Nokia

Mit Steve Ballmer und Windows frontal gegen die Wand

19. Juli 2012, 13:46 Uhr | Frank Riemenschneider
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Skype bedroht das Geschäftsmodell der Telekom-Provider

Bild 2: Die Ergebnisse der Fehler von Stephen Elop bisher – die Verkäufe stürzten ab und der Aktienkurs ins Bodenlose.

Dann kam der zweite Verkaufsboykott durch die Software »Skype«, der größten Bedrohung von Telekom-Providern überhaupt – auch dieses haben wir hier ausführlich besprochen. Auf der Aktionärsversammlung erklärte nun Elop nach mehr als einem Jahr, dass die Provider Skye »natürlich« nicht mögen. Er erklärte weiterhin, dass Microsoft seit einem Jahr mit Providern über »das Skype-Problem« verhandle – bislang kam es nicht mit einem einzigen zu einer Vereinbarung.  Auch Drohungen wie »Skype kommt auf jeden Fall« waren offenbar nicht hilfreich.

Der gegen Microsoft gerichtete Skype-Boykott betrifft natürlich nicht nur Nokia, sondern alle Hersteller, die Handys mit Windows Phone verkaufen. LG, SonyEricsson und Dell haben zu Gunsten von Android komplett auf Windows verzichtet und HTC sowie Samsung den Anteil ihrer Geräte mit Windows drastisch verringert. Dabei geht es gar nicht um die Frage, auf welchem Modell nun Skype läuft oder nicht.  Es geht darum, dass Microsoft als Eigentümerin von Skype das Geschäftsmodell der Telekom-Provider zerstören kann. Denn wer kostenlos über WLAN und Skype telefoniert,  schmälert den Umsatz der Mobilfunkanbieter. Das Problem wird sich mit Windows 8 verschärfen, wenn Skype in PCs, Tablets und auch Smartphones voll integriert sein wird.

Bild 2 und 3 zeigen die Ergebnisse der Fehler von Stephen Elop bisher – die Verkäufe stürzten ab und der Aktienkurs ins Bodenlose – und dann kam ja noch Steve Ballmer.

 

Bild 3: Die Ergebnisse der Fehler von Stephen Elop bisher – die Verkäufe stürzten ab und der Aktienkurs ins Bodenlose.
Bild 3: Die Ergebnisse der Fehler von Stephen Elop bisher – die Verkäufe stürzten ab und der Aktienkurs ins Bodenlose.

Neu: Der dritte Verkaufsboykott dank Windows 8

Als ob die Abkündigung von Symbian, die schlimme Markteinführung der Lumia-Geräte und das “Skype-Problem” alleine noch nicht ausgereicht hätten, kam die Ankündigung von Microsoft, dass es von Smartphones mit Windows Phone 7 kein Upgrade zu Windows 8 geben wird – damit wird die gesamte Lumia-Familie kurz nach dem Kauf zu eines Ansammlung veralterter Geräte. Windows Phone 8 basiert auf einen neuen Kernel, den Shared Windows Core und nicht auf Windows Phone 7, wie man kurzsichtig annehmen könnte. Und Windows 7 basiert wiederum auf Windows CE, genauso wie das mehr als veraltete Windows Mobile.

Greg Sullivan, Microsofts Senior Marketing Manager für Windows Phone, gibt aber zu: Die Portierung von Windows Phone 8 auf Windows Phone 7 sei nicht unmöglich, aber unglaublich kostenintensiv. Und die Kosten würden den möglichen Gewinn bei weitem übersteigen.

Was ist nun die Folge für Nokia? Kunden – speziell die mit 24-Monats-Verträgen – stürmen die Läden der Provider und beschweren sich, dass man ihnen ein veraltetes Produkt angedreht hat. Viele verlangen, aus den Verträgen entlassen zu werden bzw. ein Austauschgerät zu erhalten. Darüber freut sich kein Provider.

Noch schlimmer, die von Nokia eingekauften Geräte erweisen sich plötzlich aus unverkäuflich. Entweder werden sie zu Dumpingpreisen verramscht oder gleich zu Nokia zurückgeschickt, bereits bestehende Bestellungen werden storniert. Diese verlorenen Umsätze bzw. zusätzlichen Kosten werden das Geschäftsergebnis von Nokia in Q2 und Q3 2012 weiter und über die Ankündigungen der Gewinnwarnung hinaus belasten.

Die Marke Nokia wird in allen Märkten, in denen Lumia-Geräte verkauft werden, auf Grund der kollabierenden Preise beschädigt. Dies betrifft natürlich auch die Mittelklasse-Handys, denn wer wird 100 Euro für ein solches Gerät bezahlen, wenn er im Sonderangebot ein Lumia für 25 Euro bekommt? Alle Nokia-Preise gehen dort runter, wo Lumia verkauft wird, und selbst die Händler, die selbst keine Lumia-Handys verkaufen, sind betroffen, wenn sie der Konkurrent um die Ecke verscherbelt.

T-Mobile hatte bereits eine Werbekampagne für das Lumia 900 in Deutschland gestartet. Nach Steve Ballmers Ankündigung, es werde kein Upgrade von Windows Phone 7 zu Windows 8 geben, wurde bekanntgegeben, dass man das Gerät in Deutschland nicht verkaufen werde. Dies dürfte jedoch nur der Anfang gewesen sein.


  1. Mit Steve Ballmer und Windows frontal gegen die Wand
  2. Nicht das Gerät, sondern die Provider entscheiden
  3. Skype bedroht das Geschäftsmodell der Telekom-Provider
  4. Vier Ratschläge für Stephen Elop

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu NOKIA GmbH