Zur Zeit hat quasi jede Arztpraxis ihre eigene Verwaltungslösung - vom zusammengeschusterten Excel-System bis hin zur ausgewachsenen ERP-Lösung. Diese untereinander zu vernetzen ist nicht einfach, was mit ein Grund dafür ist, dass Patienten mit großen Umschlägen voller Röntgenbilder und Befunde auf die Straße geschickt werden. Von der Einführung einer elektronischen Patientenakte ganz zu schweigen.
Eine herstellerunabhängige Vernetzung von Arztpraxen im niederbayrischen Landkreis Dingolfing hat nun iprogema erreicht: Die 22 angeschlossenen Ärzte nutzen seit 30. April die finale Version von »ViViAN«, einer von MicroNova entwickelte Vernetzungssoftware. Vorausgegangen war eine sechsmonatige Probephase bei der in Dingolfing ansässigen Gesellschaft. Ausgetauscht werden strukturierte Untersuchungsdaten wie Diagnosen oder Laborergebnisse.
Nun ist die Lösung bundesweit für alle Arztnetze und Praxen verfügbar. Mit ViViAN setzen die zusammengeschlossenen Ärzte auf eine einheitliche Softwarelösung zur Übermittlung relevanter Patienten- und Behandlungsdaten - dazu zählen in erster Linie Informationen über Untersuchungen, Laborergebnisse, Krankschreibungen usw. Von besonderer Bedeutung für den Schutz der Patientendaten ist dabei das dezentrale Konzept: Die einzelnen Praxen bzw. Ärzte sind direkt miteinander verbunden, eine Datenablage etwa in einer Cloud-Umgebung entfällt. Zudem lässt sich die Lösung nahtlos in vorhandene Umgebungen integrieren, so dass vorhandene Systeme zur Praxisverwaltung (PVS) weiterhin genutzt werden können - zentrale Schwachstellen aller bisher angebotenen Vernetzungslösungen.
»Der Probebetrieb war im Prinzip bereits Regelbetrieb«, sagt Stephan Besl, Geschäftsführer der iprogema GmbH & Co. KG. »Unsere Ärzte benutzen drei verschiedene Praxisverwaltungssysteme, die seit der Installation der Software alle reibungslos untereinander Daten austauschen - sofern das der Patient genehmigt hat. Die Vorteile sind vielfältig und reichen von der Vermeidung von Doppeluntersuchungen bis hin zu einem verbesserten übergreifenden Behandlungsansatz.«
Zu den interessanten Möglichkeiten zählen die Vermeidung der Doppelerfassung von Daten, die Effizienzsteigerung bei Dokumentation und Abrechnung, die plausibilitätsgestützte Codierung und Abrechnung sowie die qualitätsgesicherte Dokumentation und Generierung von Behandlungs- und Strukturdaten. Zudem lassen sich Daten zur Versorgungssteuerung zentral bereitstellen. Technische Grundlage ist eine Schnittstelle namens DS-SQLAB. Dank der patentgestützten Vernetzungslösung sind die angeschlossenen Ärzte so miteinander verbunden, dass die Hoheit der Daten in den Händen der behandelnden Ärzte und ihrer Patienten bleibt. Das ist geschehen, ohne die vorhandene IT in einer einzigen Praxis zu tauschen.