Interview

Lantiq: Etablierter Newcomer setzt auf Home-Networking-Trend

19. Oktober 2009, 11:09 Uhr | Manne Kreuzer, Markt&Technik
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Lantiq: Etablierter Newcomer setzt auf Home-Networking-Trend

Mit welchen Marktentwicklungen rechnen Sie?

Wir erwarten, dass das Gateway im Haus der Zukunft eine sehr wichtige Funktion hat. Es wird immer mehr Funktionalität integriert, zum Beispiel Festplatten, damit nicht dauerhaft andere Geräte im Haushalt wie PCs laufen müssen, um Daten speichern zu können. Eine weitere wichtige Technologie, auf die wir setzen, ist deshalb das Home-Networking. Neben dem Megatrend Kommunikation gewinnt aber auch das Thema Energieeinsparung an Bedeutung. Seit zwei Jahren reduzieren wir laufend die Verlustleistung unserer Lösungen, um den European Code of Conduct zu erfüllen und in unseren Lösungen sogar zu unterbieten.

Darüber hinaus zeichnet sich ab, dass Kommunikation einen wichtigen Beitrag leisten kann, um Energieeinsparungen zu erreichen, denn es fehlen sehr oft Regelkreise. Die Kraftwerke müssen sehr viel Energie vorhalten, damit zu jeder Zeit auf den Bedarf reagiert werden kann. Dadurch geht sehr viel Energie verloren. Wenn in Zukunft durch Kommunikation intelligente Netzwerke mit Regelschleifen entstehen würden, könnte die Energieerzeugung bedarfsgerechter erfolgen – die ersten Ansätze sind jetzt am Entstehen.

Kann man deshalb Smart-Metering-Lösungen von Lantiq erwarten?

Im Bereich Smart Metering ist Lantiq nicht aktiv, aber unser Investor Golden Gate Capital hat sich mit Teridian Semiconductor bereits positioniert. Unsere Aufgabe sehe ich in der Kommunikation. Metering alleine hilft noch nicht so viel, man muss die Regelschleife rückkoppeln. Wir fokussieren uns deshalb, wie bereits erwähnt, auf Home Networking und setzen auf G.hn als Standardtechnologie für künftige Heimnetze. Wir bringen uns bei der Standardisierung in die ITU ein und sind eines der vier Gründungsmitglieder beim Home Grid Forum. Und wenn ich jetzt sehe, was das für eine Dynamik bekommt, wer heute alles mit uns über G.hn spricht – das hatten wir uns so vor einem Jahr nicht vorgestellt. Es ist aber noch alles am Anfang. Ich bin da guter Dinge, dass daraus in den nächsten zwei bis drei Jahren sehr viel entsteht und sich für uns neue Märkte bilden – es ist aber auch einen Riesennutzen für die Gesellschaft.

Lantiq fühlt sich technisch gesehen also eher zwischen der Vermittlungsstelle und dem Endanwender wohl?

Das beschreibt es ganz gut. Gerade das Thema Home-Networking wird für uns von zentraler Bedeutung sein, denn der Ansatz ändert sich momentan: Es genügt nicht mehr, die DSL-Box neben dem PC zu haben. Das Internet endet nicht dort, sondern es wird im Haus »verteilt«. Auf der IFA konnte man schon Fernseher mit WLAN sehen. Auch die Fortschritte der digitalen Kameras sind wichtig für uns, denn damit werden große Mengen an Daten erzeugt, auf die man immer und überall Zugriff haben möchte; sei es auf dem Smartphone, dem PC oder dem Fernseher. Das wird das Konzept der Zukunft sein. Und das erfordert, dass auch überall die Bandbreite zur Verfügung steht. Deshalb muss der Uplink in das Netz auch entsprechende Performance aufweisen. Und da ist ADSL schon ein Flaschenhals.

Deshalb ist VDSL im Kommen?

Ja, richtig, und hier ist, wie schon gesagt, der Uplink von besonderer Bedeutung. Der Downlink wird im Vergleich zu ADSL vielleicht um das Zwei- oder Dreifache beschleunigt, der Uplink muss im Vergleich zu heute hingegen wesentlich stärker ausfallen. Bei der Telekom sind es zum Beispiel 10 MBit/s bei VDSL. Mit ADSL hat man ein paar hundert KBit/s – wenn man dann noch Voice-over-IP nutzt, wird der größte Anteil an Bandbreite für die Sprache in Anspruch genommen. Gleichzeitig ändern die Carrier ihre Geschäftsmodelle – sie wollen nicht nur eine »dicke Bit-Pipe« anbieten, sondern Lösungen für die komplette Datenkommunikation der Kunden.

Steht diesem Wandel nicht die Politik im Weg?

Ich hoffe die Politik nimmt wahr, dass der Breitbandausbau in Europa und speziell in Deutschland derzeit stockt. Um die Unternehmen zu motivieren braucht es keine Fördergelder, sondern bessere Rahmenbedingungen: Wenn jemand in die Zukunft investiert und die Risiken alleine trägt, dann soll er auch die Chancen alleine nutzen dürfen. Es ist etwas anderes, ob man ein altes Netz zugänglich macht, das von der Öffentlichen Hand aufgebaut wurde, oder ob man ein neues Netz aufbauen möchte, in das ein Carrier ganz bewusst investieren wird.

Nehmen wir doch einmal den Mobilfunk als positives Beispiel: Hier käme niemand auf die Idee, die Anbieter ihre Infrastruktur aufbauen zu lassen und sie nach ein paar Wochen dazu zu zwingen, diese Netze dann auch an die Wettbewerber zu vermieten. Im Mobilfunkbereich lief das doch eigentlich wunderbar, da wurden die Frequenzen sogar versteigert. Das wäre auch ein interessantes Modell, um eine Glasfaser-Infrastruktur aufzubauen – zudem könnte man es zur Auflage machen, auch die ländlichen Bereiche zu versorgen.

Könnte das nicht Monopol-Situationen erzeugen?

Der Wettbewerb bleibt erhalten und erfolgt über die Kabelnetze. Man muss eine Balance schaffen zwischen den Telefon- und Kabelnetzen – dann kann man was stimulieren.

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