Eines der interessantesten Forschungsprojekte derzeit ist das Projekt »Napa«, kurz für Navigationsempfänger-Chipsatz für Personennavigation mit Anwendungen bei erhöhter Genauigkeit. Hier geht es um die zielgenaue Ortung und Navigation mit einer Genauigkeit von besser als einem Meter. Dafür soll eine Kombination aus dem US-amerikanischen GPS-System und dem – derzeit noch in der Entwicklung befindlichen - europäischen Satellitensystem Galileo sorgen. Zum Beispiel können damit sehbehinderte Personen sicher von ihrem Handy durch die Straßen geleitet werden. Die hohe Genauigkeit ist dabei essentiell, denn die Person soll ja auf dem Bürgersteig bleiben und nicht auf der Straße gehen. Das Projekt steht kurz vor der realen Nutzung.
Welchen Anteil an der Entwicklung haben Sie?
Wir sind federführend als Projekt-Koordinator tätig. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit den Funkchips und den entsprechenden Schaltungen, die das Handy beinhalten muss, um diese Funktionalität zu bieten. Im ersten Schritt soll ein geeigneter Empfänger entwickelt werden, der sowohl GPS- als auch Galileo-Signale verarbeiten kann. Das alleine ist schon eine Herausforderung. Aber wir sind auf einem guten Weg.
Gibt es weitere Trends, die Sie nennen möchten?
Auf technologischer Seite gibt es noch einige weitere sehr interessante Entwicklungen. So haben wir zum Beispiel basierend auf dem LTCC-Material (Low Temperature Co-fired Ceramic) keramische Multi-Layer-Schaltungen entwickelt. Damit lassen sich 3D-Strukturen aufbauen, in denen man die HF-Bestandteile sehr dicht packen kann. Das Rohmaterial beziehen wir von einem Partner, alles Weitere geschieht in unserem Haus. Mit dieser Entwicklung sind wir führend in Europa und haben uns mittlerweile sogar weltweit zur technologischen Instanz entwickelt. Vor allem in China wird dies als »enabling technology« anerkannt. Wir beobachten viele Anfragen aus diesem Bereich. Unsere Pionierarbeit auf dem Gebiet der Schaltungsrealisation trägt also langsam Früchte.
Das Interview führte Nicole Wörner.