Die von den drei GEO-Satelliten empfangenen Daten bestehen aus verschiedenen Nachrichten-Typen (Message Types, MT). In Tabelle 4 ist eine kurze Erklärung zu den verschiedenen Nachrichten gegeben.
Message Type (MT) | Offizielle Bezeichnung | Zweck der Nachricht |
---|---|---|
0 | Don´t Use (SBAS test mode) |
Nicht für sicherheitskritische Anwendungen verwenden! Wird dieses Signal ausgesendet, ist der Inhalt identisch mit der Nachricht MT2. |
1 | PRN Mask | Gibt an, welche GPS-Satelliten von EGNOS momentan überwacht werden. |
2-5 | Fast corrections | Übermittelt kurzfristige Korrekturwerte (Entfernungskorrekturen) zu den GPS-Satelliten. |
6 | Integrity information | Mitteilung über die Zuverlässigkeit und Genauigkeiten der GPS-Satelliten. |
7 | Fast correction degradation factor | Informationen zum zeitlichen Verlauf der Korrekturwerte, übermittelt durch die Nachrichten 2 bis 5. |
9 | GEO ranging function parameters | Informationen über die orbitale Position des empfangenen GEO-Satelliten (Ephemeriden-Werte). Zurzeit kann dieses Signal nicht für die Positionsbestimmung des GPS-Empfängers verwendet werden. |
10 | Degradation parameters |
Informationen zum zeitlichen Verlauf der Korrekturwerte, übermittelt durch die Nachricht 25. |
12 | SBAS network Time/UTC offset parameters |
Diese Nachricht erlaubt es, die EGNOS-Satelliten-Zeit in UTC-Zeit umzurechnen bzw. zu synchronisieren. |
17 | GEO satellite almancs |
Informationen über die Bahnen sämtlicher GEO-Satelliten (Almanach-Daten). |
18 | lnospheric grid point masks |
Gibt an, für welche geographischen Gebiete die Korrekturwerte zum Einfluss der lonosphäre gultig sind. |
24 | Mixed fast/long-term satellite error corrections |
Kurzfristige und langfristige Korrekturwerte für eine Auswahl von sechs GPS-Satelliten |
25 | Long-term satellite error corrections |
Übermittelt die langfristigen Veränderungen der Satellitenbahnenparameter und -Uhren. |
26 | lonospheric delay corrections | Korrekturwerte zum Einfluss der lonosphäre |
27 | EGNOS service message |
Definiert die geographische Region des EGNOS-Dienstes |
63 | Null message |
Wird übermittelt, wenn keine weiteren Nachrichten zur Verfügung stehen. |
Tabelle 4. Die Nachrichten-Typen von EGNOS
Auf dem ESA-Portal [1] kann in Echtzeit nachgeschaut werden, welche Nachrichten die EGNOS-Satelliten übermitteln (Bild 2a).
Aus den Graphiken ist ersichtlich, dass der Inmarsat-Satellit 3-F5 mit der PRN-Nummer 126 (Bild 2b) nicht für sicherheitsrelevante Anwendungen verwendet werden darf, da er den Nachrichten-Typ MT0 (SBAS-Test mode) überträgt. Auf dem gleichen Portal kann nachgeschaut werden, von welchen GPS-Satelliten Korrekturdaten übermittelt werden (Bild 3).
Die Verbesserung mit dem OS
Im offiziellen EGNOS-Dokument „Service Definition Document Open Service [2]“ wird auf Seite 27 eine minimale Genauigkeit in der Horizontalen von drei Metern und in der Vertikalen von vier Metern postuliert. 95 % aller Messungen sollten besser als diese Werte sein.
Im Dokument „User guide for EGNOS application developers [3] “ wird auf Seite 49 aufgeschlüsselt, wo EGNOS im Vergleich zu GPS Verbesserungen bringt. Die aufgeführten Werte sollten als typische Größen betrachtet werden.
Fett eingezeichnet sind die von EGNOS beeinflussbaren Parameter (in Tabelle 5). Messungen des Längengrades, Breitengrades und der Höhe über eine Zeitdauer von neun Stunden ergaben einen sichtbaren Einfluss von EGNOS; z.B. betrug die Standardabweichung in der Höhenmessung ohne EGNOS 2,00 m und mit EGNOS 1,18 m.
Weitere Erweiterungssysteme (SBAS)
Neben EGNOS für Europa existieren weitere satellitengestützte Er-weiterungssysteme (Satellite Based Augmentation Systems, SBAS). Alle SBAS müssen interoperabel sein. Die Kompatibilität wird durch die Verwendung des Standards RTCA DO-229C gewährleistet.
Zurzeit befinden sich zusätzlich zu EGNOS folgende SBAS, welche zueinander kompatibel sind oder sein werden (Bild 4), für folgende Gebiete in Funktion bzw. Entwicklung:
Fehlerart | Fehler (nur mit GPS) | Verbleibender Fehler (mit GPS und EGNOS) |
---|---|---|
Fehler, bedingt durch die Troposphäre | 0,25 m | 0,25 m |
Fehler, bedingt durch die lonosphäre |
2 m |
0,3 m |
Fehler, bedingt durch das Rauschen des Empfängers | 0,5 m | 0,5 m |
Fehler, bedingt durch Mehrwegempfang | 0,2 m | 0,2 m |
Horizontaler Positionsfehler des Empfängers (RMS-Wert) x Einfluss der Satellitengeometrie HDOP von 1,1 (1o.-Wert) |
2,31 m x 1,1 = 2,54 m | 0,83 m x 1,1= 0,92 m |
Horizontaler Positionsfehler (2o- oder 95-%-Wert) |
5,08 m |
1,84 m |
Tabelle 5. Einfluss von EGNOS auf die Positionierungsgenauigkeit. In fetter Schrift: die von EGNOS beeinflussbaren Parameter.
Der Dienst SoL für die Luftfahrt
Der Navigationsüberlagerungsdienst EGNOS steigert regional begrenzt auf Europa die Positionsgenauigkeit von GPS von 10 bis 20 m auf 1 bis 3 m (Bild 5). Zusammen mit der erhöhten Integrität und Sicherheit der Signale (time to alarm = 6 s) wird EGNOS mit dem SoL-Dienst (Safety of Life) sehr interessant für die Luftfahrt. Routennavigation und Landeanflüge können so von Flugzeugen, aber auch Heli-koptern mit GPS präziser durchgeführt werden.
Der sicherheitskritische Dienst SoL von EGNOS bietet folgende Verbesserungen und Vorteile:
Für die Nutzung des sicherheitskritischen SoL-Dienstes müssen Flugzeuge mit einem EGNOS-fähigen, zertifizierten Empfänger ausgestattet sein (Bild 6) und Flughäfen über besondere Anflugverfahren für ihre Pisten verfügen. Da in Europa EGNOS SoL erst seit dem 2. März 2011 freigegeben wurde, laufen die Planungen und Implementierungen mit Hochdruck. In der Schweiz wurde beispielsweise am 27. 7. 2011 das erste zivile GPS-basierte Anflugverfahren für Helikopter zum Berner Inselspital bewilligt. Somit können die Rettungshelikopter der REGA auch bei Schlechtwetter und Hochnebellagen sicher landen.
In den USA sind bereits über 3000 SBAS-Verfahren für Flugplätze realisiert worden (analog zu EGNOS mit WAAS, Stand Januar 2011). Ein interessantes, zweiminütiges Video „EGNOS Safety of Life Service - How does it work? befindet sich im Web unter [6].
EGNOS und GALILEO
Lange Zeit wurde EGNOS als Vorläufer des Europäischen Navigationssystems GALILEO angepriesen. EGNOS ist und bleibt aber eine Zusatzfunktion zu GPS. Da die künstliche Verschlechterung (selective availability, SA) bereits im Mai 2000 abgeschaltet wurde, ist die Genauigkeitsverbesserung mit EGNOS nicht so dramatisch wie erhofft. Den wichtigsten Dienst von EGNOS bildet SoL. Vor allem die erhöhte Genauigkeit und die Zuverlässigkeit der Signalinformation ermöglichen nun endlich auch in Europa den sicherheitskritischen Einsatz von GPS in der Luftfahrt. Die Entwicklungen in Europa werden vergleichbar wie in den USA sein. Dort hat sich WAAS in der Fliegerei schon etabliert. EGNOS wird mindestens 20 Jahre in Betrieb sein und somit auch noch verfügbar sein, wenn GALILEO in einigen Jahren (geplant ist 2014) betriebsfähig sein wird.