Kommentar

Mein Smart Home muss mein Castle bleiben!

7. November 2013, 14:50 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, Chefredakteur Markt&Technik
© elektroniknet.de

Für die Hersteller von Smart-Home-Systemen scheint derzeit die Funktionalität im Vordergrund zu stehen. Sicherheitsaspekte vernachlässigen viele. Das könnte sich bitter rächen.

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Einen Schwerpunkt der productronica 2013, die kommenden Dienstag ihre Pforten in München öffnet, bilden die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, das Internet der Dinge und Industrie 4.0. Das sind für die Elektronikfertigung längst keine Fremdwörter mehr. Über die Umsetzung dieser Konzepte können sich die Unternehmen im globalen Wettbewerb differenzieren. Da trifft es sich gut, dass die Automatisierung ein Kernthema der deutschen Industrie ist.

Die Automatisierung wird allerdings nicht nur die Produktionswelt umkrempeln. Viel versprechen sich die Elektronikkomponenten-Hersteller vom Smart-Home-Markt. Die Automatisierung wird das traute Heim genauso durchdringen, wie sie das nicht nur in der Industrie, sondern sehr augenfällig im Auto getan hat und weiterhin tut.

Darüber darf allerdings nicht vergessen werden, welche enorme Komplexität hinter dem Smart Home steckt: Rund 100 Millionen vernetzte Systeme - das birgt nicht nur Herausforderungen an die Funktionalität und Interoperabilität, auch die Sicherheit sollte eine große Rolle spielen.

Doch vernachlässigen viele Geräte- und Systemhersteller diesen Aspekt sträflich. Wenn sich aber Angreifer Zutritt etwa zur Heizung verschaffen können - wie einfach das geht, wurde vor einigen Monaten offenbar - und sie sogar so manipulieren können, dass Schäden entstehen, dürfte der Spaß für die Endanwender aufhören. Wenn sie das Gefühl bekommen, dass ihr Haus zwar smart ist, aber leider nicht mehr ihr sicheres »Castle« - das wäre ein fatales Signal für den Smart-Home-Markt insgesamt. Alle Kreativität, die die Unternehmen aufwenden, um Geräte, Systeme und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die für den Endanwender im Smart Home attraktiv sind, wäre vergeblich: Die tollsten Funktionen und Dienstleistungen wird der Kunde nicht schätzen, wenn er ständig ungebetenen Besuch und sogar massive Schäden befürchten müsste. Das könnte den Markt stärker zurückwerfen als all die - im Vergleich dazu - Problemchen, die derzeit im Vordergrund der Diskussion stehen.

Deshalb ist es sehr wichtig, dass sich alle Beteiligten Gedanken machen, wie nicht nur Funktionalität und hoffentlich bald Interoperabilität zu gewährleisten ist, sondern auch eine angemessene Sicherheit gegen Hacker-Angriffe. Die technischen Voraussetzungen wären gegeben. Die Chips bieten heute zumeist gute Voraussetzungen, um sicher zu verschlüsseln und Hackerangriffe abzuwehren. Die Sicherheit funktioniert aber nur, wenn Geräte- und Systemhersteller auf diese Basis aufbauen, alle Komponenten ihrer Geräte gut kennen, entsprechend damit umgehen und die Systeme testen. »Sicherheit ist ein Prozess, den kann man nicht kaufen«, formulierte kürzlich ein Experte auf dem 3. Energie & Technik Smart Home & Metering Summit in München. Dazu bräuchten die Hersteller gar nicht viel Neues zu erfinden. Vieles lässt sich aus der Erfahrung übertragen, die schon auf anderen Gebieten, etwa in der Industrieautomation, gesammelt wurden.

Allerding muss die Bereitschaft vorhanden sein, zu lernen. Wer das nicht beherzigt, riskiert nicht nur einen Image-Schaden für das eigene Unternehmen, sondern die Akzeptanz des Smart Home insgesamt. My Home is my Castle - mein Smart Home muss es bleiben!

Ihr Heinz Arnold


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