»Die allgemein in der EMV üblichen Bewertungskriterien für das Verhalten des Prüflings während einer Störfestigkeitsprüfung lassen sich nicht einfach auf Sicherheitsfunktionen übertragen«, führt der Experte aus. »Die EMV-Normen zur funktionalen Sicherheit definieren daher ein neues Kriterium Fail Safe, kurz FS, sicherer Zustand. Das bedeutet, dass ein Gerät mit Sicherheitsfunktion unter Störbeeinflussung entweder keine Reaktion zeigen darf oder in den sicheren Zustand geht und diesen nicht wieder verlässt. Ein selbständiger, automatischer Wechsel von Betriebszuständen muss für Sicherheitsfunktionen unbedingt ausgeschlossen werden.« Das Kriterium FS gelte auch für den Fall, dass das Gerät oder Teile davon während der Störfestigkeitsprüfung beschädigt würden. Hier müsse ebenfalls der sichere Zustand erreicht werden. 
»Derzeit wird in den Normengremien darüber diskutiert, das Kriterium FS in DS, also Defined State, umzubenennen«, so Wirth. »Der Grund ist, dass einige zu prüfende Komponenten selbst keine Sicherheitsfunktion haben und erst im Zusammenspiel mit anderen Komponenten eine sichere Funktion realisiert wird. Wichtig ist, dass jede Komponente immer einen vom Hersteller spezifizierten definierten Zustand einnimmt, wenn sie auf äußere Störungen reagiert.«
Frühzeitige Prüfplanabstimmung
Für die Zertifizierung einer Komponente mit integrierter Sicherheitsfunktion ist es sinnvoll, schon in der Projektierungs- und Entwicklungsphase Kontakt zum Zertifizierer aufzunehmen. Dabei sollte neben dem Konzept für Hard- und Softwaredesign auch die Prüfung der EMV abgestimmt werden. Erfahrene Prüflabors wie Phoenix Testlab unterstützen den Hersteller bei der Erstellung des Prüfplans, der die folgenden Punkte definiert:
-    Genaue Beschreibung des Prüflings und seiner Funktion
-    Betriebszustände des Prüflings, die bei der EMV-Prüfung abzuprüfen sind
-    Durchzuführende Prüfungen und anzuwendende Prüfpegel
-    Art und Länge der anzuschließenden Leitungen
-    Überwachung des Prüflings während der Prüfung (Monitoring)
»Ein Prüfplan hat für alle Seiten Vorteile«, unterstreicht Wirth. »Der Hersteller erarbeitet ein Konzept für die Prüfung und kann das Gerätedesign darauf abstimmen. Der Zertifizierer prüft bereits vor dem eigentlichen Test, ob Prüfumfang und Monitoring ausreichend sind. Dabei kann er unabhängig von der Norm weitere Betriebszustände oder Prüfbedingungen fordern. Das Prüflabor bekommt detaillierte Informationen, wie die Prüfung durchzuführen ist.« Durch Abstimmung des Prüfplans werden alle beteiligten Parteien frühzeitig ins Boot geholt und Vereinbarungen getroffen, nach denen sich alle richten können. »Ein abgestimmter Prüfplan erfordert im Vorfeld zwar etwas Mehraufwand, rechnet sich aber in jedem Fall für den Hersteller, weil Verzögerungen oder erhöhte Kosten durch Nachprüfungen minimiert werden.«
Erfolgsfaktor Monitoring
Wichtig ist auch die Überwachung des Prüflings während der Prüfung. »EMV-Störfestigkeitsprüfungen sind Beurteilungen von Prüflingsfunktionen unter EMV-Beeinflussung«, verdeutlicht der Experte. »Dazu muss die Funktion des Prüflings umfassend überwacht werden. Wenn Überwachungsgeräte ebenfalls der Störbeeinflussung unterliegen, etwa bei der Bestrahlung mit elektromagnetischen Feldern, muss der Nachweis über deren Störfestigkeit erbracht werden. Ansonsten lässt sich nicht eindeutig ermitteln, ob der Prüfling oder das Überwachungssystem Ursache einer Fehlfunktion war.« Der Nachweis kann dadurch erfolgen, dass eine Vorprüfung des Überwachungssystems ohne Prüfling erfolgt. Wichtig ist, die Überwachung genau dort anzusetzen, wo es durch Fehlfunktionen zu unsicheren Zuständen kommen kann. 
Alle diese Faktoren berücksichtigen die Prüflabore – und behalten dabei die Besonderheiten der geforderten Tests hinsichtlich des Zusammenspiels von EMV und funktionaler Sicherheit im Auge. »Ziel des Prüflabors ist es, die Prüfung normgerecht durchzuführen und dem Zertifizierer detaillierte Informationen zu geben, so dass dieser sich ein umfassendes Bild machen kann«, resümiert Wirth. »Der Prüfbericht muss eine umfangreiche Fotodokumentation der Prüfaufbauten und eine detaillierte Beschreibung möglicher Fehlfunktionen des Prüflings enthalten. Gerade die Reaktionen, die der Prüfling während der Prüfung zeigt, sind Punkte, die der Zertifizierer mit dem Hersteller diskutieren und abschließend bewerten muss.«