Nokia

Mit Steve Ballmer und Windows frontal gegen die Wand

19. Juli 2012, 13:46 Uhr | Frank Riemenschneider
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Vier Ratschläge für Stephen Elop

Ratschlag 1: Die Marke Lumia ist tot – eine neue Marke muss her

Nachdem Stephen Elop selbst mit der desaströsen Markteinführung und jetzt Elops Ex-Chef, Microsoft CEO Steve Ballmer, mit seiner Windows-Phone-Ankündigung die Marke Lumia zur Lachnummer gemacht hat, sollte Nokia so schnell wie möglich eine neue unbeschädigte Marke erfinden – Lumia steht nur noch für »Rabatt« und »billig«.

Ratschlag 2: Symbian und MeeGo sind nicht irgendwelche Alternativen – man muss sie nur verkaufen

China Mobile, der größte Telekom-Provider weltweit, hat von Anfang an »Nein« zu Lumia und Windows Phone gesagt. Stattdessen verkauft man das Nokia 801T mit Symbian, einem 4-Zoll-Bildschirm, 8-MPixel-Kamera, NFC und TV-Tuner. Dieses Gerät (oder das preisgekrönte 808 PureView) könnte man leicht auch auf andere Märkte ausdehnen – wenn es Elop zulässt.

Und dann hat man noch das N9, das von Experten allgemein als ein besseres Smartphone als das iPhone angesehen wird und einen Design-Award gegen alle Lumias und das iPad 2 gewonnen hat. Wieso vermarktet man nicht einfach dieses Super-Smartphone? Gleiches trifft auf das Schwestermodell N950 zu. Da MeeGo und Andorid auf demselben Linux-Kern aufsetzen, könnte man sich ja sogar überlegen, eine »Android-Kompatibilität« in MeeGo einzubauen, um von dem riesigen App-Angebot im Android-Store profitieren zu können.

Ratschlag 3: Meltemi fertigstellen und die Märkte fluten

Mit »Meltemi« wollte Nokia ein Linux-basiertes Betriebssystem für seine günstigeren Smartphones herausbringen, um damit das untere Preissegment des Marktes zu bedienen, im Bereich, wo Geräte nicht mehr als 40 oder 50 Dollar kosten dürfen. Immerhin hatte Nokia ja 2010 in Afrika einen Marktanteil von 80 %, 70 % in China, 60 % in Indien und 50 % in Lateinamerika. Die Hardwareanforderungen von Windows sind für dieses Preissegment viel zu hoch.

Kürzlich hat Elop diese Pläne nun begraben und angekündigt, die Mitarbeiter, die an der Entwicklung beteiligt waren, zu entlassen, obwohl es kurz vor der Fertigstellung steht. Wieso eigentlich? Nokia sollte Meltsemi fertig stellen und mit kostengünstigen Geräten die Märkte überschwemmen, dort, wo sie ohnehin schon immer stark waren.

Ratschlag 4: Zahlt Microsoft 750 Mio. Dollar zurück und beendet das Windows-Drama

Angeblich hat Nokia von Microsoft bislang 750 Mio. Dollar als Marketing-Unterstützung erhalten. Gleichzeitig bekam man 2 Verkaufsboykotte – einen durch Skype und einen durch Nicht-Upgradefähigkeit. Um aus der Krise überhaupt herauskommen zu können, ist es für Nokia essentiell, ohne Microsoft weitermachen zu können. Im Zweifel dürfte es besser sein, jeden Cent der 750 Mio. Dollar zurückzuzahlen und die Chance zu haben, wieder die Unterstützung der Telekom-Provider zu bekommen – denn dass Nokia gute Geräte bauen kann, steht ja außer Zweifel.

Als Stephen Elop vor 2 Jahren das Ruder bei Nokia übernahm, hatten die Finnen bei Smartphones einen Marktanteil von 33 %. Ende 2012 dürfte er auf unter 3 % gefallen sein. Heute wird der Markt von Android und Apple iOS dominiert, im Herbst kommt dann mit Tizen OS von Intel und Samsung ein weiterer vermutlich starker Spieler, zu dessen Einsatz sich bereits vier Handy-Hersteller bekannt haben.

Microsoft hatte schon vor Nokia im Bereich der Mobilgeräte »Partnerschaften« mit Firmen wie Palm und Motorola – die Ergebnisse sind bekannt. Je schneller sich Elop endlich aus der Umklammerung von Microsoft löst, desto besser – die Frage ist nur, will er es überhaupt oder bleibt er lieber Totengräber.


  1. Mit Steve Ballmer und Windows frontal gegen die Wand
  2. Nicht das Gerät, sondern die Provider entscheiden
  3. Skype bedroht das Geschäftsmodell der Telekom-Provider
  4. Vier Ratschläge für Stephen Elop

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