lösung bevorzugen sollten, wenn die anfallenden Wärmemengen keine andere Wahl mehr zulassen. Wir haben darüber hinaus auch Partnerfirmen, die sich auf Wärmesimulationen spezialisiert haben oder fallweise in einem Projekt des Kunden mitarbeiten, um ein Problem noch fristgerecht lösen zu können.
Auf der Arrow-Webpräsenz habe ich auch eine Microsite namens Lighting Designer gefunden, die wohl ebenfalls projektbegleitend von Ihren Kunden genutzt werden kann. Wird dies von Ihren Kunden angenommen?
Rosa: Ja, durchaus! Diese Lighting-Designer-Plattform ist, wie ich finde, sehr clever durchdacht, denn sie besteht aus mehreren Modulen, darunter Lichtquellen, Sekundäroptiken, Stromversorgung, Steckverbinder, Kühlkörper und Boards. Jedes dieser Tools kann der Entwickler unabhängig voneinander nutzen, um einzelne Bestandteile zu konzipieren, oder in Verbindung zueinander, um ein komplettes System zu entwickeln. Was ich persönlich ganz spannend finde, ist eine Funktion, die dem Entwickler mehrere LED-System-Optionen anbietet: zum Beispiel „empfohlen“, „höchste Effizienz“ oder „günstigste Lösung“. Wir liefern ihm zudem eine Return-on-Investment-Betrachtung für den Übergang von einem herkömmlichen Beleuchtungssystem zum LED-System. Alles in allem kann der Anwender zwischen mehr als 6500 Komponenten wählen und schnell Preise und Verfügbarkeiten bei uns prüfen sowie eine Stückliste für das gesamte Design hochladen.
Sie betreuen ja als Director Lighting den europäischen Raum, der im Beleuchtungsmarkt von Firmen wie Osram, Philips und GE sowie auf der Systemseite von vielen mittelständischen Unternehmen wie Zumtobel oder Honsel geprägt wird. Wie stark bewerten Sie deren Marktposition bei Beleuchtungslösungen im weltweiten Wettbewerb?
Rosa: Extrem stark, und das sage ich nicht, weil ich mit denen allen tagtäglich zusammenarbeite. Die Beleuchtungsbranche ist stark fragmentiert und das ist ihr großer Vorteil. Die asiatischen Hersteller haben dort ihre unbestreitbaren Stärken, wo es um sehr große Volumina geht. Doch Beleuchtungslösungen leben in erster Linie davon, dass die Anforderungen sich von Fall zu Fall sehr stark unterscheiden. Und das ist die große Stärke der mittelständischen Unternehmen, von denen es europaweit sehr viele gibt und die dazu noch intensiv zusammenarbeiten. Beleuchtungen sind, was man nicht vergessen darf, sehr emotional behaftet. Es geht also nicht nur um die Funktion als solches, sondern auch darum, dass Licht unsere Gefühle anspricht und damit auch ästhetische Aspekte berücksichtigen muss. Und da haben wir Europäer seit Jahrzehnten unsere Stärken. Deshalb sehe ich sehr positiv in die Zukunft!