Als LCD-Hersteller müssen Sie doch genau auf die Entwicklung der OLED-Technik schielen – wachsen hier Konkurrenten heran, die nicht über den Preis, sondern über eine bessere Technik bestechen können?
Ich selbst halte die OLED-Technik für hochinteressant. Übrigens waren wir ganz zu Beginn der OLED-Entwicklung auch mit dabei und haben die Substrate geliefert, auf denen die OLEDs dann evaporiert wurden – damals aber natürlich noch nicht als Kyocera Display, sondern als Optrex. Und die Bildqualität von OLED-Fernsehern ist natürlich beeindruckend. Ich stand selbst vor ein paar Tagen vor einem Gerät, dessen Pixel ein wirklich sattes Schwarz liefern, wie es derzeit nur mit OLEDs möglich ist. Das hebt die Farbqualität solcher Geräte spürbar von LCD-Fernsehern ab. Allerdings würde ich persönlich lieber einen LCD-Fernseher vergleichbarer Größe für 800 Euro kaufen als die OLED-Variante für vielleicht 4000 Euro.
Hoher Kontrast, super Farben, geringes Gewicht, schnelle Pixel-Schaltzeiten – das spricht alles für die OLEDs – was spricht dagegen, den aktuell hohen Preis einmal ausgenommen?
Sie kennen ja den Lebenszyklus eines Produkts – die Nachfrage steigt erst langsam, dann rapide, erreicht ein Plateau und klingt wieder ab, bis sie nicht mehr relevant für den Umsatz ist. Unternehmen entwickeln bereits einige Zeit vor Erreichen des Plateaus ein Nachfolgeprodukt, um das Abklingen der Nachfrage für das erste Produkt mit der für das zweite Produkt abzufangen. Bei den LCDs wurde allerdings die Nachfrage mit Angeboten wie 4K künstlich verlängert, weil sich für viele Hersteller ihre Investitionen in neue LCD-Fabriken noch nicht amortisiert hatten. Verlierer dieser Politik sind die OLEDs, denn viele Unternehmen werden jetzt nicht mehr in diese Technik investieren, sondern darauf warten, bis die nächste Display-Generation am Horizont erscheint, und sich dann dieser Technik zuwenden. Ich zumindest warte auf die Nachfolgetechnik der OLEDs. Abzusehen ist hier noch nichts, aber vielleicht kommt aus dem Bereich der Nanotechnik etwas.
Das Unternehmen FlexEnable hat angekündigt, dass man einen deutlich preiswerteren Produktionsprozess für AMOLED-Displays entwickelt habe, der sich auch auf industrielle LCD-Produktionsanlagen einfach übertragen lasse.
Das, was ich dazu bisher gesehen habe, klingt wirklich sehr spannend. Als empfindlichen Punkt sehe ich hier nur die Barriere-Schicht der flexiblen Displays, die den organischen Teil der Pixel vor Feuchtigkeit und Sauerstoff schützen muss. Wenn sich dieses Thema klärt und ein Rolle-zu-Rolle-Prozess etabliert werden kann, um OLEDs bzw. AMOLED-Displays am laufenden Band kostengünstig zu fertigen, dann werden die OLEDs gesetzt sein. Sie sind als Flächenstrahler sehr interessant und natürlich auch ein Traum für jeden Designer. Deshalb würde ich auch nicht sagen, dass mit den OLEDs gar nicht mehr zu rechnen sei.
Adressieren die typischen Merkmale und Vorteile der OLEDs eigentlich die gängigen Anforderungen des Industriebereichs?
Die gängigen Anforderungen nicht. Ausschlaggebende Vorteile sehe ich nur für spezielle Einsatzgebiete, wie in der Öl- und Gasindustrie. Wenn ein Display für ein Messsystem oder eine Förderanlage genutzt werden soll, das in Alaska oder Sibirien bei hohen Minusgraden betrieben werden muss, dann bieten OLED-Displays natürlich Vorteile. Die haben weniger Probleme mit tiefen Temperaturen. Aber für die typische Nutzung in der Produktionshalle liefern die OLEDs – bis vielleicht auf die prinzipiell geringere Leistungsaufnahme – eigentlich keine wirklich relevanten Vorteile. Im Automobilbereich, in dem Design eine große Rolle spielt, sieht das natürlich etwas anders aus.